Ein neues Rollenspiel aus China zeigt, wie die MMORPGs der Zukunft aussehen könnten – Unser Experte gruselt sich bei dem Gedanken

Mit Where Winds Meet erwartet uns am 14. November 2025 ein besonders ambitioniertes Rollenspiel, das eine Menge Sake-Träume unter einen Bambushut bekommen möchte. Die Entwickler denken dabei auch das Genre der MMORPGs neu.

Das neue Rollenspiel Where Winds Meet ist nur schwer zu greifen. Es möchte gleichermaßen Solisten, Koop-Buddys sowie MMORPG-Freunde ansprechen … und bietet dafür eine ungewöhnlich breite Palette an Modi, Optionen und Inhalten.

Ihr könnt euch beispielsweise erst alleine oder mit Freunden voll auf die cineastisch inszenierte Story-Kampagne stürzen, die in ihren besten Momenten an Wuxia-Klassiker wie Tiger & Dragon oder House of the Flying Daggers erinnert.

Parallel oder danach warten dann aber auch noch allerlei Multiplayer-Inhalte auf euch, wie PvP-Arenen, ein Battle-Royale-Modus, Dungeon- und Raid-Herausforderungen, Minispiele oder Events. Zudem könnt ihr in einem extra Multiplayer-Modus eine angepasste Version der Spielwelt unsicher machen, in der ihr dann auch auf zahlreiche andere Spieler trefft.

Where Winds Meet ist so vollgepackt mit Features und Inhalten, dass wir euch in einem eigenen Artikel aufgeschlüsselt haben, wie viel MMO eigentlich in dem Rollenspiel drin steckt. Wie viel Spaß all das macht, darf ich euch erst mit dem Fall des Embargos verraten.

Im Folgenden geht’s mir erst einmal um die grundsätzliche Struktur von Where Winds Meet, die Schule machen könnte. Anfangen möchte ich aber mit einem Blick auf das MMORPG-Genre der vergangenen Jahre.

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Autoplay

Auf Destiny und The Division …

In meinem Artikel Die große Dürre der MMORPGs und die Flucht in lukrativere Genres hatte ich es bereits ausgeführt: Nach zahllosen gescheiterten Versuchen haben sich viele Entwickler und Publisher vom teuren und risikoreichen Genre der Online-Rollenspiele abgewandt – vor allem im Westen.

Viele suchten in anderen Genres ihr Heil, um dort mit geringeren Investitionen alternative Service-Strategien umzusetzen. Titel wie League of Legends (2009), World of Tanks (2010), DOTA 2 (2013) oder Hearthstone (2014) ebneten Hits wie Fortnite, PUGB, Warframe oder auch Path of Exile den Weg.

Teils nahmen die Verantwortlichen aber auch große Budgets in die Hand, um ambitionierte MMO-Hybride zu zimmern, wie ein Destiny, The Division oder Anthem. Diese Spiele (und ihre Nachfolger) setzen auf limitierte Social-Hubs statt eine zusammenhängende, persistente Welt, in der sich hunderte oder gar tausende Charaktere herumtreiben.

Gleichzeitig bieten sie aber viel von dem, was Spieler von MMORPGs erwarten: PvE-Herausforderungen für Gruppen, PvP-Inhalte, Gilden, Loot-Progression oder auch Chats. All das ist da, im Vergleich zu vielen Online-Rollenspielen aber irgendwie … eingelaufen. Als hätte jemand die Inhalte bei zu hoher Temperatur zu lange durch die Waschmaschine gejagt.

Zum aktuellen Alltag vieler Spieler passt das – zugegeben – optimal. Kleine Gruppen sind schneller gefunden, umso mehr, wenn man weiß, dass der Wunschinhalt in spätestens einer halben Stunde durch ist. Kommt euch bekannt vor? Na klar. Seit Jahren schon setzen auch viele moderne MMORPGs auf so ein vergleichsweise flexibles Angebot für kleine Zeitfenster.

