In einer perfekten Welt wäre das größte MMORPG heute World of Warhammer [MeinMMO Classic]

So gut wie jeder Gamer kennt World of Warcraft, das riesige MMORPG von Blizzard. Es gibt aber noch eine andere Welt, die erwachsener und dreckiger ist – und auch besser, wie MeinMMO-Autor Benedict Grothaus findet. Es geht um Warhammer, und beinahe hätte das beliebte WoW auch dort gespielt.

Dieser Text erschien bereits in einer früheren Version auf MeinMMO.

Ich spiele seit fast 20 Jahren World of Warcraft und liebe das Spiel für seinen Humor. Blizzard hat hier wirklich hervorragende Arbeit geleistet und eine Welt aufgebaut, in die ich liebend gerne eintauche. Elfen, Zwerge, Orcs … High Fantasy ist einfach das beste Setting für ein MMORPG.

Aber leider fehlt WoW oft einfach der Biss. Die Welt wirkt oft sauber und nett. Sicher, gelegentlich hängt eine Leiche vom Baum und die Untoten sind schon ein widerlicher Anblick. Trotzdem schöpft WoW nicht sein volles Potential aus, um wirklich die Brutalität des Krieges so darzustellen, wie es eine Welt der Kriegskunst könnte.

Ich weiß es, denn eine solche bessere Fantasy-Welt gibt es schon.

Je älter ich werde und je länger ich WoW spiele, desto mehr wünsche ich mir, dass Warhammer erfolgreicher gewesen und heute das größte MMORPG wäre. Umso bitterer ist der Gedanke, dass genau das fast eingetreten wäre.

Mir macht vor allem Immortal Empires für Total War: Warhammer 3 immer mehr Lust auf das tolle Universum. Den Trailer seht ihr hier:

Total War: Warhammer 3 – Der Trailer zu Immortal Empires

Warhammer ist Fantasy für Erwachsene

Warhammer ist das konkurrierende Universum zu Warcraft und sogar deutlich älter. Das Warhammer-Tabletop erschien bereits 1983 – 11 Jahre vor Warcraft: Orcs & Humans, der ersten Iteration des Strategiespiels von Blizzard.

Die Welten ähneln sich enorm, was daran liegen mag, dass sie beide stark vom Herrn der Ringe inspiriert sind. Die Ähnlichkeiten gehen aber noch weiter: Viele Völker sind deckungsgleich oder zumindest sehr ähnlich und auch ihre Archetypen decken sich stark.

Zwerge etwa teilen sich durch ihre Traditionen in verschiedene Clans auf, die verschiedene Teile der Welt besiedeln. Elfen sind in mehrere Völker aufgeteilt, von denen die einen reine Magie verkörpern und die anderen die Verbundenheit zu Wald und Natur.

Selbst die Götter und Bösewichte sind sich ähnlich, aber Warhammer hat einen entscheidenden Unterschied: Es ist dreckiger und gemeiner. Jedes Volk ist erst einmal rassistisch, oder genauer: speziesistisch. Jeder hasst sich gegenseitig und Allianzen fußen auf Zweckbündnissen, nicht auf echtem Vertrauen. Warhammer geht da weiter, wo sich Warcraft nicht weiter traut.

Die Idee einer Welt, die vollkommen und ständig im Krieg versunken ist, kommt in Warhammer viel deutlicher zum Vorschein. Allein, dass die Grünhäute ausschließlich für den Krieg existieren, sich buchstäblich wie Pilze vermehren und Göttern folgen, die dem „KRIIIIIIEG!“-Pantheon angehören, ist ein starker Beweis dafür.

Das bockschwere Warhammer: Vermintide 2 oder das gefeierte Total War: Warhammer 3 zeigen recht gut, wie eine so raue und brutale Welt in Videospiele umgesetzt werden kann, ohne dabei geschmacklos zu werden.

Das ist im Übrigen nicht nur meine Meinung. Auch Blizzard selbst wollte ursprünglich ein Warhammer-Spiel machen, wie der ehemalige Chef-Entwickler von Warcraft Patrick Wyatt in einem Interview mit Kotaku erklärt. Demzufolge wollte der Blizzard-Mitbegründer Allen Adham eigentlich eine Warhammer-Lizenz. Aber dann kam es anders.

