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Ist es eher Fluch oder Segen, wenn man als Entwickler schon früh in der Karriere großen Anteil hatte an einem Spiel, das dauerhaften Eindruck hinterlassen hat? Matt Nava hat sich auf jeden Fall damit arrangiert: Einst wirkte er beim ruhmreichen Journey als Art Director mit, bevor er sein eigenes Studio namens Giant Squid gründete und seither Spiele formt, die unverkennbar in ähnliche Richtungen gehen. Wer insbesondere ABZÛ, aber auch The Pathless kennt, für den sind die Parallelen offenkundig.
Fünf Jahre nach Letzterem erblickt nun sein nächstes Werk das Licht der Welt und entpuppt sich als eine weitere Reise, diesmal aber mit einem Hilfsmittel. Euer namenloser Protagonist, der im Rahmen einer gewohnt vage und minimal gehaltenen Story auszieht, um eine sandige Landschaft zu erkunden und ein Meer zu retten, ist nicht zu Fuß unterwegs. Stattdessen gleitet er auf einem schwebenden Schwert durch die Gegend. Damit geht es also gleich ein ganzes Stück flotter voran als einst bei Journey. Und wer mag, kann wie ein esoterischer Tony Hawk diverse Tricks vollführen, muss es aber nicht: Bis auf ein paar Quasi-Halfpipe-Einlagen im Rahmen überwiegend simpler Rätsel wirkt dieser Aspekt aufgesetzt und fügt sich nicht wirklich ins sonstige Geschehen ein.
So rauscht Ihr durch sehenswerte Landschaften und stoßt hier und da auf Objekte, mit denen Ihr kurz interagiert. Das sorgt oft dafür, dass Wasser ansteigt, sich Meerestiere um Euch tummeln und beispielsweise eine Schar Fische den Weg zum nächsten relevanten Punkt weist. Spielerisch hat das wenig Tiefgang, auch wenn vereinzelt Sprungpassagen und ein auf mehr Dynamik getrimmtes Finale Spurenelemente von Anspruch einstreuen.
Aber im Prinzip geht es darum, Euch von einem stimmungsvoll inszenierten Ort zum nächsten zu führen und dabei der rundum ansehnlichen Inszenierung nicht groß im Weg zu stehen. Das bekommt Sword of the Sea fraglos wieder tadellos hin – ob das genug für Eure Ansprüche ist, müsst Ihr allerdings selbst entscheiden.
Meinung & Wertung
Ulrich Steppberger meint: Ich gehöre ich zu der Gruppe Menschen, denen Journey einst auch sehr gut gefallen hat, ohne es aber als unantastbaren Meilenstein der Videospielgeschichte zu verehren. Darum war meine Erwartung an Sword of the Sea nicht wahnwitzig hoch und es tut mir ein bisschen in der Seele weh, sagen zu müssen: Sie wurde erfüllt, aber leider nicht übertroffen. Denn einerseits gibt es audiovisuell wenig zu kritisieren: Die Wüsten- und Wasserwelten, durch die wir hier gleiten, haben jede Menge Schauwert und werden technisch blitzsauber auf den Bildschirm gezaubert. Auch die Soundkulisse trägt erwartungsgemäß gelungen zur Stimmung bei. Und dass das Ganze erneut recht kurz ausfällt, stört mich nicht weiter. Aber spielerisch geht Giant Squid nach The Pathless wieder einen Schritt zurück und macht mir das Leben beinahe zu leicht: Herumgleiten und einfach gehaltene Sprungpassagen, dazu ein paar Rätsel, die man kaum so bezeichnen mag und minimal Action am Ende – das ist ebenso bekömmlich wie schnell abgehakt. Bereut habe ich die Reise nicht, es bleibt aber leider das Gefühl, dass sie mir nicht lange im Gedächtnis haften wird.
Geschmeidige kurze Reise durch visuell eindrucksvolle Welten, die aber wenig bleibenden Eindruck hinterlässt.
Singleplayer79MultiplayerGrafikSound