Spiele wie Destiny 2 sind zwar keine MMOs im „Massively“-Sinne, nutzen aber viele Elemente, die man in dieser Kombination lange nur aus Online-Rollenspielen kannte.

… folgt Where Winds Meet

Was dabei auffällt: Immer häufiger meiden Entwickler bei Online-Rollenspielen den MMO-Begriff wie Vampire das Weihwasser. Als wäre Lord Voldemort höchstselbst der Urheber des Genres, über das man in der Öffentlichkeit nicht spricht.

Das war bei New World plötzlich so, das mit der Aeternum-Neuauflage sowie der Konsolen-Fassung vom MMORPG zum Online-Action-RPG gemacht wurde. Online-Action-RPG … so nennen auch die Entwickler von XL Games bevorzugt ihr aktuelles Projekt ArcheAge Chronicles, das nächstes Jahr erscheinen soll.

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Beim Open-World-RPG Crimson Desert scheint man sich sogar völlig von den ursprünglich kommunizierten MMO-Elementen distanziert zu haben. Und auch auf der Steam-Produktseite von Where Winds Meet fällt nicht einmal der MMO-Begriff, obwohl die Entwickler im Spiel selbst durchaus weniger schüchtern sind und sogar MMORPG-Optionen anbieten – für Quest-Verfolgung und Steuerung.

Zudem fällt die MMO-DNA im Wuxia-RPG von Everstone Studio deutlich ins Auge – mit dem Multiplayer-Modus, den Gilden und den diversen Gruppenaktivitäten. Es ist aber eine neu gedachte Variante von MMO. Eine Option, die man nutzen kann, aber nicht muss, und die deutlich abgetrennt ist von Kampagne sowie Quests. Die wichtigeren Säulen des Spiels sind klar die Singleplayer- und Koop-Erfahrungen.

Eigentlich ist die Welt von Where Winds Meet wunderbar belebt. Im Multiplayer-Modus verschwindet jedoch ein Teil des Trubels.

Die Zukunft der MMORPGs?

In China geht Where Winds Meet mit seinem Konzept bereits seit Dezember 2024 durch die Decke. Mehr als 15 Millionen Spieler stürzen sich dort auf die vielen Inhalte des Free2Play-Rollenspiels. Wenn sich dieser Erfolg global bestätigt, dürfte das Konzept ziemlich sicher auf andere Entwickler und Publisher abfärben – so funktioniert der Markt seit vielen Jahren.

Normalerweise bin ich für zusätzliche Optionen zu haben, welche die Spielerfahrung einer größeren Zielgruppe zugänglich machen können. In diesem Fall hoffe ich jedoch nicht, dass Where Winds Meet zeigt, wie die meisten Online-Rollenspiele der Zukunft aussehen könnten.

Dafür fehlt es dem Multiplayer-Modus ohne Gegner und Quests einfach an Substanz. Das ist wie ein großer, leerer Social Hub, in dem man sich zwar mit vielen anderen Spielern treffen kann, in dem es abseits von bestimmten Aktivitäten wie gemeinsamen Yoga-Runden oder Gruppentherapien aber kaum etwas zu tun gibt.

Die wirklich wichtigen Inhalte wie Dungeons und Raids dürften die meisten Spieler zudem über das entsprechende Menü und die Gruppensuche ansteuern. Das ist mir unterm Strich dann doch zu wenig MMO-Erfahrung in der offenen Welt.

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Ich hoffe daher, dass Where Winds Meet ein exotischer Ausreißer bleibt und sich weiterhin Studios finden, die echte MMORPGs entwickeln – auch wenn das Genre aktuell stark zu kämpfen hat. Wie seht ihr das? Hier und da können wir aber zum Glück weiterhin über Lichtblicke berichten, etwa mit Blick auf Pantheon: Die Zukunft eines neuen PvE-MMORPGs auf Steam ist gesichert, bekommt Finanzierung in Millionenhöhe

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