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Die Ballerorgie gilt im Netz als das bisher schlechteste Spiel des Jahres. Doch ist hier wirklich Hopfen und Malz verloren?
Um eines vorweg klarzustellen: MindsEye ist kein GTA-Klon und schon gar kein Open-World-Abenteuer. Zwar gibt es mit dem futuristischen Redrock eine an Las Vegas angelehnte Spielwelt, diese ist jedoch erst zum Spielende frei befahrbar und bietet nur öde Baukastenaktivitäten. Eine Karte haben sich die Entwickler daher gleich geschenkt. Ähnlich wie in Mafia liegt der Fokus auf der Story. Weicht Ihr mal ein Stück weit von der gewünschten Missionsrichtung ab, dürft Ihr ohne Vorwarnung an einem meist länger zurückliegenden Checkpoint neu starten.
Die teilweise wirre und grauenhaft geschriebene Handlung steckt Euch in die Haut von Ex-Soldat Jacob Diaz, Dank seines Halsimplantats kann er zwar Drohnen steuern, aber irgendwie nahm er dadurch in einer Gruft auch Kontakt mit einer uralten Zivilisation auf, weshalb Maschinen in seiner Nähe durchdrehen. Nach seiner Entlassung aus der Armee heuert er bei der Firma an, die das Implantat entwickelt hat, um mehr darüber herauszufinden.
Positiv sind immerhin die meist schick anzusehenden Zwischensequenzen und hübschen Gesichter. Mit Firmenchef Silva und dem leicht durchgeknallten KI-Wissenschaftler Morrison gibt es außerdem zwei Figuren, die etwas GTA-Charme besitzen. Der restliche Cast bleibt hingegen blass oder hat haarsträubende Motive.
Auch wenn die Technik mit nur 30 fps und zahlreichen kleinen und einigen wenigen, aber massiven NPC-Bugs (Eskortiermissionen lassen grüßen) sehr dürftig ausfällt, sehen wir ein größeres Problem im grottigen und abwechslungsarmen Missionsdesign. Abgesehen von wenigen Ausnahmen verbringt Ihr die meiste Zeit mit viel zu langen, sich aber immerhin gut steuernden Autofahrten in Gebieten außerhalb der Innenstadt, in denen außer Gesprächen nichts passiert. Wenn Ihr mal nicht direkt weitergeschickt werdet zur nächsten Spazierfahrt, erwarten Euch monotone sowie altbackene Deckungs-Shooter-Schießereien, die nur dadurch aufgelockert werden, dass Ihr im späteren Verlauf eine Drohne mit vier Cooldown-Fähigkeiten nutzen könnt, um beispielsweise Roboter auf Eure Seite zu ziehen oder Granaten abzufeuern. Das ist auch bitternötig, denn teilweise erstrecken sich diese Gefechte über endlos erscheinende Areale.
Seltene spielerische Einlagen wie Minigames, Verfolgungsjagden oder Schleichpassagen sind unausgegoren und im besten Fall schnell vorüber.
Meinung
Steffen Heller meint: MindsEye hat immer wieder Momente wie die Rätselwelle kurz vor Schluss, in denen kurzzeitig das spielerische Potenzial durchscheint, das tief im Code verborgen liegt. Doch diese guten Augenblicke werden von einer Masse an Problemen erdrückt, die nicht mal wie bei Cyberpunk 2077 mit einer groß angelegten Patch-Offensive ausgemerzt werden könnten. Die Story und Jacobs Handlungen sind teilweise unfassbar dumm. Meine größte Angst im Spiel waren nicht die Begleiter-Bugs, die einen Spielneustart erfordern. Am meisten fürchtete ich mich entweder vor der nächsten Schießerei, die in 90% der Fälle viel zu lang ausfällt, oder vor einer weiteren belanglosen Autofahrt durch die Wüstengegend. Nicht einmal erwähnt habe ich die ständigen Timing-Probleme bei Skript-Events innerhalb der Missionen, die regelmäßig zu einem unnötigen Fehlschlag führen. MindsEye ist simpel gesagt eine Baustelle, die vermutlich nie fertig werden dürfte. Umfahrt sie also lieber dauerhaft!
Wertung
Spielzeit: 10-12 Stunden
Entwickler entlässt bereits Mitarbeiter
Nebenaktivitäten folgen per Fan-Editor
Open World gegen Ende frei befahrbar
Lasst Euch nicht von der angegebenen Spielzeit beirren. ”MindsEye” fühlt sich wie eine endlos erscheinende Reise im Spieldesign-Fegefeuer an.
Singleplayer42MultiplayerGrafikSound
