Der Batman-Schurke, den wirklich jeder kennt, ist wohl der Joker. Egal, ob in Filmen, Spielen oder Comics, der Clownprinz des Verbrechens hinterlässt immer Eindruck. Hinter seinem Ursprung und seiner Geschichte steckt aber mehr, als man denken mag.
Im Mai 1939 tauchte Batman in Detective Comics Nr. 27 zum ersten Mal auf. Die Figur, die von Bill Finger und Bob Kane erschaffen wurde, erhielt ein Jahr später eine eigene Comic-Reihe. Im Frühjahr 1940 erschien Batman Nr. 1. Dort kämpfte der Superheld, zusammen mit Robin, der in Detective Comics Nr. 38 seinen ersten Auftritt hatte, gegen den Joker.
Der Joker unterschied sich damals von den Gangstern und Alltagsschurken, denen Batman begegnete. Sein erstes Design hatte dabei eine besondere Inspirationsquelle: Der Stummfilm eines deutschen Regisseurs.
Autoplay
Der Mann, der lacht
Worauf basierte das 1. Design des Jokers? Wer den Joker letztendlich wirklich erfunden hat, ist nicht ganz klar. Jerry Robinson, ein Assistent vom Zeichner Bob Kane, sprach mehrfach darüber, dass er ihn erfunden hat, so auch in einem YouTube-Video der Los Angeles Times.
1994 erklärte Bob Kane in einem Interview mit Entertainment Weekly aber, dass Robinson nichts mit der Entstehung zu tun hatte, und man nur eine Spielkarte genutzt hat, die er mitgebracht hatte. In dem Interview spricht Kane aber von einer filmischen Inspiration für das Design des Jokers.
1928 erschien der Stummfilm Der Mann, der lacht (The Man Who Laughs) des deutschen Regisseurs Paul Leni. Dort spielte Conrad Veidt die Hauptrolle des Gwynplaine. Im Film bekommt die Figur als Strafe eine chirurgische Operation: Er kann nur noch verrückt grinsen und kein anderes Gesicht mehr machen.
Bei seinem ersten Auftritt präsentiert sich der Joker in seinem ikonischen lila Anzug und präsentiert sich als skrupelloser Verbrecher, der dauerhaft ein Lächeln im Gesicht hat. Robin spricht das sogar beim vermeintlichen Tod der Figur an: Sogar im Tod grinst er noch!
Einen Vergleich zwischen dem ersten Auftritt von Joker und Conrad Veidt in Der Mann, der lacht, seht ihr hier:
In einem Gastbeitrag auf awardsfocus.com spricht der Filmproduzent Michael Uslan, der an mehreren Batman- und DC-Projekten beteiligt war, über die Entstehung des Jokers. Dort erklärt er, dass der Joker die Antithese zu Batman sein sollte:
Ironischerweise trug der Joker die Maske des fröhlichen Karnevals, wie aus Edgar Allan Poes „Das Fass Amontillado“, und verbarg damit das brodelnde Grauen und das Böse, das unter der Oberfläche lauerte. Doch Batman, das Symbol des Guten, war mit der dunklen, monströsen Maske einer Fledermaus verkleidet.
Michael Uslan über die Idee hinter dem Joker
Mit einem Auftritt blieb es nicht aus und der Joker wurde zum beliebtesten Batman-Schurken aller Zeiten, der weit darüber hinaus eine wichtige Figur der Popkultur wurde. Doch auch in den Comics selbst nimmt Joker eine besondere Rolle in der Riege der Batman-Gegner ein.
Das Spiel mit der Vorgeschichte
Wie entstand der Joker innerhalb des Batman-Universums? Darauf gibt es keine konkrete, definitive Antwort. Schaut man sich die Batman-Schurken an, dann sind viele davon gebrochene Seelen, die durch tragische Ereignisse erst zu dem wurden, was sie sind. Man nehme etwa Two-Face, der eigentlich für Gerechtigkeit sorgen wollte.
