In Deutschland diskutiert man über die 4-Tage-Woche. In Griechenland hat man vor einem Jahr die 6-Tage-Woche gestartet, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen.
Europa diskutiert schon länger über die 4-Tage-Woche. In Island hat man bisher erfolgreiche Versuche durchgeführt, und andere europäische Länder sind für die Idee offen.
In Deutschland diskutiert man schon länger, ob man eine 4-Tage-Woche einführen will, aber wenn dann mit dickem Haken, wenn man dem Willen der Bundesregierung folgen sollte. Doch in Griechenland geht man genau in die entgegengesetzte Richtung: Hier hat man am 1. Juli 2024 eine 6-Tage-Woche eingeführt (via tagesschau.de).
Was ist das für eine Regelung? Seit dem 1. Juli 2024 können Griechen einen sechsten Tag in der Woche arbeiten, und zwar mit teilweise kräftigen Zuschlägen auf den Lohn:
Für diesen sechsten Arbeitstag erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einem Samstag einen Lohnaufschlag von 40 Prozent.
An Sonn- oder Feiertagen sind es sogar Zuschläge von 115 Prozent.
Die Verlängerung der Arbeitszeit ist freiwillig und erfordert die Zustimmung der Arbeitnehmer.
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Der Kampf gegen Fachkräftemangel und Schwarzarbeit
Warum führte man diese Regelung ein? Die griechische Regierung hat gleich zwei Ziele vor Augen. Zum einen will man damit den Fachkräftemangel bekämpfen und zum anderen die Schwarzarbeit, beziehungsweise schwarz bezahlte Überstunden.
Während der Finanzkrise wanderten viele gut ausgebildete junge Menschen aus Griechenland aus und fehlen heute in dem europäischen Staat.
Die deutsche Alternative: Deutschland sucht die Lösung für seine Probleme hingegen woanders: Hier will man den Fachkräftemangel anstatt mit längeren Arbeitszeiten lieber mit Migration bekämpfen, indem man Anreize für qualifizierte Zuwanderer schaffen will. Davon berichtet unter anderem der Deutschlandfunk: Eine entsprechende Maßnahme wurde 2023 vom Bundestag beschlossen. Das Ministerium für Arbeit und Soziales bezeichnet das übrigens als „Fachkräftestrategie der Bundesregierung.“
In Griechenland arbeiten die Arbeitnehmer mit Abstand am längsten
Warum wird die Regelung kritisiert? Kritiker schimpfen über die neue Regelung und halten die 6-Tage-Woche für Ausbeutung der Arbeitskräfte. Denn in Griechenland arbeiten die meisten Personen ohnehin schon lang genug. Davon berichtet unter anderem der Deutschlandfunk. Kritiker sagen, die Arbeitszeit der Griechen würde in Zukunft noch deutlicher steigen.
Und ja, im europäischen Vergleich arbeitet die griechische Bevölkerung mit Abstand am härtesten: die Griechen haben mit durchschnittlichen 41 Wochenstunden 2014 am meisten gearbeitet, zeigt etwa das Bundesamt für Statistik. Die Deutschen liegen gerade einmal bei 34,8 Wochenstunden in Europa und damit sogar unter dem Mittelwert Europas (37,1 Wochenstunden).
Kritiker warnen vor Übermüdung und höheren Gesundheitskosten für die Beschäftigten.
Andere fügen hinzu: längere Arbeitszeiten sorgen nicht automatisch für höheren Output, sondern können schnell das Gegenteil bewirken.
Ein junger Chef erklärte hingegen, dass man in seiner Firma sogar 80 Stunden pro Woche arbeiten müsse. Doch das stößt auf wenig positive Reaktionen. Er selbst verteidigt sich: Als Start-up habe man mit großer Konkurrenz zu kämpfen, gegen die man sich durchsetzen müsse: Der 22-jährige Chef einer Firma verlangt von seinen Mitarbeitern 80 Stunden pro Woche: „Wir bieten keine Work-Life-Balance“
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