Die gamescom 2025 hatte nicht nur große Blockbuster wie Anno 117 und WoW: Midnight zu bieten. MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus war auch abseits der AAA-Titel auf der Jagd nach guten Spielen und wurde bei Fata Deum fündig. Das Spiel bringt ein Genre zurück, dem seit zwei Jahrzehnten ein guter Vertreter fehlt, und löst Nostalgie aus, von der er nicht einmal wusste, dass sie da ist.
Im Jahr 2001 ist Black & White erschienen, eine Götter-Simulation, die mich damals mehr begeistern konnte als Age of Empires 2, das zu dieser Zeit super angesagt war. Black & White hat Dinge ermöglicht, die einfach besonders waren:
Man spielt als Gott und bekehrt Dörfer, damit sie einen verehren.
Das ermöglicht Wunder mit unterstützenden oder zerstörerischen Wirkungen.
Dazu gibt es eine Kreatur, die als eine Art Avatar quasi der göttliche Vertreter auf der irdischen Welt ist.
Das Spiel hat mich zu Gott gemacht, buchstäblich. Schöpfer Peter Molyneux gilt als der Vater des God-Game-Genres und ist leider in den letzten Jahren eher negativ aufgefallen. Sein NFT-Spiel Legacy war ziemlich gierig und nicht so wirklich das, was man von ihm erwartet. Die Nachfolger von Black & White konnten nie an den Erfolg anknüpfen.
Jetzt habe ich mich auf der gamescom 2025 blind dafür angemeldet, mir Fata Deum anzuschauen. Einzige Vorabinfo: Ein deutsches Indie-Studio, das ein God Game macht.
Ich habe nicht viel erwartet und wurde umso mehr überrascht. Nach der gamescom ist Fata Deum das Spiel, das ich unbedingt zocken will – auf einer Höhe mit Dawn of War 4 und Dark Heresy, mit dem Vorteil, dass Fata Deum früher spielbar sein wird.
Autoplay
Fata Deum ist das, was mir zuletzt Black & White 2001 versprochen hat
Eine halbe Stunde lang wurde mir das Spiel gezeigt, mit Gameplay, Inhalten und Plänen für die Zukunft. Die Prämisse ist dabei denkbar simpel: Ich darf einen Gott spielen und soll mich in einer Welt gegen andere Götter beweisen. Also genau das, was in Black & White auch mein Auftrag war.
Das klingt vielleicht nun etwas öde, aber: Genau so etwas hat jahrelang auf dem Markt gefehlt, zumindest in dieser Form. Denn was ich im kurzen Hands-Off gesehen habe, hat mich direkt in meine Kindheit zurückversetzt:
Als Gott habe ich direkten Einfluss auf die Bewohner der irdischen Ebene. Ich kann sie mit meiner „göttlichen Faust“ aufheben, herumtragen oder auch schlagen.
Per Wunder überzeuge ich sie dazu, mir zu folgen – oder lehre sie das Fürchten. Ob ich ein guter oder ein böser Gott bin, hängt ganz von meinem Spielstil ab.
Um zu zeigen, dass ich „da“ bin, baue ich zudem Gebäude für meine Gefolgschaft. Die sollen mir schließlich ordentlich huldigen können und dazu muss es ihnen gut gehen.
Das Verhalten der Menschen ist dabei mehr oder weniger steuerbar. Mit dem Freien Willen tun sie, was sie gerade für richtig halten: Gebäude bauen, huldigen oder sogar Krieg im Namen ihres neuen Gottes führen. Über eine Verwaltung lässt sich aber auch einstellen, was sie tun und lassen sollen.
Fremde Götter gibt es ebenfalls. Die fungieren aber nicht nur als Gegenspieler, sondern auch als Adaption von Engel und Teufel: sie geben Tipps und ihre eigenen Einsichten dazu, wie man sich als Gott verhalten sollte. Die vier Gottheiten stehen dabei mit ihrem Namen für ihr Verhalten: Gewalt, Freude, Täuschung und Fruchtbarkeit.
