Der YouTuber Timon „Klengan“ befasste sich in der Vergangenheit bereits mit dem Thema Reactions auf YouTube und Twitch. Jetzt verarbeitet er die Reaktionen auf seinen damals gemachten Vorschlag und fragte auch bei YouTube selbst nach, was sie zu dem Thema meinen.
Was ist der „Money Glitch“? Die Inhalte auf Twitch und YouTube umfassen viele verschiedene Themen, doch ein Thema ist auf beiden Plattformen dominant: Reactions. Twitch-Streamer schauen sich in ihren Livestreams gemeinsam mit ihren Zuschauern ein Video von YouTube an und reagieren darauf. Später wird diese Reaction auf einem meist eigens dafür angelegten YouTube-Kanal hochgeladen.
Mit den hochgeladenen Reactions lässt sich für die Twitch-Streamer sehr viel Geld verdienen. Die YouTuber, die die Inhalte erstellt haben, gehen dabei finanziell leer aus. Der Twitch-Streamer MontanaBlack beispielsweise verdient am meisten Geld im Monat mit Kanälen, die gar nicht seine sind, sondern die Reactions und andere Stream-Highlights hochladen.
Dieses Phänomen ist nicht nur in Deutschland weit verbreitet, sondern auch international in der YouTube- und Twitch-Welt.
Der YouTuber Klengan befasste sich schon einmal mit dieser Thematik und prangerte das Problem an, dass die Content Creator, die die originalen Inhalte erstellen, kein Geld an Reactions verdienen. Auch er selbst ist von der Problematik betroffen: Seine Videos generieren signifikant weniger Aufrufe als die Reactions darauf.
In seinem vorherigen Video nahm er den Vorschlag des YouTubers Robin „RobBubble“ Blase nochmal auf: Es sollte einen Einnahme-Split geben, bei dem die Einnahmen, die mit einer Reaction verdient werden, sowohl an den Reagierenden als auch an den Ersteller der Inhalte gehen. Dabei schlug Klengan vor, die Einnahmen entweder 50:50 oder 70:30 zu teilen. Dafür müsste YouTube als Plattform ein entsprechendes Tool einfügen.
Autoplay
„Unfassbar unhandliche Lösung“
Was ist das weitere Problem? YouTube hat zwar noch kein Tool für einen Einnahme-Split eingebaut, allerdings gibt es seit einiger Zeit ein anderes Tool: Collaborations.
So können YouTuber ihre Kollaboration auch auf der Plattform anzeigen lassen. Ein YouTuber lädt das Video hoch und kann einstellen, welcher andere YouTuber daran mitgewirkt hat. Das Video wird dann für beide Zuschauerschaften in der Abobox oder auf der Startseite angezeigt. Doch nur der Kanal, der das Video hochgeladen hat, behält die gesamten Einnahmen, Klicks und Watchtime; sie werden nicht geteilt.
Was wie ein Vorschlag für mehr Sichtbarkeit auf der Plattform wirkt, sieht Klengan jedoch als Problem, wenn es als Lösung für Reactions gehandhabt wird. Er meint dazu:
Das ist eine so unfassbar unhandliche Lösung dafür, denn vielleicht reagiert nicht nur Trymacs auf das Video von Tomatolix, sondern auch noch zwei, drei, fünf oder zehn andere Leute. Wenn jetzt Tomatolix alle diese Collaborations annehmen würde, würden alle seine Zuschauer überflutet werden mit diesen ganzen Reactions zu einem Video, was sie sich eh schon bei ihm angeguckt haben.
– Klengan via YouTube ab Minute 19:54
Außerdem, so führt Klengan weiter aus, könnte das zu noch weniger Klicks bei Tomatolix in diesem Beispiel führen, da er seine Zuschauer indirekt auf die Reactions verweisen würde.
