Lost Soul Aside – im Test (PS5)

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Spiel:Lost Soul AsidePublisher:SonyDeveloper:UltiZero GamesGenre:Action-AdventureGetestet für:PS5Erhältlich für:PS5USK:16Erschienen in:10 / 2025

Vielleicht erinnert Ihr Euch noch, als ein Hobby­entwickler namens Yang Bing vor beinahe 10 Jahren erstmals auf sich aufmerksam machte? Mit YouTube-Videos seines von Final Fantasy XV, Devil May Cry und ­Bayonetta inspirierten Solo-Projekts erntete der emsige Künstler gleicher­maßen das Staunen von Genref­ans wie die Anerkennung zahlreicher Medienvertreter. Schon bald werkelte ein kleines Team am Projekt, ehe sich Sony einschaltete, um Lost Soul Aside als Teil des ­China Hero Projects zu fördern. Eine waschechte Erfolgsgeschichte – könnte man meinen.

Nach über einem Jahrzehnt Entwicklung und diversen Verschiebungen geht das ambitionierte Action-Feuerwerk allerdings holprig an den Start. Die Meinungen sind gespalten, manche Besprechung des Spiels fällt vernichtend aus. War das lange Warten umsonst? Wir haben Lost Soul Aside durchgespielt und können Entwarnung geben. Ja, der Titel hat seine Macken und Stolpersteine, ist aber auch weit entfernt von der vermeintlichen Vollkatastrophe, die ihm einige böse Zungen nachsagen.

Ihr schlüpft in die Rolle von Kaser. Gemeinsam mit seiner Schwester betätigt er sich aus den Slums heraus als Widerstandskämpfer gegen die unterdrückerische Herrschaft des Imperiums. Als Wesen aus einer fremden Dimension – die Voidrax – seiner ­Schwester die Seele rauben, lässt der versierte Schwertkämpfer ­alles stehen und liegen, um zu ihrer Rettung und – na klar – der Befreiung der Menschheit zu eilen. Klingt abgedroschen? Ist es leider auch. Tatsächlich markiert die Geschichte von Lost Soul Aside den größten Schwachpunkt des Spiels. Das liegt nicht einmal nur an der abgegriffenen Prämisse, sondern vielmehr an der müden Dramaturgie und uninteressanten Figuren, die uns bis zum Ende der rund 15-stündigen Reise kalt­ließen.

Wo Euch in einem Devil May Cry oder Bayonetta charismatische Figuren und eine ziel­sichere Präsentation trotz seichter Geschichte unterhaltsam durch das Abenteuer tragen, bremsen die Dialoge und Zwischensequenzen von Lost Soul Aside den Spielfluss regelmäßig mit ”Nicht schon wieder”-Garantie aus. Das bedeutet auch, dass es die Action ist, die Euch über weite Strecken am Ball halten muss. Gut also, dass absolut kompetente und äußerst spaßige Genrekost im Stile der genannten Vorbilder aufgetischt wird.

Die meiste Zeit verbringt Ihr in Kämpfen mit den Voidrax, in denen Ihr zunächst zum Schwert und im weiteren Spielverlauf zu Doppelklinge, Großschwert und Sense greift. Mit seiner akrobatischen Vorliebe für flinke Combos erinnert Protagonist Kaser zweifellos an Capcoms frechen Dämonenjäger. An die spielerische Tiefe des großen Vorbilds reicht Lost Soul Aside vielleicht nicht heran, trotzdem ermöglicht das Kampfsystem das kreative Zerlegen von Feinden und stilsichere Jong­lagen, die mit schicken Animationen nicht nur schön anzusehen sind, sondern ohne verknotete Finger von der Hand gehen.

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Neben den gängigen Schergen bekommt Ihr es regelmäßig mit kleineren und großen Bossgegnern zu tun, die mit komplexeren Angriffsmustern Eure ­Reaktionen angenehm fordernd auf die ­Probe stellen. Hier sind – wie so häufig im Genre – rechtzeitige Ausweichmanöver und Paraden unerlässlich, um die feindliche Haltung zu brechen und dann mit besonderem Elan auszuteilen. Es winken durchaus imposante Konfrontationen, insbesondere zum Abschluss jedes Kapitels.

