Keine Mikrotransaktionen, kein Ingame-Shop, keine teuren Deluxe-Pakete und keine kostenpflichtigen DLCs. Das ist das Versprechen eines neuen MMORPGs auf Steam, das dafür ein oldschooliges Bezahlmodell ausgräbt. Der Plan gefällt nicht allen Genre-Fans.
Um welches MMORPG geht es? Eigentlich sollte Ship of Heroes schon im August 2025 auf Steam erscheinen, doch gab es wiederholt Schwierigkeiten beim Genehmigungsprozess durch Valve. Zuerst, weil es zu Unklarheiten bezüglich des Bezahlmodells kam. Darauf folgten dann auch noch Probleme mit dem Zugang zur Testversion.
Mittlerweile sind die Eisberge jedoch umschifft. Der Release des Superhelden-MMORPGs steht heute Nachmittag an, am 22. September 2025. Die Entwickler versprechen euch ein Spiel im Stil von City of Heroes, also ohne namhafte Marvel- oder DC-Lizenz, aber dafür mit vielen Charakteroptionen und Superkräften.
Euch erwarten Missionen für Gruppen aus bis zu 10 Spielern, 60-Spieler-Raids, Crafting und ein Housing-System. Bis auf die beiden Raids soll man alle Inhalte übrigens auch solo meistern können. Wer sich mit anderen Spielern zusammentun will, muss den Chat oder andere soziale Kanäle nutzen. Die Entwickler verzichten bewusst auf einen automatisierten Dungeonfinder.
Autoplay
Preismodell wie die Großen
Auf was für ein Bezahlmodell setzt das Spiel? Ship of Heroes kommt sehr oldschool daher, mit Vollpreis und Abo (wobei es bislang nur die Dollar-Preise gibt):
Für 60 US-Dollar könnt ihr Ship of Heroes herunterladen, installieren und den ersten Monat spielen.
Jeder weitere Monat kostet ein monatliches Abo: 15 US-Dollar für einen Monat, 42 US-Dollar für 3 Monate, 78 US-Dollar für 6 Monate, 144 US-Dollar für 12 Monate.
Damit setzt sich Ship of Heroes auf eine Ebene mit den wenigen verbleibenden Abo-MMORPGs wie World of Warcraft oder Final Fantasy XIV (wobei die mittlerweile aber Alternativen wie das WoW-Token (WoW) beziehungsweise eine ausgiebige Kostenlos-Version (FFXIV) anbieten).
Die Entwickler von Ship of Heroes begründen diesen Schritt damit, dass sie dafür vollständig auf Einnahme-Quellen wie Ingame-Shop, Mikrotransaktionen, teure Deluxe-Editionen oder vergleichbare Angebote verzichten können. Alle Inhalte, die zum Launch und bis zu 2 Jahre nach dem Start auf den Servern landen, sollen ohne Einschränkungen zum Umfang des Abos gehören.
Wie reagiert die Community darauf? Wer meinen Artikel Wenn jemand so ein MMORPG ankündigt, nehme ich ganz vorne Platz auf dem Hype-Train gelesen hat, der weiß: Ganz grundsätzlich würde ich so ein oldschooliges Bezahlmodell mit Vollpreis und Abo (aber dafür ohne Mikrotransaktionen und Shop) jederzeit mit Kusshand nehmen, wenn das zugehörige Spiel den Preis rechtfertigt.
20 Jahre Erfahrung mit dem MMORPG-Genre, alle bisher von Ship of Heroes gesehenen Screenshots sowie Trailer und die jüngsten Schwierigkeiten mit Valve sagen mir jedoch, dass die Entwickler hier sehr wahrscheinlich auf das falsche Modell respektive zu hohe Preise setzen. Und da ist noch gar nicht mit drin, dass es sich hier um das Erstlingswerk eines kleinen Indie-Studios handelt.
Zahllose Diskussionen auf Steam und Reddit zeigen derzeit, dass das auch viele andere Spieler so sehen. Darunter auch viele Unterstützer von Ship of Heroes, die das MMORPG bereits spielen konnten und jetzt die Entwickler regelrecht anflehen, die Preise spürbar zu senken.
