New World stirbt gerade, aber es fühlt sich überhaupt nicht so an

Kurz, nachdem es bei New World endlich wieder gut aussah, hat sich Amazon dazu entschieden, beim MMORPG den Stecker zu ziehen. MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus hat erst wenige Tage zuvor wieder damit angefangen und spielt immer noch täglich, denn wie ein sterbendes Spiel fühlt sich New World nicht an.

Ich dachte erst, das wäre ein Scherz oder irgendwelche Clowns trollen im Chat, als ich gelesen habe, dass Amazon die Entwicklung von New World einstellt. Die Nachricht kam keine 3 Tage, nachdem ich endlich wieder angefangen habe.

Damals, zum Release 2021, habe ich über 280 Stunden in dem Spiel versenkt, wobei zugegebenermaßen viele davon in den stundenlangen Login-Queues draufgegangen sind. Jetzt mit Season 10 und den vielen gefeierten Verbesserungen wollte ich mal wieder reinschauen.

2 Wochen lang während meines Urlaubs hat mich das Spiel vollkommen vereinnahmt. Ich hatte so viel Spaß wie lange nicht mehr, habe die gesamte Story durchgespielt und so viel Endgame- und Gruppen-Content erledigt wie nie zuvor in New World. Sogar im PvP war ich aktiv.

Und noch immer logge ich mich gerne ein – nicht nur, weil ich noch nicht fertig damit bin, alles zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe, sondern auch, weil die Community so lebendig wirkt wie immer. Nur freundlicher.

„Familiäre Kompanie rekrutiert“

Für ein „totes Spiel“ ist in New World wahnsinnig viel los. Nicht nur stehen immer noch dutzende Spieler in den Städten, craften dort, spielen Musik oder handeln, es wird auch viel geredet. Haupt-Thema ist natürlich oft das Ende des Spiels.

In den Chats diskutiert man etwa darüber, welche Firma das Spiel übernehmen könnte, um es am Leben zu halten, welche Alternativen es gibt oder wie lange die Server wohl noch laufen werden. Es gibt sogar Petitionen, um New World zu retten. Und wichtiger noch: Die Leute wollen zocken. Aktiv, mit anderen und so viel, wie es geht.

Egal, wann ich unterwegs bin, im globalen Chat und den Rekrutierungskanälen gibt es zu jeder Zeit Gilden (oder Kompanien), die nach neuen Mitgliedern suchen – erstaunlich häufig sogar dediziert deutschsprachig.

Oft werben die Rekrutierer sogar direkt damit, dass man die verbleibende Zeit noch voll ausschöpfen will. Statt traurig auf das zu schauen, was vergehen wird, wollen alle einfach das spielen, was sie noch haben. Auf gewisse Weise fühlt sich New World damit sogar lebendiger an als World of Warcraft, wo in den Chats meist nur Handels-Gespamme oder Offtopic zu lesen ist.

Der große Exodus bringt überraschende Vorteile mit sich

Dazu hat die Nachricht vom Ende offenbar dafür gesorgt, dass viele Leute gegangen sind. Der Graph auf steamcharts zeigt das sehr anschaulich: Am 14. Oktober steigen die Spielerzahlen von etwa 10.000 auf über 40.000 an und New World hält das Niveau genau 2 Wochen lang. Am 28. Oktober fallen sie dann ebenso plötzlich wieder auf den alten Wert von 10.000, sogar noch leicht darunter.

Allerdings sind offenbar vor allem Leute gegangen, die sowieso nur nerven. Die obligatorischen: „Haha, ihr Trottel zockt alle ein totes Spiel, XY ist viel besser“-Posts und fragwürdige Kommentare zu anderer Leute Mütter (nach einer Schelle im PvP) gibt es zwar immer noch, aber weniger.

Stattdessen diskutieren die Spieler konstruktiv über die Zukunft, geben sich Tipps zu den Builds oder Farm-Spots und suchen Gruppen für Dungeons oder das noch laufende Halloween-Event. Ich würde mir eine solche Chat-Disziplin für jedes MMO wünschen.

Klar ist es teilweise schwieriger geworden, bestimmte Gruppen zu finden, zumindest zu Zeiten, wo die meisten noch arbeiten müssen. Dafür gibt es keine riesigen Login-Queues mehr zum Feierabend – wer zocken will, kann jetzt einfach zocken.

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New World ist jetzt viel besser als zu Release

Das MMORPG hat sich wirklich gemacht. Der Kern des Spiels ist geblieben: ein ansprechendes Action-Kampfsystem und Crafting mit freier, spielergetriebener Marktwirtschaft. Dazu natürlich das Housing und das Gilden-System mit dem Krieg um die Herrschaft über die Gebiete. Im Vergleich zu damals gibt es aber haufenweise Verbesserungen, etwa:

Reittiere, die Reisen viel angenehmer gestalten

ein besseres Handels-System, in dem Auktionshäuser nun alle Städte verbinden, statt lokal beschränkt zu sein

Solo-Dungeons sowie ein verbessertes LFG-Tool

Schwimmen!

und etliche andere Änderungen, die der Relaunch mit Aeternum eingeführt hat

Außerdem ist das Leveln bis Stufe 60 (Maximalstufe ist 70) jetzt deutlich schneller. Mit der Haupt-Quest alleine ist man fast immer einige Level über dem aktuellen Gebiet. Das ist einerseits toll, um das Endgame zu sehen und die Story zu erleben, andererseits gehen Neben-Quests mit ihren Geschichten in den Gebieten verloren und Crafting verliert etwas an Wert. Man findet so schnell neue Ausrüstung, dass sich Herstellen nicht lange lohnt.

Trotzdem kann ich absolut nicht verstehen, warum Amazon New World genau jetzt aufgegeben hat und vielen anderen geht es genauso. Zum Glück hat offenbar nur Amazon bisher entschieden, dass New World auch wirklich tot ist – denn die Spieler sind noch immer fleißig. Das zeigt sich sogar bei euch: Die meisten Spieler haben New World schon aufgegeben – Doch 29 % von euch haben sich zum Bleiben verschworen

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