Mario Kart World – im Test (Switch 2)

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Spiel:Mario Kart WorldPublisher:NintendoDeveloper:NintendoGenre:RennspielGetestet für:Switch 2Erhältlich für:Switch 2USK:Erschienen in:7 / 2025

Als Mario Kart 8 Ende Mai 2014 für die Wii U erschien, hätte wohl keiner damit gerechnet, dass uns die Kart-Raserei über die nächsten elf Jahre zuerst dort und dann mit einer Deluxe-Neuauflage für die ungleich erfolgreichere Switch begleiten würde. Nach unzähligen Rennen, mehr als 75 Millionen verkauften Exemplaren über beide Systeme hinweg und einem Stammplatz in den wöchentlichen Verkaufscharts präsentiert ­Nintendo nun den Nachfolger. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang, aber nach so langer Zeit mit Wasserpark, Discodrom und Gruselwusel-Villa, da fühlt sich eine neue Welt, neue Figuren und nicht zuletzt ein neues Interface schon seltsam an. Seltsam und ungewohnt, aber auch frisch und sehr willkommen!

Und um das zu vermitteln – das Neue, die Offenheit – gehen ­Nintendos Entwickler wieder einmal clever vor. Im Titelbildschirm düst ein Kart über die Piste. Und klar: Wir könnten jetzt ganz klassisch unsere Rennen starten. Aber viel verlockender ist eigentlich ein schneller Druck auf den Plus-Knopf; schon verschwindet das Menü und wir steuern das Kart selbst und können frei herumfahren. Kein Timer, keine Konkurrenz, wir tuckern einfach durch einen riesigen Sandkasten voller kleiner Aufgaben und optionaler Herausforderungen. Wir erkunden die Umgebung, finden auch mal ein neues Kostüm für unsere Figur und haben alle Freiheiten, in die Welt des neuen ­Mario Kart einzutauchen.

Und eine Welt ist es wirklich, Mario Kart World trägt seinen Namen nicht umsonst. Mario & Co. fahren hier nicht über ­einzelne, voneinander abgetrennte Strecken: Jeder der 32 Kurse (von ­denen 14 mehr oder weniger lose auf klassischen Vorgängern früherer Episoden basieren) und jede Arena im Kampf­modus ist Teil eines gemeinsamen Straßennetzes und so ein Baustein einer zusammenhängenden, weitläufigen Welt, die Ihr beliebig mit jedem verfügbaren Charakter und Kart oder Motorrad befahren dürft. Düst gemütlich durch die Gegend, sammelt ein paar Münzen oder geht auf die ­Suche nach Abkürzungen, geheimen Passagen und optionalen Missionen. Aber nein, eine große, spielübergreifende Questline oder gar einen Storymodus gibt es in der offenen Welt nicht, Nintendo und Co-Entwickler Monolith legen den Fokus hier klar auf den Sandbox-Aspekt.

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Wollt Ihr zielgerichteter spielen, stürzt Ihr Euch in die verschiedenen Cups. Serientypisch fahrt Ihr vier Rennen auf unterschiedlichen Strecken in der 50-, 100- oder 150-ccm-Klasse; eine extraschnelle 200-ccm-Variante suchen Profis dagegen (bisher) vergeblich. Ob das technische Gründe hat oder schlicht später per Update nachgereicht wird, darüber können wir bestenfalls spekulieren. Unterschiedliche Platzierungen bringen Punkte, und wer davon am Ende die meisten hat, gewinnt. Siege werfen neue spielbare Figuren ab und wer alle Rennen meistert, spielt die finale Herausforderung frei. Die große Neuerung dabei: Ihr fahrt nicht einfach jeweils drei Runden pro Kurs. Die erste Strecke absolviert Ihr traditionell – ab da rast Ihr direkt zur nächsten. Die ersten beiden Checkpoints sind meist auf dem Weg zum folgenden Kurs, auf dem Ihr dann noch eine finale Runde dreht, bis das Rennen zu Ende ist. In der 50-ccm-Klasse ist das ziemlich simpel, in der 150-ccm-Klasse machen Euch Eure Mitfahrer ordentlich die ­Hölle heiß und Ihr solltet besser jede Abkürzung und jeden Trick kennen: Bei 23 fiesen Gegnern pro Rennen kann es auf den Kursen schon mal hoch hergehen.