Twitch-Streamer sind dafür, YouTube sagt nicht so viel
Was sagen Twitch-Streamer zu dem Thema? In seinem neuen YouTube verarbeitet Klengan die Reaktionen von deutschen Twitch-Streamern auf seinen Vorschlag, die Einnahmen zu teilen. Das Ergebnis ist überraschend positiv: Die Twitch-Streamer sehen das Problem genauso wie Klengan und fänden einen entsprechenden Split fair.
Was sagt YouTube dazu? Klengan richtete seinen Vorschlag an die Plattform selbst und war in der Lage, mit jemandem bei dem Unternehmen zu sprechen. Die Nachrichten dürfe er allerdings nicht veröffentlichen und könne auch sonst nicht viel von dem Inhalt der offiziellen Reaktion preisgeben.
Das einzige Statement, das Klengan vorlesen durfte, war:
Reaction-Inhalte sind ein legitimer Teil der Internetkultur. Bei YouTube bewerten wir sie grundsätzlich nicht als gut oder schlecht. Wenn ein Creator jedoch auf YouTube Geld verdienen möchte, muss er unsere Monetarisierungsrichtlinien befolgen. Diese besagen eindeutig, dass Inhalte originell und authentisch sein und der Unterhaltung oder Bildung der Zuschauer dienen müssen – nicht nur der Zuschauergewinnung.
– YouTube-Sprecher via YouTube
Klengan bezeichnete dieses Statement als „nicht sehr aussagekräftig“. Die Kontaktperson bei YouTube habe Klengan noch zusätzlich gesagt, dass ein zu lösendes Problem immer global sein müsse, damit entsprechende Änderungen vorgenommen werden.
Hier könnt ihr euch das ganze Video von Klengan zu der Thematik anschauen:
Der YouTuber fand ein etwas älteres Interview von dem SPIEGEL-Journalisten Markus Böhme mit dem Vize-Präsidenten von YouTube: Amjad Hanif. Dort wurde Hanif auch auf die Thematik der Reactions angesprochen und warum noch keine faire finanzielle Lösung dafür gefunden wurde.
Grob zusammengefasst meint Amjad Hanif, dass die „Exposure“, also die Aufmerksamkeit, die die Creator durch die Reactions erlangen, den Creatorn genug sein würde. Weiter sei ein Einnahme-Split zu komplex, da Reactions auch häufig auf andere Reactions gedreht werden und es dabei zu vielen Beteiligten kommt.
Somit sei keine Änderung von YouTubes Seite zum Thema Reactions geplant.
Das Argument rund um „Exposure“ ist ein Argument, das auch schon in der Vergangenheit von Twitch-Streamern genutzt wurde. Zum Beispiel hat die Karriere des Twitch-Streamers und YouTubers Florian „Varion“ Kiesow stark von Reactions profitiert. Er startete auf YouTube mit Sketch-Videos, auf die schließlich große Twitch-Streamer aufmerksam wurden, darauf reagierten und so ihre Zuschauer indirekt zu Varion hinüberschickten.
Das könne aber nicht immer funktionieren, meint Klengan dazu, eher nur bei kleineren Kanälen. Wenn aber ein YouTube-Kanal schon sehr groß sei, würde ihm diese „Exposure“ nichts mehr bringen. Die meisten Zuschauer würden den Kanal sowieso schon kennen und dann lieber die Reactions mit den Kommentaren von ihrem Lieblings-Twitch-Streamer anschauen.
YouTube scheint keine Ambitionen zu haben, das Problem rund um Reactions in naher Zukunft zu lösen.
Es gibt Fälle, in denen Content Creator nicht möchten, dass auf ihre Inhalte reagiert wird. Manchmal kann das sogar nur gegen direkte Personen gehen, so wie in einem Fall rund um den YouTuber und Twitch-Streamer Fritz Meinecke: „Mache mir damit viele Feinde“ – Fritz Meinecke bekommt ein Verbot für den Geld-Cheat auf Twitch
Der Beitrag Creator verdienen mit fremden Inhalten ein Vermögen, deutscher YouTuber will das Problem lösen und stößt dabei auf Widerstand erschien zuerst auf Mein-MMO.
