„Sie können nicht einmal kopieren und einfügen“: Lehrer sind enttäuscht über die mangelnden Computerkenntnisse einiger Schüler

Mehrere Lehrkräfte klagen darüber, dass Schülerinnen und Schüler selbst elementare Computerhandlungen nicht beherrschen — wie Copy/Paste, Dateien per E‑Mail verschicken oder Dokumente speichern. Schuld daran sei vor allem mangelnde Ausstattung und ungleicher Zugang zu Computern.

Wie steht es um die technischen Kompetenzen? Ein 2023 veröffentlichter Artikel in der französischen Tageszeitung La Dépêche zitiert Lehrkräfte, die erstaunt sind, wie viele junge Menschen zwar mit Bildschirmen aufwachsen, aber dennoch grundlegende Funktionen am Computer nicht wirklich beherrschen (via La Dépêche).

Laut Anne Cordier, Forscherin für Informations- und Kommunikationswissenschaften, sind viele Kinder und Jugendliche deutlich weniger Computer-versiert, als oft angenommen.

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Computer vs. Smartphone

Warum fehlt das nötige Basiswissen? Zwar wachsen Jugendliche heute mit Smartphones, Tablets und Konsolen auf, doch viele erwerben dabei laut Bericht keine produktiven Computerkenntnisse.

Statt Word, PowerPoint oder Dateiverwaltung dominieren TikTok, WhatsApp und YouTube den digitalen Alltag. Das Problem: Wer nie lernt, mit Maus und Tastatur umzugehen oder ein Dateisystem zu verstehen, bleibt im digitalen Analphabetismus hängen. Im Französischen gibt es dafür sogar einen eigenen Begriff: „Illectronisme“.

Laut Zahlen des französischen Statistikamts Insee betrifft das 2021 rund 15 % der Bevölkerung Frankreichs, und selbst unter Jugendlichen zeigen sich laut der Agentur ANLCI bei etwa 11 % deutliche Schwierigkeiten mit Basisfertigkeiten, zu denen auch IT-Kompetenz zählt.

In Deutschland sieht es nicht anders aus. Obwohl der Alltag vieler Jugendlicher auch hierzulande zunehmend von Smartphones und Tablets geprägt ist, zeigt eine Vergleichsstudie, dass immer mehr von ihnen Schwierigkeiten im Umgang mit Computern haben.

Laut der ICILS 2023 der Universität Paderborn verfügen 41 Prozent der Achtklässler lediglich über sehr grundlegende Kompetenzen im Umgang mit digitalen Geräten (via Pedocs). Die Studienautorinnen und -autoren bewerten diesen Anteil als alarmierend hoch und weisen darauf hin, dass er im Vergleich zur Erhebung von 2018 deutlich gestiegen ist.

Beeinflusst die soziale Klasse die Digitalkompetenz? Ein zentraler Faktor ist gemäß der Forschungsberichte die soziale Herkunft. Laut der zitierten Anne Cordier sind es vor allem Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten Familien, die keinen eigenen Computer zu Hause haben – häufig steht ihnen nur ein Smartphone zur Verfügung, das für schulische Aufgaben kaum geeignet ist.

Die ICILS-Studie beschreibt die Lage in Deutschland wie folgt:

In Deutschland finden sich mit ICILS 2023 eklatante Bildungsungleichheiten im Bereich des Erwerbs digitaler Kompetenzen. Diese fallen bei Betrachtung von Kompetenzmittelwerten zuungunsten von Schüler*innen mit Zuwanderungshintergrund, zuungunsten von Schüler*innen mit einer anderen Familiensprache als Deutsch sowie auch zuungunsten von Schüler*innen mit benachteiligter sozialer Herkunft aus.

Diese Schüler*innengruppen werden zu besonders hohen Anteilen in Deutschland nicht durch schulische Bildung mit den für ihre Zukunft und die Stabilität der Gesellschaft erforderlichen digitalen Kompetenzen ausgestattet und drohen abgehängt zu werden.

Die Forschenden betonen abschließend, dass die bestehenden Ungleichheiten beim Bildungszugang und beim Erwerb digitaler Kompetenzen für benachteiligte gesellschaftliche Gruppen dringend erkannt und gezielt ausgeglichen werden müssen. (via ICILS2023).

Anne Cordier sieht mögliche Lösungen in einer stärkeren Einbindung von Medienfachleuten an Schulen. Diese könnten bereits in frühen Klassenstufen digitale Grundlagen vermitteln. Auch das Lehrpersonal müsse in Sachen Informatik und Medienkompetenz besser ausgebildet werden, um Schülerinnen und Schüler auf eine zunehmend digitale Gesellschaft vorzubereiten. (via La Dépêche).

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Dass grundlegende Computerkenntnisse fehlen, betrifft längst nicht nur einzelne – es zeigt, wie sehr Bildungserfolg vom sozialen Hintergrund abhängt. Wer keine Möglichkeit hat, digitale Fähigkeiten zu üben, bleibt schnell zurück. Deutschland steht dabei nicht allein da. Wie gut die Bevölkerung weltweit ausgebildet ist – und wie Deutschland im internationalen Vergleich abschneidet – erfahrt ihr hier: Die Rangliste der Länder mit der am besten ausgebildeten Bevölkerung

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