Mit Darktide kommt bald ein neues Warhammer-Spiel – allerdings im Sci-Fi-Universum 40K, nicht in Fantasy:

Warhammer 40K: Darktide im Gameplay-Trailer

Superman ist schuld daran, dass wir nicht World of Warhammer spielen

Warum Warcraft doch schließlich kein Warhammer-Spiel wurde, lässt sich recht schnell erklären. Blizzard hatte vor der Entstehung von Warcraft bereits 2 Lizenzspiele erschaffen, damals zusammen mit Detective Comics (DC), wie Wyatt erklärt:

The Death and Return of Superman von 1994

und Justice League Task Force von 1995

The Death and Return of Superman war im Übrigen sogar das erste Spiel, welches unter dem Namen Blizzard veröffentlicht wurde. Zuvor hieß die Spieleschmiede noch „Silicon & Synapse“.

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Die beiden Superhelden-Prügelspiele kamen nicht sonderlich gut beim Publikum an. Deswegen sträubten sich viele der damaligen Blizzard-Entwickler dagegen, erneut eine fremde Welt umzusetzen und an Regeln gebunden zu sein.

Das Team von Blizzard wollte sein eigenes Universum schaffen und so entstand Warcraft – wenn auch stark von Warhammer inspiriert. Und den Erfolg kann man dem Studio nicht absprechen, schließlich ist WoW vermutlich der Grund, warum heute jeder Blizzard kennt.

Warum hat nun Warhammer aber nicht dagegen gehalten? Nun, das hat es. Es funktionierte nur nicht.

Warhammer macht vieles besser – Games Workshop leider nicht

Games Workshop, die Firma hinter dem Universum, erschuf zusammen mit Entwickler Mythic 2008 Warhammer Online: Age of Reckoning, ein eigenes Warhammer-MMORPG. Allerdings hat das nicht lange gehalten.

Schon 2013 wurden die Server wieder abgeschaltet – offiziell, weil die Lizenz nicht verlängert wurde. Allerdings soll Warhammer Online auch nur noch wenige Spieler angelockt haben, was an dem deutlichen PvP-Fokus des Spiels gelegen haben könnte.

An World of Warcraft haben sich schon mehrere MMORPGs die Zähne ausgebissen:

Die Entscheidung verwundert etwas, da Games Workshop eigentlich dafür bekannt ist, die Warhammer-Lizenz an so gut wie jeden zu verteilen. Es gibt dutzende Warhammer-Spiele in allen möglichen Variationen: Rollenspiele, Shooter, Strategiespiele, Hack’n’Slay …

Sogar ein zweiter MMO-Versuch wird gewagt. Mit Age of Sigmar soll ein neues MMORPG für PC und Mobile erscheinen, diesmal mit Fokus auf PvE. Ob das besser laufen wird, muss sich noch zeigen.

Allerdings liegt das größere Interesse, wie es aussieht, auf Warhammer 40.000, dem Science-Fiction-Ableger des Universums. Hier geben Spieler oft hunderte bis tausende Euro aus, nur für das Tabletop. Begleitet wird das Univesrum dann noch von Videospielen, Büchern und mehr.

Dennoch ist nur schwer nachvollziehbar, warum gerade Warhammer Online doch wieder sterben musste. Seit der Schließung betreiben Fans einfach einen eigenen Server weiter und versorgen den sogar 8 Jahre später noch mit Updates. Warhammer Online erfreut sich also wohl zumindest noch etwas an Beliebtheit. Nur eben nicht so viel wie WoW.

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Warcraft hat etwas, das Warhammer fehlt: Blizzard

Dass sich Games Workshop mehr auf 40K und weniger auf Warhammer Fantasy stützt, mag daran liegen, dass Warcraft das mittlerweile größere und bekanntere Fantasy-Universum ist. Und ganz ehrlich: Ohne Warcraft würde ich Warhammer vermutlich gar nicht kennen.

Wäre Blizzard heute so bekannt, wenn sie World of Warhammer gemacht hätten? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Entwickler von damals hatten wirklich was auf dem Kasten. Aber Warcraft war vermutlich ihre Leinwand, um ihr Können vollumfänglich darstellen zu können. Ohne Grenzen.

Trotzdem bin ich mir sicher, dass das Warhammer-Universum viel zu bieten hat, was noch niemand wirklich erforschen wollte oder konnte. Etwas, das World of Warcraft den Rang ablaufen könnte.

Leider kam es damals anders und Allen Adhams Idee eines Warhammer-Spiels wurde nie umgesetzt. Es wäre großartig gewesen, wenn Blizzard die Lizenz bekommen und Games Workshop ihnen alle Freiheiten gegeben hätte.

Eben ein perfektes Szenario. Aber die Welt ist nicht perfekt – und darum spielen wir World of Warcraft, und nicht World of Warhammer. Dabei bin ich mir sicher, dass mir mindestens ein berühmter Promi zustimmen würde: Witcher-Star Henry Cavill spielt Warhammer und muss erklären, dass es nicht World of Warcraft ist

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