Außer Euren ­Kriegswerkzeugen verlasst Ihr Euch im Kampf auf einen satten Pool an magischen Angriffen, mit denen Euch Eure Begleitung Arena unterstützt. Ist Eure sogenannte ”Begnadeten-Energie” einmal aufgeladen, wechselt Ihr in einen genre­typischen Berserker-Modus, stilecht mit weißer Mähne. Schwierigkeitsgrade bietet das Spiel übrigens keine. Fallt Ihr jedoch mehrfach im Kampf, bekommt Ihr optionale Schmuckstücke spendiert, die Euch beim Anlegen mehr Schaden einstecken und austeilen lassen. So passt Ihr die Schwierigkeit nach Belieben an.

Wo wir schon bei Schmuck­stücken sind: Ein paar rudimentäre Rollenspiel-Elemente bringt Lost Soul Aside auch mit. Damit verdient sich der Titel kaum einen RPG-Zusatz in der Genrebezeichnung – am ehesten noch ist das Verhältnis zwischen Action und RPG mit jenem aus Final ­Fantasy XVI”zu vergleichen. Es bereitet aber Spaß, Waffen mit Juwelen auszustatten, um so an Attributen wie Angriff oder kritischer Treffer­chance zu schrauben. Besagte Edelsteine lassen sich dann mit größtmöglicher Freiheit visuell anbringen, um Eure ganz individuellen Kampfgeräte zu kreieren – ein schöner Einfall!

Schön ist zudem die Welt von Lost Soul Aside, wenngleich sie einen eigenen Charakter vermissen lässt. Wenn Ihr Euch durch alte Ruinen, Bambuswälder, Bergminen, Steppen und Cyber-Dimensionen arbeitet, sieht das alles meist sehr hübsch aus, macht aber eben auch den Eindruck eines wild zusammen­gewürfelten Wirrwarrs an Inspirationen. Den intensiven Einfluss des ”Realität trifft Fantasy”-Ansatzes von Final Fantasy XV merkt man etwa nicht nur der Garderobe des Protagonisten an.

Trotzdem: Die hübschen Kulissen erfüllen ihren Zweck, Euch ­linear von einem Kampf zum nächsten zu führen. Zwischenzeitlich dürft Ihr auch immer wieder abwechslungsreiche Hüpfeinlagen absolvieren, die etwas ruppiger von der Hand gehen als die butterweichen Keilereien. Generell hat Lost Soul Aside zum Start noch mit technischen Stolpersteinen zu kämpfen. Eine wacklige Tonspur und grobe Szenenwechsel sind zu verschmerzen, während ein Spielfehler im Nachgang eines Bosskampfes kurzzeitig befürchten ließ, wir könnten unser Abenteuer nicht fortführen. PS5-Spieler haben aber deutlich weniger zu beklagen als PC-Freunde. Die Entwickler haben Besserung in Form von zeitnahen Patches versprochen.

Meinung

Kevin Pinhao meint: Lost Soul Aside ist kein schlechtes Spiel geworden und erst recht keine Katastrophe. Gerade mit seiner kompetent umgesetzten Action und jeder Menge Augenschmaus hielt es mich bis zum Schluss am Ball – trotz seiner schnarchnasigen Geschichte und Figuren. Sicher, in vielen Aspekten ist es vor allem ein enthusiastisches Potpourri an Inspirationen, die der Schöpfer als Fan der entsprechenden Marken stolz nach außen trägt. Gerade vor dem Hintergrund der Anfänge des Projekts ist diese Leidenschaft charmant – etwas mehr eigene Identität hätte Lost Soul Aside aber gutgetan. Dennoch: Genrefans sei ein Blick auf das Spiel ans Herz gelegt. Ob man zum Start allerdings stolze 70 Euro investieren möchte, wird – angesichts manch technischer Baustelle – jeder für sich selbst entscheiden müssen.

Wertung

Deluxe Edition inklusive digitalem Artbook und Soundtrack, Ingame-Inhalte
Demo-Version verfügbar
nutzt keine DualSense-Features 

Yang Bing und seinem Team gelingen ein respektabler Einstand, der mit toller Action überzeugt. Lediglich das Drumherum ernüchtert etwas.

Singleplayer79MultiplayerGrafikSound

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