Batman: Arkham Asylum – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Batman: Arkham AsylumPublisher:EidosDeveloper:Rocksteady StudiosGenre:Action-AdventureGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:16Erschienen in:9 / 2009

Seid Ihr bereit für das beste ­Batman-Spiel, das es je gab? Die Vorgeschichte ist schnell erzählt und gestaltet sich interaktiv wie in Half-Life 2. In der Gestalt von ­Batman begleitet Ihr Euren Erz­rivalen ­Joker auf dem Weg zu seiner Zelle in ­Gotham Citys Irrenanstalt, dem titelgebenden Arkham ­Asylum. Wachmänner tuscheln, einer knurrt mürrisch, unterbrochen von einer blechernen Durchsage aus dem Lautsprecher. Insassen fluchen, der Joker witzelt – binnen Sekunden zieht Euch die Soundkulisse in ihren Bann. ­Gefahr liegt in der Luft, denn zu leicht fiel es Batman, den ­Joker zu schnappen. Als Euer ­Konvoi stoppt, weil der monströse Insasse Killer Croc an Euch vorbei gelotst wird, erreicht die Spannung ihren vorläufigen Höhepunkt. Als nach weiteren Minuten das Licht ausgeht, erwarten wir ­Jokers Flucht, doch Batmans Hand umklammert bereits misstrauisch dessen Kehle. Der Joker denkt nicht daran zu flüchten.

Noch nicht zumindest, denn ­wenig später ist er tatsächlich in der gigantischen Irrenanstalt verschwunden und hat zusammen mit seiner ­Gespielin Harley Quinn die Kontrolle über die Sicherheitsanlagen an sich gerissen. Über Lautsprecher und ­Monitore ­verhöhnt er Euch, ­kündigt seine weiteren Schritte an und kommandiert seine ­Gefolgschaft. Er reißt böse Witze und verrät Euch schon mal, dass er seinen Leuten Euer Kommen ­verheimlicht, um ihre überraschten Gesichter zu s­ehen. Oder er droht, sämtliche Geiseln zu töten, sollte er Eure Anwesenheit­ ­bemerken.

Ja, dieser Joker ist ein ebenso finsterer wie unterhaltsamer Schurke. Einen würdigen Helden liefert das Spiel: Wie ein unerschütterlicher Fels dominiert Batman die linke Bildhälfte mit breiten Schultern und ­wehendem Umhang. Wortkarg in ­Gesprächen mit Verbündeten ­erweisen sich seine Tipps als hilfreich, wenn er das ­momentane ­Geschehen ­kommentiert.

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Bei der Verwirklichung seines teuflischen Plans benötigt der Joker ­seine Mitinsassen Bane und Poison Ivy – auch Killer Croc und eine Handvoll weiterer Superschurken sind auf ebenso verblüffende wie spannende Art und Weise in Story und Spiel­ablauf integriert.
Abseits der geradlinigen, wendungsreichen Story, die Euch durch sechs ­Gebäude-Levels führt, erkundet Ihr Geheimnisse der Anstalt und stellt Euch unzähligen Sammel- und Rätselaufgaben des arroganten Riddlers, die Ihr oft erst mit der richtigen Ausrüstung bewältigen könnt. Der Schlaumeier treibt nicht nur die Spielzeit enorm in die Höhe, er sorgt auch für Nachschub an Erfahrungspunkten, mit denen Ihr zusätzliche Moves, Batarangs und Rüstungsstärke erwerbt. Selbst Herausforderungen neben dem Hauptspiel spielt Ihr auf diese Weise frei. Darüber hinaus ­befriedigen zahlreiche Tonbänder und Textdateien Eure Neugier, wenn sie fundierte Informationen und Hintergründe bekannter Charaktere preisgeben.

Auf der Jagd nach dem ­Joker ­befreit Ihr gefangenes Personal, spürt wichtige Indizien auf, sucht nach dem weiteren Weg und ­beweist Euch im Kampf gegen zahlreiche Gegner. Als exemplarisch für den gelungenen Flow des Spiels erweist sich die Auseinandersetzung mit Bane und seinen Gehilfen: In einer typischen Bossarena prahlt der Giftjunkie mit seiner Kraft und reißt Mauerbrocken aus den Wänden, die er nach Euch wirft. Gleichzeitig stürmen Schläger heran. Dem ersten verpassen wir eine Faust, den zweiten streckt ein Drehkick nieder. Im Hintergrund bereitet sich inzwischen Muskelprotz Bane auf seinen Sturmangriff vor. Schleudert ihm einen Batarang ins Gesicht und die nächsten Sekunden laufen in Zeitlupe ab. Die Waffe trifft, Bane hält sich taumelnd die Hand vor ­Augen und rempelt einen seiner Jungs um, während sich Batman über die Schultern eines Gegners aus der Gefahrenzone begibt, nicht ohne vorher den heranstürmenden Arm eines weiteren Opponenten elegant ausgehebelt zu haben. Als Bane krachend gegen eine Wand rennt und kurze Zeit benommen ist, greift Batman an: Er trennt flugs Banes Versorgungsschläuche am Rücken durch.