Bei seinem ersten Auftritt 1940 hatte der Joker keine Vorgeschichte. Im Laufe der Zeit gab man ihm mehrfach welche, die sich aber voneinander unterscheiden und nie so konsistent waren, wie bei anderen Figuren.
1951 erschien Detective Comics Nr. 168. Dort gab Bill Finger dem Joker seine erste Origin-Story. Er war einst der Schurke Red Hood, der bei einer Flucht vor Batman in einen Chemietank gefallen ist. Daran inspirierte sich auch Tim Burton in seinem Batman-Film aus 1989. Dort wurde aus dem Verbrecher Jack Napier, gespielt von Jack Nicholson, der Joker.
Ein besonderer Comic bezüglich des Jokers ist der One-Shot Batman: The Killing Joke vom legendären Autor Alan Moore. Dort war der Joker einst Laborassistent, der kündigte, um Comedian zu werden. Sein Leben mit seiner schwangeren Frau konnte er aber nicht finanzieren. Aus Verzweiflung und Geldnot nahm er an einem Raub teil. Vor dem Raub erfährt er, dass seine Frau tot ist.
Von den Verbrechern bekommt er die Maske des Red Hood, und als Batman auch noch auftaucht, springt er in einen Chemietank, der ihn zum Joker macht (via DC Database). Die tragischen Elemente aus The Killing Joke findet man im Film Joker aus 2019, in dem Joaquin Phoenix den Charakter spielt.
Innerhalb der Comic-Geschichte erhielt der Joker unzählige Vorgeschichten, mal tragisch, mal mystisch, mal völlig absurd. Doch schon Alan Moore spielte in The Killing Joke damit. Dort sagt der Joker: Wenn ich eine Vergangenheit haben muss, dann ziehe ich es vor, wenn sie Multiple Choice ist. Der Joker ist mehr als ein Verbrecher, er ist ein Fluch.
Der Joker ist kein Mensch, er ist das Geschwür Gothams
Was ist der Joker im Batman-Universum? Anders als bei seiner Vorgeschichte kann man sich bei seinem Ziel ziemlich einig sein: Batman. Er ist besessen vom Helden. Richtige Ziele, wie ein Verbrechersyndikat aufzubauen oder Macht und Geld zu haben, interessieren ihn meist nicht. Wie vorher erwähnt, soll er die Antithese zu Batman sein. Und das repräsentiert er auch.
Batman symbolisiert die Hoffnung. Ihm wurde alles genommen, und trotzdem kehrt er der Stadt nicht den Rücken, er will sie sogar retten. Der Joker ist das Gegenteil davon. Er existiert, seit Batman aktiv wurde, und ist das personifizierte Chaos. Er ist das Geschwür, das bis zum Schluss gegen Batman und seine Aufgabe kämpfen wird. Er ist die dunkle Seite der Stadt. In seiner Trilogie spielte auch Nolan mit dieser Idee.
Deshalb ist es Joker auch größtenteils nicht so wichtig, Batman zu töten. Er hat dann keine Aufgabe mehr. Er will Batman brechen, ihm den One Bad Day (einen schlechten Tag) bescheren, der ihn zerstört. Das ist auch der größte Konflikt von Batman. Er will den Joker nicht töten, auch wenn er noch so schlimme Dinge tut, wie seinen Sidekick foltern.
In Batman: Death in the Family (via YouTube) wird sogar gezeigt, dass er ein normaler Typ wird, nachdem Batman stirbt.
Der Joker wird wohl immer einer der bekanntesten Schurken der Welt bleiben. Man kann ihn wohl auf viele Weisen interpretieren, und auch in Zukunft werden Autoren in Filmen, Spielen und Comics viele Herangehensweisen nutzen, um den Clownprinzen zu porträtieren. Doch der Joker ist nicht der einzige interessante Batman-Schurke: 7 Schurken von Batman, die endlich statt des Jokers einen großen Auftritt im Kino bekommen sollten
Der Beitrag Alle kennen den Joker, aber die wenigsten wissen, was er wirklich ist erschien zuerst auf Mein-MMO.