Apropos Tricks: Das ist eine der Neuerungen des neuen ­Mario Kart. Haltet den Sprungknopf ­gedrückt und Ihr ladet einen ­Hopser auf, mit dem Ihr auf Kabeln, Absperrungen, Kanten und sogar an Wänden fahren könnt. Durch mehr oder minder elegante Controller-Bewegungen führt Ihr kleine Stunts aus, die Euch weitere Geschwindigkeitsboosts bescheren, auch die traditionellen Slide-Turbos und Windschatten-Boosts der Vorgänger sind wieder mit von der Partie. Um all diese Manöver zu üben, findet Ihr im freien Modus regelmäßig P-Blöcke, die Herausforderungen aktivieren, die sich eben um all diese Tricks drehen, die Euch dann bei den klassischen Rennen Vorteile verschaffen.

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Aber sind wir ehrlich: So spaßig die Solo-Rennen sind, am besten ist Mario Kart auch in dieser ­Inkarnation in geselliger Runde. Das ist hier gemeinsam auf der Couch, online und per Direktverbindung zwischen mehreren Konsolen möglich. Spielt Ihr ­allerdings zu dritt oder zu viert an einem System, dann müsst Ihr ein paar grafische Einbußen hinnehmen. Vor allem die auf 30 fps halbierte Bildrate mag manchem Technik-Fetischisten sauer aufstoßen, unserer Meinung nach wiegen die im direkten Couch-Multiplayer entstehenden sozialen Dynamiken diesen Malus aber souverän auf. Bei lokaler Verbindung oder im Online-Modus habt Ihr dieses Problem natürlich nicht, hier flitzt jeder auf dem eigenen Bildschirm über die Pisten, aber auch zwei Spieler am gleichen Gerät dürfen so noch antreten. Auf diese Weise absolviert Ihr gemeinsam die unterschiedlichen Ligen und individuellen Rennen, bei denen Ihr selbst festlegt, ob Ihr die Strecken klassisch oder mit Verbindungsstücken befahren wollt. Darüber hinaus ist der beliebte Kampfmodus wieder mit von der Partie – auch mehr als 30 Jahre nach dem SNES-Original hat gerade die Ballonschlacht nichts von ihrem Unterhaltungswert verloren.

Ein charmanter Bonus ist dabei auch die Integration der ­Kamera. Markiert Euer Gesicht im Bild­bereich und Euer Antlitz wird über Eurer Figur eingeblendet. Aus Gründen der Schicklichkeit ist das aber nur unter Freunden oder ­lokal möglich. Der spannendste Modus ist jedoch das K.o.-Rennen. Hier gehen 24 ­Piloten gemeinsam an den Start und brettern quer über den Kontinent; an jedem ­Checkpoint wird dann ausgesiebt, die letzten vier Fahrer fliegen raus. So verengt sich das Feld ­immer weiter, aus dem fröhlichem ­Chaos der ersten Strecken­abschnitte wird schließlich ein verbissener Kampf um die ­Spitzenposition. Die Online-Performance war bei unseren Tests sauber, schnell und flüssig, ­Matches kamen stets flott zustande. Aber das ist in den ersten Tagen nach Konsolen­veröffentlichung auch nicht anders zu erwarten.

Und wie ist das jetzt mit der Technik? Zeigt Mario Kart World, was die Switch 2 auf dem Kasten hat? Im Grunde ja – aber wie so oft mittlerweile ist auch hier die Zeit der großen Quantensprünge vorbei, die Verbesserungen sind vor allem im Detail zu finden. Die ­Ladezeiten sind angenehm kurz, die ausladende nahtlose Welt kommt komplett ohne Ladepausen aus und vor allem die hübsche Lichtsetzung und die sich wandelnden Tageszeiten sorgen für ein paar echte grafische ­Leckerbissen. Straßen und Umgebungen sind mit weit hübscheren Texturen und Effekten versehen, als das noch beim Vorgänger der Fall war, und auch die Fahrer und Karts weisen viel mehr Details auf. Und das im Solo-Modus natürlich in hoher Auflösung und mit blitzsauberen 60 Bildern pro Sekunde.