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So simpel ­gestrickt das Kampfsystem wirkt, so faszinierend ist es im Einsatz: Eine Taste für Angriffe und eine weitere zum Kontern bilden die Grundlage. Blitze über den Köpfen Eurer Gegner kündigen eine ­Attacke an. In konkurrenzloser Eleganz ­gehen die einzelnen Animationen ineinander über und schicken die Gegner reihenweise auf die Matte. Obwohl die Moves mit Greifhaken und Bata­rang kombiniert werden können, bleibt Batman seinem Grundsatz treu und tötet nicht. ­Erfolgt kein finaler Knock-out, stehen die Wider­sacher auf, brechen Eisenrohre aus der Wand oder bedienen sich an nahe­gelegenen Waffenschränken. Der letzte Gegner wird stets in Zeitlupe gezeigt, während Ihr ihm in Nahaufnahme den Garaus macht. Zu den Faustkämpfern gesellen sich Messerstecher. Die sind rot und mit dem Cape zu betäuben, Feinde mit Elektroschockern greift Ihr von ­hinten an.

Besondere Vorsicht ist bei Joker-Schergen mit Schusswaffen geboten. Immer wieder gelangt Ihr in große, verwinkelte Räume, in denen diese Kerle patrouillieren. Wahlweise zieht Ihr Euch per Greifhaken an einen der ringsum angeordneten Wasserspeier, baumelt kopfüber und schaltet vorbeischleichende Feinde lautlos aus. Oder Ihr haut sie von dort oben mit dem fernsteuerbaren Batarang von den Socken. Vielleicht doch lieber ein Gleittritt mit ausgebreitetem Cape, um anschließend per Greifhaken in Windeseile den herbeieilenden Komplizen zu entwischen? Das ist gefährlich, geht aber meist schnell, denn allzu helle sind die Jungs nicht. Zwei, drei schnelle Ortswechsel und schon haben sie Batman aus den Augen verloren. Dann geben sie sich gegenseitig Deckung und rufen sich Statusberichte zu. Diese passen stets zum Geschehen und sorgen für ein dickes Plus an Atmosphäre.

Im Kugelhagel ist Euer Held schnell Geschichte. Sollte Euch der Kampf von oben nicht liegen, taucht Ihr unter dem Fußboden ab oder verschwindet in Lüftungsschächten, um lautlos hinter ahnungslosen Gegnern hervorzukriechen. Alternativ besprüht Ihr speziell gekennzeichnete Wände mit Explosivschaum, den Ihr mit dem entsprechenden Upgrade einzeln zündet und so Eure Wider­sacher unter den Trümmern begrabt. Je mehr Panik Ihr durch schnelle Angriffe verur­sacht, desto nervöser verhalten sich Jokers Prügelknaben. Einer feuerte sogar vor Schreck auf einen zischenden Boiler. Damit sich derartige Schleich­abschnitte nicht zu sehr ähneln, sorgt der ­durchtriebene Joker für Variation: Mal müsst Ihr ­unentdeckt bleiben, an anderer Stelle wird Alarm ­geschlagen, wenn eine der Patrouillen ­bewusstlos wird. Zu ­keinem Zeitpunkt erreicht ­Batmans Schleicherei dabei die spielerische Tiefe eines Metal Gear Solid, ­stattdessen ­erinnert die ­überschaubare Zahl an Möglichkeiten an Riddicks Flucht aus Butcher Bay, spielt sich aber noch besser.

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Dramaturgisch geschickt erweckt Batman: Arkham ­Asylum den ­Anschein, als würdet Ihr Euch frei durch die Anstalt bewegen können. Tatsächlich nimmt Euch das Spiel fast immer bei der Hand, seltenes ­Backtracking kaschiert Euer Abenteuer stets clever.