Fata Deum hat sich sichtlich Mühe gegeben, das Gefühl von Black & White oder allgemein God Games nachzubauen, und das mit Erfolg, zumindest beim Zusehen. Man soll sich mächtig fühlen, meint der Entwickler zu mir.
Ein Klassiker im neuen Gewand mit vielen guten Ideen
Dabei ist Fata Deum keine reine Kopie von Black & White, sondern bringt neue Ideen ein, die super zum Genre passen. So gibt es etwa Level, die man aufsteigen kann, indem man mehr Follower ansammelt und so neue Zauber freischaltet.
Ziel ist es schließlich, hatten wir ja schon, sich mächtig zu fühlen. Und damit das nicht erst auf der Maximalstufe passiert, gibt es „Einweg-Wunder“: Mächtige Zauber, die nur einmal angewandt werden können und stärkere Effekte besitzen als das, was ihr früher beherrscht.
Diese Wunder sind Belohnungen für Aufträge oder das Finden von „Points of Interest“ auf der Map. Eine richtige Kampagne gibt es nicht – diese kleinen Aufträge sind das Pendant dazu. Besonders begeistert haben mich aber zwei Features: der Tag-und-Nacht-Zyklus sowie Gebete.
Menschen beten mich als ihren Gott an und bitten mich um bestimmte Dinge – wie den reinen Bau eines Gebäudes oder bestimmte Wunder. Diese Gebete kann ich erfüllen oder ablehnen und die Menschen merken sich, welche Gebete erhört werden und welche nicht. Entsprechend ändert sich ihr Verhalten.
Tageszeiten sind in Fata Deum ebenfalls wichtig. Tagsüber werden Wunder gewirkt für direkten Einfluss, nachts kann man die Träume der Menschen beeinflussen oder ohne Ressourcenkosten Gebäude planen. Das Spiel ist damit quasi rundenbasiert: Nach dem Ende der Nacht und am nächsten Morgen sieht man, was die anderen Götter so treiben und kann entsprechend reagieren. Das neue Spiel von Molyneux versucht etwas Ähnliches, klingt dabei aber nicht so vielversprechend.
Fata Deum ist noch nicht fertig, klingt aber jetzt schon super
Am 15. September 2025 soll Fata Deum in den Early Access gehen, erst einmal für den PC auf Steam. Der Release ist später für PC, Xbox und PlayStation geplant, voraussichtlich noch in diesem Jahr. Für die fertige Version sind noch einige Features geplant, wobei die Entwickler aus Nordrhein-Westfalen vor allem auf Community-Feedback setzen wollen.
Ein großer Wunsch ist etwa die Rückkehr der Kreatur, was sich jedoch als schwierig erweisen könnte, wie mir der Entwickler erklärt. Das sei mehr als einfach nur ein cooles Model in der Welt. Wann und wie das Feature kommt, wird sich dann zeigen.
An anderen Stellen ist Fata Deum noch nicht fertig. So gibt es etwa für einige Relikte und Punkte in der Welt keinen richtigen Dialog, außer: „Die Devs waren zu faul, aber hier kommt noch was!“, gefolgt von einer direkten Belohnung. Wunder und Co. sollen jedoch vollständig sein.
Dass ich Fata Deum auf der gamescom entdeckt habe, freut mich ungemein. Bereits nach der kurzen Demonstration hatte ich super Lust auf das Spiel, insbesondere, weil ich davon vorher so gut wie nichts wusste. Schon letztes Jahr hat ein Zufall für ein solches Highlight gesorgt: Weil ein Entwickler mich von der Seite angequatscht hat, bekam ich ein Highlight auf der gamescom 2024
Der Beitrag Meine größte Überraschung auf der gamescom war ein Spiel, auf das ich seit 24 Jahren warte – Und das wusste ich vorher nicht mal erschien zuerst auf Mein-MMO.