Meinung

Thomas Nickel meint: Man nimmt Mario Kart gerne als gegeben, als feste Größe hin. Kennt man, ist immer wieder spaßig. Aber das greift gerade bei diesem Serienteil zu kurz. Wenn Ihr über eine herrlich beleuchtete Strecke brettert, einen kniffligen Sprung meistert, so eine Rampe erreicht und auf einmal die Flügel ausklappt und über einen Teil der Piste gleitet, dann setzt das schon eine gehörige Ladung Endorphine frei. Die Kurse sind jetzt oft etwas breiter und weitläufiger, was sicherlich mit dem erweiterten Fahrerfeld zusammenhängt. Die verbundenen Strecken sind eine spaßige Idee und habt Ihr darauf mal keine Lust, könnt Ihr im Mehrspieler-Modus auch ganz klassisch Eure Runden drehen. Etwas Kritik gibt es dennoch: Die offene Welt ist eine coole Idee, wird aber zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt genutzt. Als Sandbox mit diversen Aufgaben ist das freie Fahren schon spaßig, aber das nagende Gefühl, dass da eigentlich mehr gehen sollte, das lässt sich nicht verleugnen. Trotzdem: Mit neuen Strecken, neuen Fahrern, wilden Rail-Grinds und nicht zuletzt der neuen K.o.-Tour ist Mario Kart World nicht einfach ein erweitertes Mario Kart 8 Deluxe, sondern eine rundum gelungene Fortführung der Kultserie. Ein Modul randvoll mit Spielspaß, herrlichen Szenarien, witzigen, zahllosen liebevollen Details und last but not least einem famosen Soundtrack, der gekonnt klassische Themen frisch interpretiert und etliche neue Kracher raushaut – da gibt man gleich noch mal so gerne Gas!

Ulrich Steppberger meint: Es mag erschüttern, aber die ”normalen” (also eigentlich alle bisherigen) Mario Kart-Episoden haben mich nie wirklich fasziniert. Umso mehr mag ich aber Forza Horizon und entsprechend kommt mir der neue Ansatz mit befahrbarer Welt und deren Nutzung bei den Rennen jetzt entgegen. Wie erhofft macht World hier seine Sache richtig gut und liefert so viel Abwechslung, dass ich gerne wieder zum Lenkrad greife. Die breitere Kursführung gefällt mir ebenso wie die zeitgemäße, stets knackscharfe und ruckelfreie Grafik des bunten Treibens. Dass es in der Welt mehr zu tun geben dürfte und dass die gewählten Vehikel Einfluss auf die Fahrcharakteristik haben, während die Piloten kurioserweise austauschbar sind? Alles kein Problem, nur die blauen Panzer bleiben nerviger Mist.

Steffen Heller meint: Der Mario-Raser ist ein würdiger Starttitel für Nintendos neue Konsole. Das freie Herumfahren in der Open World ist zwar an sich ziemlich öde, aber die damit einhergehenden Änderungen für die Rennen geben dem immerhin neunten Teil der Serie einen angenehm frischen Anstrich, den die Franchise gebraucht hat. Zu Beginn benötigte ich jedoch Eingewöhnungszeit. Die Streckenbreite ist zwar angesichts der vielen Rennteilnehmer sinnvoll, aber der Faktor Kurskenntnis gerät dadurch in den Hintergrund. Ebenso sorgen die vielen Mitbewerber insbesondere in der Mitte des Fahrerfelds für reichlich Chaos und nicht selten kommt es vor, dass ich kurz vor Schluss innerhalb von Sekunden von einem Platz auf dem Treppchen zum Schlusslicht durchgereicht werde. Da dieser freundschaftszerstörende sowie unberechenbare Faktor schon immer zur Serien-DNS gehörte, können Fans trotzdem oder gerade deswegen unbeirrt zugreifen.

Wertung

32 Strecken
50 Fahrer
103 alternative Kostüme
Ihr könnt als Kuh fahren

Fahrt durch die offene Welt, donnert über Rennstrecken und liefert Euch wilde 24-Spieler-Duelle – das neue ”Mario Kart” punktet auf ganzer Linie.

Singleplayer90MultiplayerGrafikSound

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