Colin McRae DiRT 2 – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Colin McRae DiRT 2Publisher:CodemastersDeveloper:CodemastersGenre:RennspielGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3, WiiUSK:6Erschienen in:10 / 2009

Nachdem 2008 die Asphalt­raserei GRiD als Code­masters-Vorzeigerennspiel an der Reihe war, startet diesen Herbst der Offroad-Vertreter Colin McRae DiRT 2 durch. Die seit 1998 etablierte Serie wurde mit dem letzten Teil neu ausgerichtet und setzt seitdem nicht mehr ausschließlich auf klassische Rallye-Komponenten, sondern erweitert das Disziplinen-Spektrum um zahlreiche andere Querfeldein-Varianten. Der insgesamt siebte Teil entwickelt dieses Konzept konsequent weiter: Von den gut 40 Pisten sind nur noch etwa ein Drittel für die traditionellen Zeitfahrten mit Co-Pilot-Unterstützung gedacht, auf den meisten anderen tretet Ihr bei ruppigeren Rennformen an und duelliert Euch dabei mit bis zu sieben Kontrahenten.

Weil der Namensgeber zwangsläufig nicht mehr an Bord sein kann, habt Ihr es diesmal mit schrägeren Motorsportlern zu tun, was sich auch in der frischen ”DiRT-Tour“ widerspiegelt: Bei der reist Ihr rund um die Welt, sammelt in 100 Wettbewerben Preisgeld und Erfahrungspunkte mit dem großen Ziel, bei den X-Games in den USA zu triumphieren.

Je höher Euer Erfahrungslevel steigt, desto mehr Schauplätze und Wettbewerbsarten werden freigeschaltet. Raid-Läufe in Trucks oder Buggys kennt Ihr bereits vom Vorgänger, nun haben die Pisten aber teilweise Abzweigungen, zwischen denen Ihr Euch entscheiden müsst. Neu dazu kommen z.B. die ’Trailblazer’-Rennen, bei denen Ihr wie in einer Rallye losbrettert, jedoch ohne Beifahrer-Hilfe und mit schnelleren Boliden. Hier und in der traditionellen Variante gibt es eine kleine, aber relevante Neuerung: Ihr absolviert Eure Fahrt nicht mehr alleine, stattdessen treten alle Teilnehmer durch einen Staffelstart hintereinander an. Es kann also vorkommen, dass Ihr auf langsamere Konkurrenten auflauft und sie überholen müsst.

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Rundkursrennen werden erweitert um Varianten wie ’Ausscheidung’ (nach bestimmten Zeitintervallen wird der Letzte eliminiert) und ’Dominanz’ (es gibt Punkte für Platzierung, aber auch die erzielten Sektorzeiten). Für Lenkradakrobaten gedacht ist ’Torjäger’: Hier düst Ihr durch eine Etappe und müsst aufgestellte Schaumstoffblöcke in Stücke fahren, um möglichst viel Restzeit zu behalten. Codemasters-üblich ist der Schwierigkeitsgrad für jedes Rennen individuell wählbar, dazu kommt die seit GRiD eingeführte Rückspul-Funktion: Macht Ihr einen groben Fehler oder zerstört sogar Euren Boliden, könnt Ihr das Malheur ungeschehen machen und ein paar Sekunden vorher wieder einsteigen – jedoch klappt das pro Rennen nur begrenzt oft.

Durch die abwechslungsreichen Disziplinen kommt keine Langeweile auf, zumal das Drumherum mit vielen intelligenten Kleinigkeiten aufgemotzt wurde: Während der Rennen hört Ihr gelegentlich Funksprüche der anderen Fahrer, die Euch abhängig vom Ergebnis hinterher schon mal zu einem besonderen Duell herausfordern. Alle Eure Aktionen von Drifts, Sprüngen und gefahrenen Kilometern bis hin zu Überschlägen oder zerstörten Randobjekten werden für Missionen gezählt – überschreitet Ihr bestimmte Meilensteine, kassiert Ihr Erfahrungspunkte. Mit steigendem Ruhm erhaltet Ihr nicht nur neue Autolackierungen, sondern auch witzige Extras wie skurrile Spiegel­anhänger und Aufsteller für das Armaturenbrett, die Ihr in der Cockpitperspektive seht. Grafisch lässt sich DiRT 2 nicht lumpen und überzeugt mit detaillierten Automodellen, die realistisch Schaden nehmen und verschmutzen. Bei den Umgebungen gefallen inbesondere naturbelassene Abschnitte oder Wassereffekte, wenn Ihr durch Pfützen fahrt. Allerdings wurden in mehreren Szenarien auffällig warme Lichtbedingungen gewählt, was fast gelbstichig wirkt.

In Sachen Fahrverhalten setzt Codemasters erneut auf spürbaren Arcade-Einfluss: Die Vehikel wirken etwas leichter als erwartet und reagieren deshalb unmittelbar auf Eure Lenkmanöver – egal, ob es sich um kleine Rallye-Boliden oder wuchtigere Trucks handelt. Allerdings sind ausgiebige Drifts weiterhin möglich und die Steuerung fühlt sich nicht falsch an – nur eben nicht so realistisch bzw. simulationslastig wie früher.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Anfangs war ich etwas skeptisch: Kann DiRT 2 mit der flippigeren Ausrichtung funk­ti­onieren? Nach ein paar Runden stand die Antwort fest: Ja, und das ausgesprochen gut! Egal, ob Ihr mit Co-Piloten eine Rallye absolviert oder Euch mit sieben Konkurrenten bei einem Raid-Rennen um die Plätze rangelt – das Offroad-Spektakel macht immer Spaß. Grafisch wird der Vorgänger in den Schatten gestellt: Vehikel und Umgebungen sehen ausgesprochen attraktiv aus, auch wenn Codemasters es mit Farbfiltern etwas zu gut gemeint hat. Das Fahrverhalten der Boliden mag Colin McRae-Veteranen vielleicht wieder zu simpel sein, doch daran gewöhnt man sich schnell und driftet dann wie ein Meister um die Kurven. Nur noch etwas mehr normale Rallye-Kurse hätte ich mir gewünscht, aber auch so ist DiRT 2 ein Kracher.

Philip Ulc meint: Mit dem ersten DiRT hat sich die Colin-McRae-Serie von ihren Simula­tions-Wurzeln gelöst und in rasanten Action-Fahrspaß gewandelt. Diesem Pfad folgt nicht nur der Nachfolger, sondern verbreitert ihn auch zielgruppengerecht – und packt mich damit ein zweites Mal. Ich gestehe, dass ich als Trendsport-Fan anfällig bin für das ’coole’ Setting mit Stars wie Pastrana, Mirra oder Block sowie den feinen Soundtrack. Von allen Rennsportserien schätze ich zudem die Rallyes wegen ihrer Dynamik am meisten. Die gelungene Mischung der Rennvarianten begeistert mich daher auf Anhieb, nur erkenne ich wegen kryptischer Symbole oft nicht, welcher Renntyp mich erwartet – da hätten die Entwickler stärker auf Übersichtlichkeit als auf Style setzen sollen. Das ist aber nur ein Tropfen Kritik auf einen glühend heißen Kühlergrill.

Wertung

41 Strecken in 9 Lokalitäten
35 Autos in 7 Klassen
8 verschiedene Renntypen
Tour-Modus mit 100 Stationen
installiert 1,8 GB auf Festplatte (PS3)

Rundum gelungener Offroad-Spaß, der mit toller Grafik, abwechslungsreichen Rennarten und flotter Präsentation lockt.

Singleplayer87MultiplayerGrafikSound

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