FIFA 10 – im Test (PS3 / 360)

Seite 1

Spiel:FIFA 10Publisher:Electronic ArtsDeveloper:EA SportsGenre:SportGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS2, PS3, WiiUSK:Erschienen in:11 / 2009

Helle Aufregung im Strafraum: Stürmer FIFA wirbelt durch die Abwehrreihen der japanischen Konkurrenz, das Publikum peitscht mit Sprechchören wie ”Das beste FIFA aller Zeiten” den jahrelang geschassten Fußball-Simulanten – pardon, die Fußball-Simulation – an. Denn FIFA hat sich von einer Arcade-Bolzerei kontinuierlich zu einer exzellent spielbaren Simulation des Rasensports gemausert. Die Verteidigungsarbeit des Gegners PES im Sinne des Spielspaßes war allerdings superb, wie Schiedsrichter M! im letzten Jahr urteilte. Wie gesagt, das war im letzten Jahr. In der neuen Spielzeit lässt EA große Modi-Neuerungen aus und feilt hingegen an der Spielmechanik, die Grafik-Engine aus FIFA 09 kommt in aufgebohrter Version zum Zuge.

Mit der Bundesliga-Lizenz und zahlreichen weiteren Liga-Rechten ist FIFA 10 konkurrenzlos. Der dynamische ’Be a Pro Modus’ sowie neben dem ’Exhibition Match’ das Herzstück des Spiels, der Manager-Modus, sind erweitert: Transfers hängen von der Reputation und dem Finanzspielraum des Clubs sowie der Konkurrenz innerhalb des Teams ab. Podolski wird sich beispielsweise als vierter Stürmer trotz Millionen­gehalts nicht verpflichten lassen. Auf dem Grün lockt die viel gepriesene 360°-Steuerung, die das gängige Acht-Wege-System ablöst. Das erlaubt feineres Dribbling und ermöglicht Spielern, in Lücken im Gegnerfeld vorzustoßen. In der Tat tänzeln und passen wir gelegentlich durch scheinbar undurchdringliche Abwehrreihen. Das liegt auch daran, dass sich unsere Mitspieler schlau freilaufen, sich durch Handzeichen effektiv bemerkbar machen und realistische Laufwege einschlagen. Allerdings gerieten Steilpässe viel zu gefährlich, trotz maximal tiefer Verteidigerlinien sind lange Pässe in die Spitze oft von Erfolg gekrönt und lassen den Stürmer einsam auf den Keeper zulaufen. Dadurch fallen viele Tore, sofern Ihr die 1-gegen-1-Situationen nutzt. Den herauslaufenden Torwart zu veräppeln, ist immer noch zu schwierig, kurioserweise sind die in der Realität technisch anspruchsvollen Lobs nach wie vor die sicherste Methode, frei vor dem Tor zu agieren. Dafür stellen Tricks im Allgemeinen und das neue ’Skilled Dribbling’ (besondere Kabinettstückchen) Eurer Stars im Besonderen ein wesentliches Werkzeug dar, um das Mittelfeld zu überbrücken. Denn die Verteidiger stören durch simplen Knopfdruck massiv das Aufbauspiel und gelangen ohne Mühe an den Ball – auch die Defensive profitiert von der 360°-Steuerung. Daher trickst Ihr mit gehaltener Schultertaste und rechtem Stick oder schirmt per weiterer Schultertaste ohne Drücken einer Richtungstaste den Ball mit dem Körper ab – richtig, im ­Eifer des Gefechts sind die Kontrollen recht komplex.

Die arcadelastige Wii-Version von FIFA 10 ist grafisch schwacher Spaßfußball mit wenig Spielmodi (Einzelspiel, Saison, Turnier), aber guter Spielbarkeit mit drei Steuerungsvarianten und launigen Ideen: Füllt durch gutes Pass-Spiel eine ’Momentum’-Anzeige und schießt präziser oder trickst variantenreicher.

Meinung

Philip Ulc meint: Als Anhänger der PES-Reihe habe ich mit Staunen die Entwicklung der FIFA-Serie beobachtet und mit Schrecken die Stagnation der einst konkurrenzlos guten Fußball-Simulation aus Japan festgestellt. FIFA 10 beeindruckt mit überragenden Animationen und toller Spieldynamik. Trotzdem hängt EAs Simulationskick nach wie vor ein leichter Arcade-Touch an, denn zu viele Tore entstehen durch Lobs und schicke Schlenzer, die leichtgängig von der Hand gehen. Dagegen fällt das Erstellen der Standards in die Kategorie ’Profi’, die den Durchschnittsspieler kaum tangieren – nicht umsonst versteckt sich dieser Modus in den Trainingsoptionen und wird nicht wie von EA-Spielen gewohnt mit ”Neu” markiert. Trotzdem wirkt FIFA 10 spielerisch rund – eben wie ein Fußball(-Spiel) sein sollte.

Matthias Schmid meint: Beim letzten FIFA lockten mich nur die Onlinematches ’10-­gegen-10’ nach der Testsession vor die Konsole – in diesem Jahr überzeugt mich der EA-Kick auch spielerisch. Die Geschwindigkeit ist etwas höher als 2008, das Spielgefühl stimmig, die Kontrollen sind straff – dank Steuerfinessen wie Tricksen und Abschirmen habe ich viele Möglichkeiten, mein Offensivspiel zu variieren. Wer anfangs die teils verwirrenden Schultertasten-Kombinationen noch nicht drauf hat, verliert häufig den Ball – weil die Verteidiger den Spielfluss zu leicht stören können, müsst Ihr dann mit nervigem Mittelfeld-Geplänkel leben. Obwohl in FIFA 10 einige Schüsse weit am Kasten vorbeisausen und mir die lebensechten Animationen regelmäßig Rufe der Verzückung entlocken, finde ich, dass der Spielablauf beim Konkurrenten PES näher am echten Sport ist.

Wertung

konkurrenzloser Lizenz-Realismus
Standards wie Frei- und Eckstoß selbst basteln, aber nur für Profis effektiv
fantastische (Rempel-)Animationen
launiges Arcade-Bolzen auf Wii

Unberechenbarer, schneller und flüssiger als im Vorjahr: spielerisch hochkarätiges Fußball mit zu vielen leichten Toren.

Singleplayer86MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *