Halo 3: ODST – im Test (360)

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Spiel:Halo 3: ODSTPublisher:MicrosoftDeveloper:BungieGenre:Ego-ShooterGetestet für:360Erhältlich für:360USK:18Erschienen in:11 / 2009

Habt Ihr meine ausführliche Vorschau zu Halo 3: ODST im letzten Monat gelesen, dann wisst Ihr, dass ich vor gut vier Wochen­ etwa die Hälfte des Story-Modus ­gespielt habe. Vielleicht wisst Ihr auch noch, dass mich die Nachtspaziergänge in der ’Oberwelt’ New Mombasa nach einiger Zeit gelangweilt hatten. ­Und ehrlich gesagt, war ich ­wenig erfreut, die ersten Spielstunden erneut absolvieren zu müssen – während mein halb durchgezockter Spielstand irgendwo in einer Abstellkammer der Bungie-Studios verschimmelt. Wer aber meinen fast schon euphorischen Meinungskasten liest, der merkt, dass mir ODST dennoch ausgesprochen gut gefallen hat. Das mag unter anderem daran liegen, dass ich mir jetzt die Zeit nehmen konnte, New Mombasa in Ruhe zu erkunden: Ich lauschte der atmosphärischen Musik, suchte nach ­offenen Türen und gelb leuch­tenden Telefonzellen. Wer nämlich Letztere fleißig aufspürt, erhält ­Zugriff auf etwas wirre, aber interessante Audio-Logbücher, die – von verrauschten Bildern begleitet – eine kleine Neben­geschichte erzählen, welche sich während des Angriffs auf die Menschenstadt New Mom­basa zugetragen hat.

New Mombasa? Angriff? Was ist passiert? Gut, ich beginne von vorn: In Halo 3: ODST schlüpft Ihr in die Rolle des ’Orbital Drop Shock Troopers’ Rookie (im Deutschen: Neuling), der während einer Mission von seinem Team getrennt wird. Einsatzort ist die menschliche Metropole New Mombasa, die nach einem Angriff der feindseligen Alienallianz in Trümmern liegt. Durch die schwer getroffene Großstadt muss sich ­Rookie nun seinen Weg bahnen – allein und bei Nacht. Ein treuer ­Begleiter ist ihm die VISR-­Datenbank: Hinter ­diesem kryptischen Namen verbirgt sich eine simple, aber wertvolle Karte, welche die Wegfindung im Stadtgebiet erleichtert und die Position feindlicher Patrouillen anzeigt. Leider verwirrt Euch das Tutorial dafür mit unnötigen Infos zu Wegpunkten und Positionsmarkierungen – denkt nicht lange darüber nach und freut Euch einfach über eine praktische virtuelle Karte.
Ebenfalls neu ist der VISR-Sicht­modus: Schaltet Ihr diese Funk­tion per X-Taste an, verzieren bunt leuch­tende Kanten die leicht erhellte Umgebung – so wird die mittlerweile betagte Grafik etwas aufgepeppt und Ihr habt trotz der Dunkelheit stets einen guten Blick auf die Action.

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Denn Ballereien gibt es in der als Oberwelt fungierenden Stadt genug; weil Ihr aber auf verschiedenen Pfaden zu Euren Zielen gelangen könnt, dürft Ihr erstmals in der Seriengeschichte Scharmützeln aus dem Weg gehen – keine schlechte Idee, wenn die Lebensenergie mal wieder im Keller ist. Das passierte mir öfter als erwartet: Zum ­einen sind schon auf dem Schwierigkeitsgrad ’mittel’ viele Shootouts eine Herausforderung; zum anderen ist die Halo-typische Schildenergie (die neuerdings ’Ausdauer’ heißt) schon nach wenigen Treffern im Keller. Dann schimmert das Bild rot und weitere Kugeln fügen Eurer Gesundheitsleiste Schaden zu – haltet also stets Ausschau nach Verbandskästen und ’Medkits’.

