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Nicht wenige Menschen fragen sich in ihrem Leben: ”Was wäre gewesen, wenn?” Im Sci-Fi-Abenteuer der Frostpunk– und This War of Mine-Macher spielt Ihr diese Möglichkeiten durch, um Euch und vielleicht auch der Menschheit das Überleben zu sichern.
In ferner Zukunft gibt es mal wieder Ressourcen-Probleme. Die vielversprechende Substanz Rapidium soll für Abhilfe sorgen. Die Firma Ally Corp. startet ”Projekt Dolly” und schickt Crews im Kryoschlaf durchs Weltall. Macht ein Quantencomputer die Substanz auf einem Himmelskörper aus, steuert die KI das Schiff in die richtige Richtung. Doch als Jan Dolski auf einem Planeten aufwacht, sind alle anderen Crewmitglieder verstorben. Glücklicherweise habt Ihr zwar eine riesige, rollende Basis, um im radioaktiven Sturm Unterschlupf zu finden, doch um die zu betreiben und der bedrohlich aufsteigenden Sonne zu entkommen, benötigt Jan weitere Materialien und vor allem helfende Hände.
Das Spiel lässt sich grob in zwei Bereiche einordnen, die Ihr Euch jederzeit selbst frei einteilen könnt. Während der jeweiligen Akte bleibt Ihr aufgrund eines Hindernisses oder einer Anomalie stecken. Der erste Teil läuft meist so ab: Ihr erforscht die linearen Gebiete rund um Eure Basis, um auf Ressourcenquellen Bergbaustationen zu errichten, die Ihr dann per Leitung mit Eurer Station verbindet. Praktischerweise dienen diese Stützpunkte auch gleichzeitig als Schnellreiseorte, wodurch Ihr ohne Zeitverlust Wege zurücklegen könnt. Da Ihr ab 20 Uhr müde werdet und die Radioaktivität zunimmt, eine gern gesehene Funktion.
Während Eurer Suche stoßt Ihr auf diverse Probleme wie eine Felsblockade, die Ihr mit herstellbaren Werkzeugen zerstören müsst. Super: Egal, wo Ihr Euch befindet – Ihr könnt jederzeit in der Werkstatt Items produzieren lassen, die nach der Fertigung sofort nutzbar sind. Nervige Abholmärsche bleiben Euch erspart. Zusätzlich dürft Ihr viele Prozesse automatisieren und so beispielsweise immer eine gewisse Grundmenge an Nahrung, Anzugsbatterien oder Strahlungsfiltern herstellen lassen. Ein großzügig ausgelegter Zeitdruck sorgt zudem dafür, dass Ihr nicht endlos auf der Stelle stehen dürft.
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Der zweite Aspekt des Spiels findet in der Basis statt. Dank Quantencomputer und Rapidium erschafft Ihr in begrenzter Anzahl Klone von Euch, die in Jans Vergangenheit einen anderen Lebensweg eingeschlagen haben. Während unser Jan zur Uni ging, um der Gewalt seines prügelndem Vaters zu entkommen, blieb Techniker-Jan für seine kranke Mutter daheim und bot seinem Senior die Stirn. Grundsätzlich gilt zwar, dass Ihr die Klone eher simpel nach dem Job-Bonus auswählt, den Ihr für Eure Basis als wichtig erachtet, jedoch kommen Eure Alter Egos mit eigenen Geschichten und Persönlichkeiten daher, die Ihr über die Zeit lieb gewinnt. Durch Dialoge und Entscheidungen lernt Ihr sie kennen und helft ihnen, mit ihrem neuen Dasein fertig zu werden. Euren Klonen weist Ihr über das Menü jederzeit Aufgaben zu. Schickt sie raus an die Bergbaumaschinen oder lasst sie in der Basis gärtnern, kochen oder Werkzeuge herstellen. Sind sie mit einer Tätigkeit durch, widmen sie sich selbstständig der nächsten Produktionskette, die aktuell unbesetzt ist. Auch hier umgeht The Alters gekonnt nerviges Mikromanagement.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, Eure Station während magnetischer Stürme am Laufen zu halten, in denen der Verbrauch in der Basis steigt, die Radioaktivität zunimmt und ganze Räume schneller ausfallen, wodurch Ihr wertvolle Zeit verliert. Zu Beginn ist die Station klein, doch im Stil von XCOM erforscht Ihr mithilfe von Wissenschaftler-Jan neben Erkundungsupgrades auch neue Räumlichkeiten. So erschafft Ihr Gemeinschaftsräume, Schlafsäle, Krankenstationen, Lager und mehr. Mit dem ebenso von Euch platzierten Aufzug bereist Ihr die Etagen, um selbst Hand anzulegen oder storyrelevante Gespräche zu führen. Um die Bauplätze Eurer radförmigen Basis optimal zu nutzen, könnt Ihr übrigens die Räume jederzeit neu anordnen. Wichtig ist dabei nur, dass die Abteilungen miteinander verbunden sind. Verliert Ihr durch die Schieberei den Überblick, nutzt Ihr einfach kurz die Übersichtskarte, die Euch auch die aktuelle Position Eurer Alter Egos anzeigt.
Obwohl The Alters immer wieder Phasen hat, in denen Ihr Euch bloß um das Auffüllung von Ressourcen kümmert, kommt dank viel Komfort nur selten das Gefühl von Grind auf. Alle spielmechanischen Elemente wirken auf ihre Weise seicht, verschmelzen aber dank der Klon-Jans, Eurer Entscheidungsfreiheit und dem unbekannten Planeten mit seinen Anomalien zu einer spannenden Mischung, der man sich als Sci-Fi-Fan nur schwer entziehen kann. Wenn Ihr Euch schon immer für den Schmetterlingseffekt oder Klonschafe interessiert habt, dann werdet Ihr mit diesem Adventure sicher glücklich.
Meinung
Steffen Heller meint: The Alters merkt man an, dass die Entwickler die Kanten möglichst glatt schleifen wollten. Es sind vor allem die vielen Quality-of-Life-Entscheidungen von 11 bit, die The Alters zu einem so angenehmen Erlebnis machen. Immer wieder war ich erstaunt, wie fluffig Spielelemente ineinandergreifen und mir jede Möglichkeit zum Meckern nehmen. Schlussendlich benötigt das Abenteuer mir aber doch zu lange, um Fahrt aufzunehmen, und einige Aktivitäten wie das erneute Aufstellen von Bergbaugeräten sind trotz frischer Herausforderungen etwas zu repetitiv. Obwohl die Jan-Klone viele herzliche Momente und düstere Highlights bieten, fühlen sich die Charaktere zu sehr nach Abziehbild an. Vielleicht muss das so sein, damit sich die Figuren genug unterscheiden. Jedoch wirken manche Charakterveränderungen wie die des Wissenschaftlers – der alles Soziale für den Fortschritt opfern würde – etwas zu weit hergeholt. Unterhaltsam war die ungewöhnliche Reise trotzdem.
Wertung
Schwierigkeitsgrad für ”Action” und ”Management” separat wählbar
2 insgesamt stabile Grafikmodi
Speicherstände lassen sich absichern, sodass Tage nicht überspeichert werden
Faszinierender Sci-Fi-Trip mit einzigartiger Prämisse, die mit massig Komfort aufwartet, damit Ihr Euch auf die Reise konzentrieren könnt.
Singleplayer83MultiplayerGrafikSound
