Elden Ring Neightreign – im Test (PS5)

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Spiel:Elden Ring NeightreignPublisher:Bandai-NamcoDeveloper:FromSoftwareGenre:Action-RollenspielGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5, XOne, XSXUSK:16Erschienen in:7 / 2025

Erst vor ein paar Monaten spazierten wir mit Vorfreude – aber auch etwas Skepsis – in den Hands-on-Termin zu Elden Ring Nightreign. Von den anfänglichen Zweifeln waren nach dem Termin erfreu­licherweise keine mehr übrig, wir hätten seinerzeit noch Stunden weiterspielen können. Gesagt, ­getan: Mittlerweile haben wir gute 35 Stunden in die Vollversion ­gesteckt, um sämtliche Inkarna­tionen des Nachtfürsten über den Jordan zu schicken. Und das bereitet – trotz einer Handvoll Stolpersteine – immer noch gewaltig Spaß.

In unserem ausführlichen Hands-on-Bericht (M! 03/25) haben wir Euch das Grundrezept von Nightreign bereits hinlänglich beschrieben. Lasst uns trotzdem noch mal kurz zusammenfassen, was Euch bei FromSoftwares ­experimentellem Spin-off im Kern erwartet.
In seinen vielen Gestalten sucht der Nachtfürst die ­Zwischenlande heim und sorgt für Chaos und Verderb. Als einer von acht sogenannten ”Nachtwandlern” macht Ihr es Euch also zur ehrbaren Aufgabe, wieder Frieden und Ordnung herzustellen. Dazu begebt Ihr Euch auf regelmäßige Expeditionen ins weitläufige Limveld, wo es zwei volle Tage zu überstehen gilt, ehe der Nachtfürst zur Audienz – und damit stressigen Konfrontation – lädt. Die Zeit bis zu diesen reichlich herausfordernden Keilereien will sinnvoll genutzt werden: Ihr wandert von einem zufallsbasierten Point of Interest zum nächsten und bekämpft kleine und große Schergen, um in der Stufe aufzusteigen und Euer überschaubares Inventar mit nützlicher Ausrüstung zu füllen. Dabei gilt es, durchgehend schnelle Entscheidungen zu treffen, da ein sich verengender Kreis aus Flammen Euch kaum die Zeit lässt, alle interessanten Flecken auf der Karte anzugehen. Das Bezwingen eines nächtlichen Bosses läutet dann den nächsten Tag nach selbigem Regelwerk ein, ehe Euch der ­dritte Tag zum Nacht­fürsten führt.

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So weit, so bekannt. Bandai Namco versprach im Rahmen des Hands-on-Events, dass noch ordentlich an der Frequenz und Vielfalt der zufallsbasierten Aspekte von Nightreign gefeilt würde. Und tatsächlich: Stellte sich beim Spielen der Vorab-Fassung flott eine – zugegeben wohlige – Routine ein, hält Euch die Vollversion auch nach längerer Spielzeit mit neuen und angenehm durchgewürfelten Elementen auf Trab. Zum einen wandern feindliche Camps und andere Hotspots zuverlässig umher und beherbergen regelmäßig neue Minibosse. Zum anderen lockt die Vollversion mit diversen frischen Ergänzungen. So wächst der Pool an zufälligen Ereignissen – Bosse können Euch etwa überraschend überfallen oder gar verfluchen.

Viel einschneidender gestaltet sich aber das Element der Erdverschiebungen. Solche Welt­ereignisse sorgen für signifikante Veränderungen der Karte. Der Boden kann etwa aufreißen, wodurch sich der Pfad in einen feurigen Krater eröffnet. Es kann aber auch sein, dass Limveld um eine mächtige Festungsstadt oder einen giftigen Wald ergänzt wird. Diese weitläufigen und zumeist garstigen Gebiete konfrontieren Euch mit risikoreichen Herausforderungen, bedenken Euch bei Erfolg allerdings mit potenziell kriegsentscheidenden Belohnungen.

Ihr erinnert Euch: Im Rahmen der Hands-on-Session hatten wir lediglich die Möglichkeit, in die Rollen von vier Nachtwandlern zu schlüpfen, um auf einen einzigen Nachtfürsten – den feurigen Vierbeiner Gladius – Jagd zu machen. Hier erweitert FromSoftware sowohl die Auswahl an spielbaren Recken als auch jene der feindlichen Chefetage beträchtlich. Zu der bereits bekannten Truppe – bestehend aus Wylder, Wächter, Gräfin und Einsiedlerin – gesellen sich nun vier weitere Nachtwandler, die sich organisch in die Heldenriege eingliedern.

Das Eisenauge agiert als unterstützender Assassine mit Pfeil und Bogen und markiert Feinde mit einem flinken Dolchstoß. Gezeichnete Schergen erleiden dann von der gesamten Gruppe erhöhten Schaden. Als alter Seemann greift der Räuber vorrangig zu groben Nahkampfwaffen und wirft eingesteckte Treffer zurück. Außerdem lässt er einen Steinblock aus dem Boden wachsen, der als praktisches Plateau für Fernkämpfer dient. Der schmallippige Vollstrecker pariert feindliche Angriffe mit dem richtigen Timing, worüber sich vor allem Sekiro-Fans freuen. Außerdem verwandelt er sich bei Einsatz seiner Ultimativkunst vorübergehend in eine wilde Bestie, die ordentlich austeilt. Und dann wäre da noch das unscheinbare Gespenst, das schemenhafte Gefährten beschwört, die Euch im Kampf beherzt zur Hand gehen.

