Eine legendäre Spielereihe spielt sich seit 34 Jahren gleich, doch genau deswegen hat sie so viele Fans

Jeder hat schon mal das legendäre Hadoken aus Street Fighter gesehen. Auch wenn es über die Jahre hübscher wurde, hat es sich kaum verändert. Während man andere Spiele für die fehlende Revolution kritisiert, ist es bei Street Fighter die größte Stärke.

Als ich zum ersten Mal die wuchtige Welt von Street Fighter auf der Xbox 360 betrat, packte mich eine Faszination, die mich bis heute nicht loslässt. Ich tauchte in den vierten Teil ein und steckte mir ein Ziel, das mich fortan antreiben sollte: Ich wollte den Hadoken, Ryus Signature-Move, meistern. Was anfangs wie eine unüberwindbare Hürde wirkte, entpuppte sich nach zahllosen Versuchen als ein triumphales Erfolgserlebnis.

Seitdem hat mich der Hadoken in all den Street Fighter-Teilen, die ich im Laufe der Jahre gespielt habe, begleitet. Es ist mehr als nur eine Spezialattacke – es ist eine Erinnerung an meine Anfänge, an die Zeit, die ich investierte, und an den Moment des Sieges, der am Ende jeder Anstrengung stand. 

Auch wenn es der einfachste Move im Spiel ist, ist der Hadoken zu meinem ständigen Begleiter geworden. Er symbolisiert für mich eine Spielreihe, die sich in 34 Jahren zwar verändert hat, aber gleichzeitig auch immer gleich geblieben ist.

Der gealterte Ryu in Street Fighter 6

Alles begann mit Street Fighter 2, das bis heute ein Vermächtnis darstellt. Ein Erbe, das nicht nur ganze Generationen von Fighting Games geprägt hat, sondern sich auch tief in die Popkultur gebrannt hat.

Junya Christopher Motomura, ein Designer bei Arc System Works (Guilty Gear, Dragon Ball FighterZ), sagte über das Spiel: Street Fighter II war das Spiel, das meine Fantasie und Leidenschaft für die Entwicklung von Spielen geweckt hat (Quelle: gamedeveloper.com).

Auch Michael Murray, ein Game-Designer im Tekken Project-Team, kann nur Positives dazu sagen:

Street Fighter hat das VS-Fighting-Genre wirklich begründet. Die Beherrschung komplexer Eingaben, die zu lohnenden Animationen/Angriffen im Spiel führen, Charaktere mit einzigartigen Fähigkeiten, die jeweils aus verschiedenen Orten auf der ganzen Welt stammen, Stages mit visuellen Themen und Musik, die auf bestimmte Charaktere zugeschnitten sind und auf bestimmten Schauplätzen basieren – all dies sind Elemente, die in nachfolgenden Spielen zu Standardelementen wurden.

Quelle: gamedeveloper.com

Kombos, Movement und die exzentrischen Charaktere legten den Grundstein für Serien wie Tekken, Mortal Kombat und Guilty Gear. Vergleicht man aber Street Fighter 2 mit Street Fighter 6, das 32 Jahre später erschienen ist, stellt man fest: So viel hat sich gar nicht verändert. Doch auch wenn das komisch erscheint, ist genau das die größte Stärke des Spiels.

Street Fighter 6 zeigt, welche Tricks ein über 30 Jahre alter Charakter mitbringt


Autoplay

Die mechanische Konstanz – Warum das Gameplay immer noch gut ist

Die Mechaniken von Street Fighter 2 waren damals gut und sind es bis heute. 1991 etablierte Street Fighter 2 nicht nur Charaktere, die man bis heute kennt, sondern auch Steuerkonventionen, die gleichgeblieben sind. Das ikonische Hadoken von Ryu verursachte man 1991 mit der Kombi Viertelkreis-Schlagtaste und das auch heute noch. Gleiches bei den anderen Figuren.

Diese Steuerkonventionen gehören nicht nur zu den alten Charakteren, sie werden auch bei neuen Kämpfern für neue Moves benutzt. Damit gehört die Steuerung, die damals etabliert wurde, genauso fest zum Genre wie die legendären Kämpfer Chun-Li oder Ryu. Wer das Hadoken 1991 ausführen konnte, bekommt das auch heute noch hin.

Das Spielprinzip ist trotz besser werdender Grafik und leistungsfähigerer Technik gleich. In Street Fighter ging es schon immer darum, Distanz gut einzuschätzen, auf Schwächen des Gegners zu achten und im richtigen Moment zuzuschlagen.

Passend dazu ist die grundlegende Steuerung auf dem Papier ziemlich simpel und intuitiv. Mit dem Stick oder dem Steuerkreuz bewegt man sich nach links und rechts, duckt sich und springt hoch, und die 6 anderen Tasten sind jeweils 3 Tritte und 3 Schläge. Jeder, der Street Fighter zum ersten Mal sieht, versteht das Spielprinzip. Das Leben des anderen muss auf 0 gebracht werden und die Knöpfe führen Angriffe aus.

Street Fighter ist einfach zu lernen, extrem hart zu meistern.

Der 6. Teil ist, heruntergebrochen auf seine Kernmechaniken, das gleiche Spiel wie der 34 Jahre alte Vorgänger, nur eben hübscher. Doch genau das ist ein großer Vorteil.

Die menschliche Konstanz – Die Bedeutung der Charaktere als emotionaler Ankerpunkt

Ist das nicht ein Kritikpunkt? Man könnte meinen, dass fehlende Evolution ein großer Kritikpunkt sei, doch das ist die größte Stärke von Street Fighter. Vor allem, wenn man es abseits von reinen Mechaniken betrachtet. Fighting Games haben kein klassisches Storytelling. Es gibt Storymodes und kleine Schnipsel in Arcade-Modes, doch die, vergleichsweise extrem absurde, Story steht nie im Mittelpunkt.

