Wii Sports Resort – im Klassik-Test (Wii)

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Spiel:Wii Sports ResortPublisher:NintendoDeveloper:NintendoGenre:SportGetestet für:WiiErhältlich für:WiiUSK:Erschienen in:9 / 2009

Vor dem ersten Ausflug nach Wuhu Island erklärt das Spiel in einem vierminütigen Video Handhabung und Installation des neuen MotionPlus-Zubehörs und dessen beigelegter Silikonhülle. Akribisch wird zwar jeder Handgriff einzeln vorgeführt, doch zum Mitmachen sausen die Bilder zu schnell vorbei. Im Anschluss springt Euer Mii mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug: So gewöhnt Ihr Euch an die neue Bewegungsfreiheit und -genauigkeit. Gleitet zu einer nahen Gruppe von Freunden aus dem Mii-Channel, haltet Euch an den Händen und bildet eine möglichst große Formation.

Der Einstieg in Wii Sports Resort erweist sich als symptomatisch für den zweischneidigen Charakter des gesamten Spiels. In einigen Punkten brilliert die Fortsetzung zu Wii Sports und wir sind hellauf begeistert, an anderen Stellen schütteln wir enttäuscht über verschenktes Potenzial und unschöne Schlampereien den Kopf.

Auf zwölf Sportarten bringt es Wii Sports Resort, dazu jeweils einige Unterdisziplinen. Die beiden alten Bekannten Bowling und Golf konkurrieren mit den Neuzugängen Bogenschießen, Radeln, Frisbee-Werfen oder Kanufahren. Die meisten Disziplinen sind allein spielbar, vereinzelt kommt das Nunchuk zum Einsatz. Bei einigen Sportarten reicht Ihr den Controller herum, Kanufahren erfordert als einzige jedoch bis zu vier Controller – und damit auch drei weitere Motion­Plus-Einheiten für je 20 Euro.

Wie im Vorgänger sorgen auch in Resort Aha-Erlebnisse für strahlende Augen: Wenn Ihr Euren dick gepolsterten Mii-Freund mit einem farbigen Stock vermöbelt und von einer Plattform ins Wasser schubst, habt Ihr die ­Zukunft des Beat’em-Up-Genres vor Euch.
Und obwohl die Abfrage teils pingelig ist, vermittelt Bogenschießen ein exzellentes Spielgefühl. Haltet den Fernbedienungs-Bogen senkrecht, legt mit der A-Taste den Pfeil auf und zieht mit gedrückter Z-Taste die Nunchuk-Sehne nach hinten. Lasst Ihr den Button los, saust der Pfeil mit einem ­Zischen aus der Remote zur Zielscheibe, die durch Wind und Schwerkraft nicht immer leicht zu treffen ist. Leider zittert der Bogen dabei nicht. Rumble? Fehlanzeige! Als weiteres Highlight erweist sich Tischtennis: Mit gekonnter ­Drehung der Fernbedienung schneidet Ihr Bälle an, schmettert oder überrascht Euer Gegenüber mit einer gemeinen Rückhand. Im spannenden Kampf um sechs Punkte stellen wir mit einem Schmunzeln fest: Das ist nichts anderes als Pong und macht immer noch verdammt viel Spaß.

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Die übrigen Sportarten demonstrieren unterhaltsam die Einsatzmöglichkeiten der neuen Bewegungsfreiheit, doch nicht jede zündet gleichermaßen: Basketball und Wakeboarding sind für Einsteiger zu kompliziert, Radfahren ist schlicht öde und der Luftkampf mit zwei Flugzeugen zu verwirrend.

Zwar seid Ihr durchaus mehrere Abende beschäftigt, ehe Ihr alle Spielmodi freigeschaltet habt, doch konzeptionelle Schwachstellen fallen schon früher auf. So ist unverständlich, weshalb Nintendo auf einen ­Online-Modus verzichtet hat, der gerade mit dem Simpel-Sport das Wii-Phänomen um eine neue ­Dimension hätte erweitern können. Sei es in Ranglisten oder internatio­nalen Matches: Familie Müller aus dem Ruhrpott gegen den Singh-Klan aus Kalkutta – geniale Idee, doch Chance vertan.