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Genauso visuell und spielerisch vielseitig präsentieren sich die Nachtfürsten. Von nahkampfbegeisterten Zentauren über magisch versierte Ziegenböcke bis zu anmutigen Drachen empfängt Euch jede Konfrontation mit einer individuell heiklen Herausforderung und oftmals beeindruckenden Schauwerten. Letztere zu genießen fällt dabei gar nicht so leicht, verlangen Euch die Obermotze doch höchste Konzentration und vor allem Teamwork ab. Diese Momente markieren ohne Zweifel die spielerischen Höhepunkte von Nightreign. Neben dem gängigen Erlernen fieser Angriffsmuster ist auch die Zusammenstellung Eures Teams und das Ausloten der feindlichen Schwächen essenziell, um siegreich zu sein. Ist ein Nachtfürst dann einmal unter bebendem Herzschlag bezwungen, ist die Freude natürlich groß. Tatsächlich fühlen sich die Triumphe in Nightreign sogar ein gutes Stück belohnender an als in vergleichbaren Titeln des Studios, teilt Ihr Euren Sieg doch mit zwei verbündeten Spielern oder gar Freunden, die genauso geschuftet und gebangt haben wie Ihr.

Das ist dann auch das richtige Stichwort hinsichtlich der potenziellen Stolpersteine des Spiels. Ihr erlebt Nightreign idealer­weise mit einer festgelegten ­Gruppe bei direkter Kommunikation. Eine Absprache via Sprachchat ist kein Muss, erleichtert allerdings die Koordination im oftmals temporeichen Chaos der ­Expeditionen. Wir haben zwar auch erfolgreiche Durchgänge mit zufälligen Kameraden gemeis­tert, die bestmögliche Spiel­erfahrung eröffnet sich Euch aber erst bei Möglichkeit zur direkten Verständigung. In diesem Kontext befremdlich: Nightreign bietet ­keine integrierte Sprachchat-Funktion. Ihr müsst auf die ­Optionen Eurer Konsole oder Plattformen wie Discord ausweichen. Auch ein Cross-Play-Feature lässt der Titel schmerzlich vermissen.

Den wohl größten Schwachpunkt markiert aber der Solo-Modus. Einzelgänger haben aktuell das Nachsehen, ist die Spiel­balance doch klar auf eine kooperative Spielerfahrung ausgelegt. Lediglich marginaler Anpassungen wegen werdet Ihr solo nur mit Mühe ähnliche Erfolge einfahren können wie in der Gruppe. Gut möglich, dass FromSoftware hier aber noch an den Stellschrauben dreht, um das Spielerlebnis für einsame Wölfe angenehmer zu gestalten.

Meinung

Kevin Pinhao meint: Die Vollversion bestätigt meinen euphorischen Ersteindruck und entpuppt sich als vielschichtiger Koop-Spaß, der manch interessierten Fan des Originals aber flott das Handtuch werfen lassen dürfte. Gerade in den ersten Stunden präsentiert sich Nightreign ziemlich kompromisslos, wenn Ihr nicht nur den gewohnt strengen Schwierigkeitsgrad, sondern ebenso zahlreiche frische Spielelemente in oftmals schweißtreibendem Tempo erfassen und meistern müsst. Dieser elektrisierende Stress ist klar Geschmacksache. Wenn es aber klickt, dürfte Euch das für viele Stunden mit einem beträchtlichen Sog an den Bildschirm fesseln. So erging es jedenfalls mir: Nightreign bescherte mir ein paar der bis dato schönsten und erinnerungswürdigsten Gaming-Momente des Jahres an der Seite lieber Kollegen und Kolleginnen. Ich hoffe, Euch ergeht es ähnlich!

Oliver Schultes meint: Im Gegensatz zu Kevin habe ich für den Test bloß mit Zufalls-Koop-Partnern gespielt – und in gut 30 Stunden lediglich drei Nachtfürsten erlegt. Ohne direkte Sprachkommunikation und nur mit Map-Markern ist die intelligente Planung eines Runs ein zähes, mitunter frustrierendes Unterfangen. Wenn man als Team aber harmoniert und es einen erfahrenen Anführer gibt (dem die Kollegen auch folgen!), entfaltet Elden Ring Nightreign seine ganze, süchtig machende Faszination. Ja, das Looten von Lagern und Burgen für Levelaufstiege und bessere Waffen nutzt sich ab – denn eigentlich will man nur zu den hervorragend designten Endbossen. Ja, bloß ein Gebiet (Limveld) mit sporadischen Zufallsereignissen ist zu wenig – aber hier kann FromSoftware bequem in den kommenden Monaten nachlegen. Und ja, für Hardcore-Solisten ist das Spiel nicht gemacht – viele Situationen sind für ein Dreier-Team ausgelegt. Genug gemotzt: Eine neue Runde wartet!

Wertung

8 individuelle Nachtwandler und -fürsten
alle Klassen mit optionaler Quest-Reihe
Performance-Modus auf PS5 mit relativ stabiler Bildrate von 60 fps

”Nightreign” überzeugt mit erfrischendem Spielprinzip und fesselndem Koop-Spaß, ohne auf die bewährten Elemente des Originals zu verzichten.

Singleplayer86MultiplayerGrafikSound

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