Das visuelle Design von Kämpfern ist der wichtigste Anhaltspunkt für Spieler. Er sollte nicht nur cool aussehen, sondern auch schon verraten, was er vielleicht für ein Kämpfer ist. Das ist wichtig für den Auswahlbildschirm vor einem Kampf, damit Spieler auch ohne Vorwissen einen Grund haben, einen Kämpfer zu wählen.

Die Animationen im Kampf repräsentieren dann die Persönlichkeit des Kämpfers. Auch wenn Akuma und Ryu ähnliche Moves haben, merkt man an der aggressiven Animation von Akuma, dass er brutaler ist.

Aufgrund simpler Eigenheiten entscheiden sich viele Spieler für einen Charakter, den sie nicht nur in einem Game als Main-Kämpfer ansehen, sondern auch in zukünftigen Teilen der Reihe. Man verbringt unzählige Stunden mit Figuren, die einen vielleicht sogar ein Leben lang begleiten.

Die Rückkehr eines Charakters kann zu einer emotionalen Reaktion führen, weil man sehen möchte, wie sich der Charakter heutzutage schlägt. Das sieht man am Beispiel des Reveals der neuen Charaktere in Season 3 von Street Fighter 6:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum YouTube Inhalt

Die Evolution im Detail – Wie sich Street Fighter trotzdem weiterentwickelt

Das Spielprinzip von Street Fighter muss nicht revolutioniert, sondern neu gedacht werden. Auch wenn sich die grundlegenden Mechaniken und Ideen nicht ändern, muss Street Fighter trotzdem Abwechslung schaffen, damit die einzelnen Spiele besonders bleiben.

Anders als Reihen wie Resident Evil oder Final Fantasy, die regelmäßig das Spielerische und sogar das Genre auf den Kopf stellen, muss Street Fighter die bekannten und fest verankerten Mechaniken neu kontextualisieren. Das macht die Reihe in 2 Aspekten.

Der erste Aspekt bezieht sich auf das Spielerische. Neue Gimmicks wie V-Trigger, perfekte Konter oder Focus-Attacks sind keine Mechaniken, die für immer bleiben, sie bringen aber, mal mehr, mal weniger positiv aufgenommen, Frische ins Spiel. Die bekannten Kämpfer und ihre Mechaniken bleiben erhalten, aber mit neuen Gimmicks können sie anders interpretiert werden.

Das regt auch die Veteranen der Reihe und ihre Kreativität an. Es entsteht eine neue Bühne mit neuen Gegebenheiten, denen sich die altbekannten Kämpfer anpassen müssen. Dazu kommen dann noch neue Kämpfer, die Dynamiken verändern und den einzelnen Titeln einen eigenen Grundton geben.

Der zweite Aspekt ist die Präsentation. Die Kämpfer sind das Herzstück jedes Fighting-Games und auch die dürfen visuell nicht stehenbleiben. Die verschiedenen Street-Fighter-Teile versuchen auch, sich innerhalb ihrer Atmosphäre zu unterscheiden. Dazu reichen schon neue Kostüme und ein anderer Soundtrack.

Street Fighter 3: Third Strike orientiert sich musikalisch und visuell an Jazz und erzeugt damit einen anderen Flow als beispielsweise Street Fighter 6, das sich sehr an Hip-Hop und Streetwear orientiert. Dadurch hat jeder Titel eine eigene Persönlichkeit, auch wenn das grundlegende Spielprinzip wie früher ist.

Mehr zum Thema

Mehr zum Thema
Mit einem neuen Controller für die PS5 sehe ich aus wie der größte Schwitzer, doch genau dafür ist er da

von Niko Hernes

Mehr zum Thema
73-Jährige gewinnt Tekken-Turnier im Seniorenheim, sagt: „Fühlte sich nicht besonders schwierig an“

von Nico Scheibel

Mehr zum Thema
Ken oder Ryu? 33 Jahre nach Street Fighter II gibt der Produzent zu, dass einer wirklich stärker ist

von Cedric Holmeier

Viele Fighting-Games revolutionieren sich selten selbst, aber warum sollten sie auch? Das Spielerische ist so ausgereift, dass man sich auf audiovisuelle Aspekte wie Charaktere, Atmosphäre oder Grafik konzentrieren kann. 

Bestimmte Teile von Street Fighter werden ikonisch, weil sie mit den ausgereiften Mechaniken experimentieren, ohne sie grundlegend zu verändern. Spieler entwickeln eine emotionale Beziehung zu Figuren, deren Geschichte sie gar nicht kennen, weil sie sich darauf konzentrieren können.

Street Fighter ist nicht nur ein Spiel, sondern ein kulturelles Erbe, eine Tradition, die sich immer wieder neu erfindet, ohne ihren Ursprung zu vergessen. Street Fighter ist wie Tetris. Mal im neuen Gewand oder mit neuen Gimmicks, bleibt Tetris immer Tetris. Und ein Hadoken bleibt eben seit über 30 Jahren ein Hadoken. Ein beliebtes Kampfspiel auf Steam bekommt einen Skin, den wohl niemand erwartet hätte: „Jetzt kann ich sie spielen und sehe nicht wie ein Spinner aus“

Der Beitrag Eine legendäre Spielereihe spielt sich seit 34 Jahren gleich, doch genau deswegen hat sie so viele Fans erschien zuerst auf Mein-MMO.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *