MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz hat auf Steam mit großer Freude WUCHANG: Fallen Feathers durchgespielt und erst danach festgestellt, dass das Soulslike auf Steam bei gerade mal 50 Prozent positiv steht. Wer sich davon blenden lässt, verpasst ein ganz tolles Spiel im Stil von Dark Souls.
Was macht ein gutes Soulslike aus? Mit dem Begriff bezeichnet man bekanntlich Spiele, die der Formel folgen, die FromSoftware seinerzeit mit Demon’s Souls und Dark Souls etabliert hat und seitdem immer weiter verfeinern konnte.
Ein gutes Soulslike orientiert sich an dieser Formel und den Stärken von Dark Souls und Co., findet aber auch eine eigene Identität. Wichtig sind für mich persönlich dabei vor allem:
ein wuchtiges, responsives Third-Person-Kampfsystem mit aktiven Blocks und Paraden sowie Kontern und Schwachpunkt-Angriffen (etwa in den Rücken), die sich befriedigend anfühlen
ausgefeilt designte Weltabschnitte, die das Erkunden belohnen und clever miteinander verbunden sind (durch Abkürzungen zu entfernten „Leuchtfeuern“ beispielsweise)
abwechslungsreiche und fordernde Bosskämpfe, die durch das Kampfareal, die Musik und besondere Mechaniken im Gedächtnis bleiben
eine motivierende Charakterprogression, durch die es möglich ist, unterschiedliche Spielstile und Builds auszuprobieren
eine möglichst perfekt auf einen Schwierigkeitsgrad ausgerichtete Spielerfahrung, die man durch optionale Faktoren wie bestimmte Builds, beschwörbare Helfer und Ähnliches beeinflussen kann
optionale Herausforderungen, die sich gezielt an erfahrene Souls-Spieler richten
Zu meinen bisherigen Soulslike-Lieblingen, die viele dieser Faktoren aus meiner Sicht besonders gut abbilden konnten (und die nicht von FromSoftware kommen), gehören Lies of P, die Nioh-Reihe, die beiden Lords of the Fallen, die „The Surge“-Reihe und – als Light-Varianten des Soulslike-Genres – die beiden Star-Wars-Jedi-Teile Survivor sowie Fallen Order.
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Autoplay
Mau bewerteter Neuling übertrifft alle
Mein neues Lieblingsspiel aus dieser Soulslike-Gattung, das nicht von FromSoftware kommt, ist seit vergangener Woche aber das am 24. Juli 2025 erschienene WUCHANG: Fallen Feathers. Und das dürfte vielleicht manch einen überraschen, der bisher nur die aktuelle Bewertung des Spiels auf Steam gesehen hat. Dort fallen nämlich nur 50 Prozent der über 38.300 Bewertungen positiv aus.
Was man zu den negativen Bewertungen wissen muss:
Den ersten Schwung Kritik und Kaufwarnungen gab es, weil das Spiel mit starken Performance-Problemen zu kämpfen hatte. Zwischenzeitlich lieferten die Entwickler jedoch mehrere Updates und zumindest bei mir kam es auf dem PC zu null Problemen; die Performance war geschmeidig und es gab auch keine auffälligen Bugs, Input-Lag oder Abstürze.
Diverse aktuelle Negativ-Rezensionen beziehen sich indes darauf, dass die Entwickler zuletzt kleine Anpassungen am NPC-Verhalten und der Story vorgenommen haben, wodurch man beispielsweise einige menschliche Bosse nicht mehr final töten kann. Mir persönlich sind keine der in den Rezensionen genannten Punkte in irgendeiner Form negativ aufgefallen.
Die spielerischen Qualitäten von WUCHANG: Fallen Feathers bekommen dagegen kaum Kritik ab. Ganz im Gegenteil. In den positiven Rezensionen finden sich viele Spieler, die richtig viel Spaß mit dem Soulslike haben und sogar die „Game of the Year“-Adelung rausholen.
Da kann ich mich zwar nicht ganz anschließen – dafür ist das Rollenspiel-Genre dieses Jahr mit Knallern wie Clair Obscure: Expedition 33 oder Kingdom Come: Deliverance 2 einfach zu gut aufgestellt -, aber auch ich muss sagen: WUCHANG ist toll und aus meiner Sicht sogar das aktuell beste Soulslike, das nicht von FromSoftware kommt.
Besser stark kopiert als schlecht neu erfunden
Das größte Highlight von WUCHANG ist dabei aus meiner Sicht das Design der Welt. Die Art, wie die einzelnen Bereiche miteinander verbunden sind und wie viel man beim Erkunden tatsächlich entdecken kann, braucht sich hinter den Besten der Besten (wie etwa einem Dark Souls), nicht verstecken. Hier stinken alle eben genannten Soulslikes im Vergleich ab.
Man merkt aber auch beim Design manch eines Bosses, dass sich WUCHANG bei der Konkurrenz einiges abgeschaut hat, was etwa einige Angriffsmanöver angeht. Das kann man kritisieren, findet aber auf so einem hohen Niveau statt, dass mir viele der Kämpfe dennoch richtig viel Spaß gemacht haben.
Ganz großes Kino ist teils aber auch die Inszenierung. Beispielsweise beim Weg zum Endboss, auf dem ein Musikstück einsetzt, das die Atmosphäre des Gebiets perfekt untermalt und bei manch einem für Gänsehaut sorgen dürfte.
Maximale Freiheit
Dass ich in den (Boss-)Kämpfen so viel Spaß hatte, liegt aber auch daran, dass ich mir in WUCHANG einen Build basteln konnte, der meinen bevorzugten Spielstil perfekt abbildet: mit zwei Klingen und schnellen Angriffen den Feind aggressiv unter Druck zu setzen. Dank starker Lebensraub-Synergie konnte ich einige Bosse so sogar regelrecht „tanken“.
Ebenfalls ein Pluspunkt (den sich viele andere Soulslikes gern bei WUCHANG abschauen dürfen): Das Progressionssystem für die verschiedenen Waffen ist mit seinem großen Talentbaum so flexibel aufgebaut, dass man ohne großen Aufwand umskillen und so leicht unterschiedlichste Spielstile ausprobieren kann. Das hat auch schon Kollege Ody in seinem Anspielbericht ausgiebig gelobt.
Zu all dem kommt, dass WUCHANG beim Schwierigkeitsgrad eine – für mein persönliches Empfinden – ganz wunderbare Balance gefunden hat. Das Spiel ist kein Selbstläufer und stets angenehm fordernd, aber nie auf eine unfaire Weise schwer.
Die Strafen für ein Ableben fallen zudem nicht ganz so krass aus, wie in vielen anderen Souls-Spielen, weil man einen Teil der gefarmten Erfahrungspunkte behalten darf. Und ganz oft befindet sich in der Nähe der Boss-Arena ein schnell erreichbarer Wiederbelebungspunkt.
Das war beispielsweise etwas, das die Entwickler von Lies of P aus meiner Sicht zum Launch nicht so gut hinbekommen haben. Dort gab es deutlich größeres Frustpotenzial, das die Devs schließlich – recht unelegant, aber effektiv – mit der Einführung von neuen Schwierigkeitsgraden gelöst haben. Das sorgt für eine erhöhte Einsteigerfreundlichkeit, gibt aber Abzüge in der Soulslike-Note.
Lasst euch von den Zahlen nicht täuschen
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer nur auf die aktuellen Zahlen auf zum Beispiel Steam schaut und sich davon abschrecken lässt, verpasst das aus meiner Sicht beste Soulslike auf dem Markt, das nicht von FromSoftware kommt.
Im Zweifel schließt ihr einfach einen Monat Game Pass ab und sichert euch so Zugriff auf WUCHANG. Mein Durchgang hat etwa 35 Stunden gedauert, euch erwartet also auch kein riesiger Brocken wie etwa Elden Ring.
Habt ihr WUCHANG schon gespielt und ein persönliches Fazit? Wenn ihr nach weiteren Soulslikes sucht, die sich an Dark Souls und Co. orientieren und einen Blick wert sind, schaut unbedingt hier vorbei: Hier sind die aktuell 15 besten Alternativen zu Dark Souls, die nicht von FromSoftware kommen
Der Beitrag Spieler zerreißen ein Spiel auf Steam, dabei steckt es als Soulslike selbst Lies of P und Lords of the Fallen in die Tasche erschien zuerst auf Mein-MMO.
