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Nach Silent Hill 2 haucht Konami auch seinem zweiten großen Franchise Metal Gear neues Leben ein. Die Entwicklung übernahm diesmal jedoch ein internes Team gemeinsam mit dem erfahrenen Support-Studio Virtuos. Um das Fazit vorwegzunehmen: Auch wenn es jetzt einige Komfortfunktionen gibt und die Optik dank Unreal-5-Engine und neuer Modelle modern erscheint, handelt es sich hier um eines der werktreuesten Remakes eines Klassikers – mit all seinen Pros und Kontras. Sogar Snakes steife Bewegungen kehren zurück. Wer also schon damals mit den Eigenheiten von Snake Eater fremdelte, wird auch mit der Neuauflage nicht glücklich werden. Und wer das Original bereits auswendig kennt, wird hier keine relevanten Neuerungen finden.
Der fünfte Hauptteil, der unter Anleitung von Hideo Kojima entstand, bietet sich jedoch als perfekter Einstieg in die Serie an. Die Prequel-Geschichte stellt nämlich den Beginn der komplexen Metal Gear-Storyline in den Fokus. Hier werden nicht nur die Anfänge vieler relevanter Seriencharaktere wie Naked Snake, The Boss, Big Mama und Revolver Ocelot beleuchtet, auch die Basis wichtiger Gruppierungen wie der Patriots wird gelegt. Die Story mit all den stilvoll inszenierten und gerne mal überlangen Zwischensequenzen sowie übernatürlichen Elementen ist heute noch die größte Stärke des Spiels. Allein die grandiose Chemie zwischen den Rivalen Snake und Ocelot sorgt für viele einprägsame Momente mit einem besonderen Kniff im Finale.
Ganz nebenbei muss Snake übrigens einen Atomkrieg zwischen der Sowjetunion und den USA verhindern und pirscht dafür als Einzelkämpfer durch die Wälder und Berge Russlands. Damals wie heute bestehen die Areale aus kleinen, voneinander abgetrennten Mini-Abschnitten, die Ihr meist schleichend durchquert.
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Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist exzessiver Waffeneinsatz ab und an auch eine Möglichkeit. Ist jedoch der Alarm ausgelöst, lösen sich Leichen vor Eurer Nase auf, um Platz für endlos nachrückende Soldaten zu machen. Durchrennen ist in solchen Fällen oft eine valide Option. Noch klüger ist es, Feinde ins Land der Träume zu schicken, sodass hier Gegner trotz Alarm nicht nachspawnen können.
Ressourcen beschafft Ihr Euch durch die Erkundung diverser optionaler Ecken oder durch das Looten von Soldaten. Das funktioniert jedoch ungelenk dadurch, dass Ihr die Körper in einer endlos langen Animation in die richtige Richtung dreht, aufhebt und wieder fallen lasst. Um an das oft enthaltene zweite Beutepäckchen zu kommen, dürft Ihr den eh schon nervigen Vorgang wiederholen. Wir haben später lieber auf die Zusatzressourcen verzichtet und hätten uns hier eine moderne Art des Durchsuchens gewünscht, wie es beispielsweise in Sniper Elite üblich ist.
Passend zum Szenario wurden Survival-Mechaniken wie Tarnkleidung, Hunger/Ausdauer und das Versorgen von Verletzungen eingeführt. Das Managen der Mechaniken ist zwar wenig komplex, nimmt jedoch sehr viel Tempo durch Mikromanagement heraus.
Die Mechaniken blieben unverändert im Spiel, aber über das Steuerkreuz könnt Ihr jetzt die Menüs des Survival-Rucksacks gezielt aufrufen. Auch Anrufe für Tipps oder das Speichern sind so schneller getätigt. Ein Schnellspeicherstand bei jedem Gebietswechsel nimmt Euch zusätzlich Arbeit ab. Besonders nützlich ist außerdem der ausrüstbare Kompass, der Euch die Richtung Eures Questziels anzeigt.
Für Puristen gibt es die Option, das Spiel mit der Originalsteuerung und Top-down-Kamera zu spielen. Diese Variante aus dem Jahr 2004 ist zwar deutlich unübersichtlicher als die später in der 2011er-HD-Neuauflage ebenfalls implementierte Third-Person-Ansicht. Aber da Ihr jederzeit zwischen den Spielstilen wechseln könnt, empfehlen wir Euch, einfach selbst auszutesten, welche Perspektive Euch mehr zusagt.
Meinung
Steffen Heller meint: Snake Eater habe ich mit jeder Veröffentlichung ausprobiert und abgebrochen. Schon damals war ich aufgrund des repetitiven Mikromanagements und Menügefummels kein Fan davon. Die Komfortfunktionen und manch gelungene Einbindung bei den Bosskämpfen sorgen jedoch im Remake dafür, dass ich die Survival-Komponente zähneknirschend akzeptiere. Auch andere Aspekte wie die frustrierende Eskortierungsmission, einige stupide Bosskämpfe oder das Herumgestochere für Nahrung hätten für mein Empfinden mehr als eine optische Kur verdient gehabt. Die Neuauflage sieht zwar modern aus, fühlt sich aber mit all den kleinen Macken immer noch wie ein PS2-Spiel an. Remakes wie Dead Space oder ”Silent Hill 2 trauen sich mehr und sind erneut eine Reise wert. Wer jedoch bereits Snakes Ursprungsgeschichte kennt, kann sich die Rückkehr schenken. Steigt Ihr hiermit in die Reihe ein, bekommt Ihr trotz oder wegen der Kauzigkeiten einen guten Eindruck davon, was die Serie so besonders macht.
Wertung
Online-Multiplayer-Modus ”Fox Hunt” erscheint später im Jahr
6 Schwierigkeitsgrade
optionale Pfade und Lösungsmöglich- keiten sind wieder an Bord
Konami liefert eine werktreue Neuauflage ab, die man abseits der Komfortfunktionen guten Gewissens als Grafik-Upgrade bezeichnen könnte.
Singleplayer80MultiplayerGrafikSound