Seid Ihr in New Mombasa an einem der Zielpunkte angekommen, wird es Zeit für klassische Halo-­Action. Dann beamt Euch das Spiel in den Körper eines anderen ODST-Soldaten, dem meist die Kugeln nur so um die Ohren fliegen: Ihr erobert einen von Aliens besetzten Raum­hafen, fliegt mit dem Banshee durch Häuserschluchten oder kämpft in der freien Natur gegen ganze Heerscharen von quäkenden Außer­irdischen. In weiteren Missionen plättet Ihr feindliche Wraith-Panzer mit Schüssen aus der Bordkanone des Scor­pion-Tanks, verteidigt im Team einen Schutzwall oder knackt in einer spektakulären Schlacht die Hülle eines gigantischen Scarab-­Walkers. Die Balance zwischen
Action-Einlagen zu Fuß und hinter dem Steuer ist hervor­ragend, die Waffen sind mannigfaltig; wegen der (zu) kurzen Kampagnen-Spieldauer von nur sechs bis sieben Stunden bekommt Ihr so manche ­Flinte aber nur ein- oder zweimal in die Finger. Natürlich dürft Ihr die ODST-Kampagne auch kooperativ mit bis zu drei Kollegen via System Link oder Breitbandverbindung zocken – mit fähigen menschlichen Mitstreitern ist auch die Schwierigkeit ’legendär’ für Normalspieler schaffbar.

Ein kleiner Spoiler sei an dieser Stelle erlaubt, dürfte er doch Eure Lust auf das Spiel nur steigern: Mit der lästigen Alienrasse Flood müsst Ihr Euch in ODST nicht herumschlagen. Damit wird die Gegnerpalette zwar etwas eindimensionaler, dafür gibt es keinerlei Frustmomente.

Für Onlinespieler, die lieber ­gegen- als miteinander kämpfen, liegt der komplette Halo 3-Multi­player-Modus als eigene DVD bei – samt dem vielseitigen ­Editor ’Schmiede’. Voll auf Teamwork ausgelegt ist dagegen die frische ODST-Variante ’Feuergefecht’: Wie im ’Horde’-Modus von Gears of War 2 hält sich dort ein menschliches Team ständig anrollende Alien-Wellen vom Leib. ­Clevere Tricks wie ein gemeinsamer Lebenspool und die stets andere Zusammensetzung der Feindgruppen machen die Kämpfe unheimlich spannend.

Meinung

Matthias Schmid meint: Langsam aber sicher wird noch ein Halo-Fan aus mir. Je mehr Shooter mit cooler Präsentation, aber banalen Schießereien (Far Cry 2, Call of Juarez: Bound in Blood) ich in letzter Zeit gezockt habe, desto augenscheinlicher wurden die Vorzüge von Bungies Ego-Knallerei. Die Fights gegen die cleveren Feinde sind immer wieder anders und verlangen Mitdenken und taktisches Vorgehen; auch die Schwierigkeitsstufen unterscheiden sich und geben Euch nicht nur weniger Energie auf den Weg. Die Steuerung zu Lande, hinterm Steuer und in der Luft ist einmal mehr klasse. Die Grafik jedoch finde ich zwar stimmig, aber technisch veraltet. Gelungen ist ­dagegen der neue ’Feuergefecht’-­Modus: Die fiesen Feinde machen Teamwork unumgänglich und die Matches packend. Das unspektakuläre Finale der Kampagne hat mich leicht enttäuscht und bestätigt den Eindruck, das ODST eher eine nette Nebenepisode denn eine epische, vollwertige Halo-Geschichte ist.

Oliver Schultes meint: Stärkstes Element von ODST ist für mich die Erzählstruktur: Die Mischung aus Rückblenden und dem Einsatz des Neulings erzeugt genügend Spannung, um mich bei Laune zu halten – ”Wo ist wohl der nächste Gegenstand und was ist seine Geschichte?” Doch gerade wenn es interessant wird und die Charaktere an Tiefe gewinnen, ist es auch schon wieder vorbei: ODST dauert einfach nicht lange genug. Für den Test spielte ich auf der Schwierigkeitsstufe ’Normal’ und habe dabei nur selten ins Gras gebissen – dafür nervte die rote Warnleuchte häufig, da nach zwei, drei Treffern der Schutzschild aufgebraucht war. Bis zum Tod dauert es dann allerdings eine ganze Weile; das hätte Bungie besser lösen können. Ansonsten kann ich mich meinem Kollegen Matthias nur anschließen: In Sachen Steuerung und Kampfdramatik ist ODST top.

Wertung

neu: Nachtsichtmodus und Levelkarte
Kampagne zu viert kooperativ spielbar
8 ’Feuergefecht’-Karten
24 Maps für den klassischen Multiplayer

Trotz der kurzen Story-Spielzeit ein dickes Ballerpaket zum fairen Preis – mit cleveren Feinden und 1-a-Spielbarkeit.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

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