Neben DSL-Kunden suchen auch spielhungrige Balance-Board-­Besitzer vergeblich nach frischem Futter, denn ihr Fitness-Zubehör wird glatt ignoriert. Enttäuschend sind auch Schlampereien im Detail: Die spärlichen Sprachsamples ertönen nur in Englisch, Längenmaße beim Frisbee-Golf wechseln munter zwischen Yards und Metern und unverständliche Abkürzungen wie ”Reg. Mii ändern” im Optionsmenü verwirren und lassen Sorgfalt vermissen.

Andererseits nimmt Euch das Spiel bei der Hand und lässt sie nicht mehr los. Angefangen mit dem Einstiegsvideo erfahrt Ihr in nicht enden wollenden Erklärungen und Aufmerksamkeitstests, wie der Hase läuft. Ihr wollt spielen? Nicht so schnell. Erst den Mii auswählen, dann die Fernbedienung auf den Tisch legen, um sie zu kalibrieren. Das erfolgt im Laufe eines Abends durchaus mehrmals. Dann folgen Texttafeln, unterbrochen von einem Verständnistest, bei dem Ihr A- und B-Taste gleichzeitig drückt. Schließlich Kamerafahrten und weitere Erklärungen. Dabei ist Wii Sports Resort gar nicht so kompliziert – oder doch?

Meinung

Michael Herde meint: Meisterte der Vorgänger bravourös die Mission, Menschen zum Spielen zu bewegen, lastet auf Resort eine noch größere Aufgabe: MotionPlus ist eine spürbare Verbesserung, doch ist wie bei Blu-ray und DVD fraglich, wer darauf Wert legt. Immerhin ist der Reiz des Neuen seit Wii Sports verflogen, Resort bietet unterm Strich nur mehr vom Gleichen. Dabei erweisen sich manche Disziplinen als leidlich spannende Demo-Quickies, andere treiben den Spielspaß in ungeahnte Höhen – und zwar diejenigen, die es in ähnlicher Form schon früher gab: Tischtennis, Bowling, Golf. Davon abgesehen halte ich die permanenten Hilfestellungen nach ­einigen Sessions mit Anfängern für verfehlt: Keiner wollte die endlosen Texttafeln lesen, weshalb sie von der gesteigerten Komplexität der Minigames überfordert waren. Warum kann ich sie nicht einfach deaktivieren?

Andreas Polachowski meint: Michael hat Recht: Die wiederkehrenden ­Tutorials nerven schnell. Wenn ­aber Zockerneulinge beim Tischtennis vor Freude spontan­ losschreien und ein Haufen Mittzwanziger um vier Uhr morgens immer noch zockt, sind mir die Mängel egal – Spaß ist angesagt! Als alten Wii Sports-Hasen begeistern mich die exak­tere Bewegungsabfrage­ bei Bowling und Golf sowie die astreine Umsetzung der meisten Sportarten.­ ­Schade: Die Insel bietet wenig Wiedererkennungswert – eine ansprechende Story als roter Faden fehlt. ­Nervig finde ich zudem, dass die Remote alle paar Spielrunden neu kalibriert werden muss.

Wertung

1 Wii-MotionPlus-Erweiterung im Bundle
12 Sportarten + diverse Variationen
inklusive Golf und Bowling aus ”Wii Sports”
Dritthersteller-Nunchuks nicht unterstützt
kein Story-Rahmen

Spaßige Sammlung bekannter Sportarten, die eindrucksvoll zeigt, was Wii Motion­Plus kann, sonst aber Potenzial verschenkt.

Singleplayer78MultiplayerGrafikSound

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