Percello schreibt etwa auf Steam: „Stell dir vor, du arbeitest 9 Jahre an einem Spiel, nur um dann zuzusehen, wie es innerhalb der ersten 2 Monate scheitert, weil du beim Preis, der allen zu hoch war, nicht nachgeben wolltest. Das sind 9 Jahre deines Lebens, die du nicht zurückbekommst.“
Brian9824 sieht das auf Steam auch so: „60 Dollar und 15 Dollar pro Monat für ein neues Indie-Spiel ohne Vorgeschichte und von einem Studio, das keine anderen Spiele hat, ist ein großer Fehler. Mit diesem Preis werdet ihr die meisten Spieler vergraulen und nur die eingefleischtesten Fans behalten.“
Designer-Message-685 rechnet auf Reddit mit einem Fehlstart mit Ansage: „Ich beobachte dieses Spiel seit Jahren und es sieht wirklich wie kompletter Müll aus. Es wird ein Flop mit Ansage, und jeder, der Geld dafür ausgibt, sollte sich besser eine Rückerstattung holen, wenn das Spiel in drei Monaten unweigerlich untergeht.“
Wie sieht die Reaktion der Entwickler aus? Vor allem auf Steam schalten sich Offizielle immer wieder in die Diskussionen ein, um beispielsweise vorzuschlagen, dass man das Abo immer nur dann abschließen könnte, wenn es gerade finanziell passen würde (Quelle: Steam). Man würde die Bedenken respektieren, aber am eigenen Plan festhalten.
Eine weitere Reaktion gab es auf Steam auf die Frage, warum die Entwickler kritische Kommentare aus der Community bannen würden. Die Antwort eines Entwicklers:
Konstruktive Kritik wurde weder gelöscht noch zensiert. Aber um konstruktiv zu sein, darf man nicht zu 100 % negativ sein. Keiner der Kritiker kommt jemals herein und sagt so etwas wie „Ich liebe diese drei Funktionen von SoH, aber diese beiden anderen mag ich aus den Gründen x, y und z nicht.“ Stattdessen beginnen sie in der Regel damit, eine negative Meinung als physikalisches Gesetz zu behaupten, und fahren dann mit mehr davon fort. Ship of Heroes wurde mit enormer Beteiligung und Unterstützung der Community ins Leben gerufen. Die Community hat sich gewünscht, was sie wollte, und wir liefern es. Aber Trolle bleiben Trolle. Sie scheinen eine Art Anspruchsdenken zu haben, das sich so zusammenfassen lässt: „Wir dürfen in euer Haus kommen und aus vollem Halse schreien, dass euer Ehepartner hässlich und eure Kinder dumm sind.“ Das ist keine konstruktive Kritik.
Entwickler SoH7 auf Steam
Ihr könnt euch vorstellen, dass diese Art der Reaktion bei Teilen der Community nicht allzu gut angekommen ist. Auf Reddit schreibt Havesh etwa:
„Dieser Kerl hält konstruktive Kritik für ein Kritik-Sandwich. Unfassbar. Konstruktive Kritik bedeutet nicht nur zu sagen, dass man etwas nicht mag, sondern auch zu begründen, warum man es nicht mag. Man muss nicht einmal Lösungen anbieten, damit Kritik konstruktiv ist.“
Ship of Heroes reiht sich mit dem Ärger um das Preismodell in die Riege der diversen anderen (meist enttäuschenden) MMORPGs ein, die in diesem Jahr bislang erschienen sind. Ob es 2025 noch einen positiven Ausreißer geben wird? 9 neue MMORPGs sind 2025 erschienen – das Ranking der Schande verrät, welches Spiel am meisten enttäuscht hat
Der Beitrag Neues MMORPG startet heute mit Vollpreis und Abo auf Steam, fängt sich dafür Kritik ein, reagiert angesäuert: „Trolle bleiben Trolle“ erschien zuerst auf Mein-MMO.