Ob Zielmarkierungen auf der Karte, Bildeinblendungen, die verraten, wo der Greifhaken funktioniert, Dialoge oder zu drückende Tasten: Nur ­selten lässt Euch das Spiel bei der Weg­suche allein. Als besonders hilfreich ­erweist sich der Detektiv-Sicht­modus, ­der zusätzliche Hinweise einblendet. Das hilft, in der opulenten Spielwelt den Blick fürs Wesentliche zu behalten: Rote Skelette markieren Feinde mit Schusswaffen, blaue sind normale Gegner. Leuchtende Objekte verdienen einen zweiten Blick, denn selbst feinste Duftspuren verschwundener Personen lassen sich verfolgen. Mehrmals lotst Euch das Spiel auf diese Weise durch die pompöse Anstalt, die neben einem Hochsicherheitstrakt auch ein nobles Anwesen, eine Bibliothek und einen botanischen Garten beherbergt.

Mit einer Fülle an Details saugen Euch die Entwickler ins Spiel. Jokers Kritzelpfeile in Leuchtfarbe geben vereinzelt Hinweise auf den weiteren Weg, verwüstete Räume berichten von der Revolte und die exzellente Soundkulisse komplettiert die rundum ausgezeichnete Präsentation. Zwar ist der Grafikpracht in ­jeder Sekunde anzusehen, dass sie mit der Unreal Engine 3 erstellt wurde, ­gemessen an zahllosen anderen Spielen mit dieser Grafik-­Engine braucht sich Batman: Arkham ­Asylum aber nicht zu verstecken: Der Plastiklook der ­Preview-­Fassungen wurde ­reduziert, lediglich besiegte Gegner fallen noch gewichtsarm zu Boden. Ansonsten überzeugen die fein ­modellierten Charaktere mit hervorragenden Animationen, unschöne Übergänge sucht Ihr vergebens.

In seiner Gesamtheit erweist sich Batman: Arkham Asylum als ein auf Hochglanz polierter Traum für Fans des Dunklen Ritters, der Einsteigerfreundlichkeit und spielerische Vielfalt souverän in ­Einklang bringt – etliche Überraschungen inklusive. Arkham Asylum wird dem ­Batman-Mythos mehr als gerecht!

Meinung

Michael Herde meint: Rocksteadys Kreation vereint all die Eigenschaften, die ich an Batman schätze: Nach und nach erwerbe ich zahlreiche Gimmicks wie Explosivschaum oder den ferngesteuerten Batarang, mit denen ich schon immer herumspielen wollte. Prügeleien gehen dermaßen sauber von der Hand, dass es eine Freude ist, immer längere und brachialere Combos aneinander zu reihen. Obwohl meine Gegner nicht besonders klug sind, wissen sie mich zu fordern. Auch ist das Spiel deutlich ­geradliniger, als es zunächst den Eindruck erweckt – trotz vieler Möglichkeiten behalten stets die Entwickler die Zügel in der Hand. Das tut dem Abenteuer unterm Strich aber nur gut: Die Dramaturgie ist straff, die Story spannend erzählt und die bisweilen enorm verstörende Atmosphäre eine Wucht. Gelegentlich erinnern Erzählweise und Grafik frappierend an BioShock, aber das schadet nicht. Lobenswert finde ich die zahlreichen Nebentätigkeiten, die mich nach dem Durchspielen immer wieder zurückkommen lassen – leider ist das Gegneraufkommen dann etwas gering. Die Detektiv-Sicht erweist sich als so nützlich, dass ich meist in diesem Modus spiele und mir einiges von der hervorragenden Grafik entgeht.

Philip Ulc meint: Anfangs war ich skeptisch, denn bislang hat mich der Dunkle Ritter in keinem Videospiel überzeugt. Diese Zweifel blieben zuerst bestehen, obwohl mich sofort die düstere Grundstimmung und die toll animierten Gesichter der Hauptfiguren beeindruckten. Batman steckt kaum mehr als eine Patronenkugel und drei Messerstiche weg, bevor ihm die Lichter ausgehen – an diese Spielmechanik musste ich mich gewöhnen. Schnell offenbart das Katz- und Mausspiel im Arkham Asylum seinen doppelten Boden: Joker veräppelt Batman wiederholt im Laufe der verflixt spannenden Story, der wehrhafte Flattermann hingegen ist seinen Häschern stets einen Schritt voraus. Daraus entspinnt sich ein ungemein motivierendes Geflecht aus Schurkenjagd und Forscherdrang, denn im städtischen Gefängnis gibt es viel zu entdecken. Spätestens als ich heroisch in die Bat-Höhle segelte, waren auch die letzten Bedenken getilgt – Joker, du entkommst mir nicht!

Wertung

Challenge-Modus erweitert Spielumfang
PS3-Besitzer laden Joker-Levels herunter

Endlich ein Batman-Spiel, wie es sein sollte, dank unzähliger Gadgets, düsterer­ Atmosphäre und ausgezeichneter Spielbarkeit.

Singleplayer90MultiplayerGrafikSound

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