MeinMMO-Redakteur Niko hatte nicht viele Berührungspunkte mit Dragon Quest, doch mit dem neuesten Remake auf Steam, PS5, Xbox Series X|S und der Nintendo Switch 1 und 2 hat er unglaublich viel Spaß gehabt. Das lag vor allem an der Story und den Mechaniken, die sich an den alten Stärken orientieren.
Um welches Spiel geht es? Am 30. Oktober 2025 erschien mit Dragon Quest I & II HD-2D Remake auf diversen Plattformen eine Neuauflage der ersten beiden Titel der Rollenspiel-Reihe. Ich habe reingeschaut und mich ziemlich schnell verliebt, obwohl es auf dem Papier ein 39 Jahre altes Spiel ist. Dragon Quest 1 erschien am 27. Mai 1986 in Japan und ist somit der Rentner unter den JRPGs.
Doch genau dieses klassische Gefühl hat sich angenehm erfrischend angefühlt, weil es einen nervigen Aspekt vieler moderner Rollenspiele verhindert.
Einen Trailer zum Spiel findet ihr hier:
Autoplay
Ein spielbares Märchen
Schon beim Start vom Remake zu Dragon Quest 1 fühle ich mich einfach wohl, denn die Story-Prämisse ist simpel, aber charmant. Der Drachenfürst bedroht mit neuen Monstern das Land, und als Nachfahre des Helden Erdrick muss ich ihn aufhalten. Es gibt keine komplexen Beziehungsstrukturen und das Wichtigste: kein langes Intro.
Heutzutage brauchen Rollenspiele unglaublich lange, bis sie den Spieler auf die Welt loslassen. Ein schlimmes Beispiel ist das neue Pokémon. Man bekommt Textboxen nach Textboxen und viele Tutorials, die man auch als unerfahrener Spieler gar nicht braucht. Da fühlt sich das neue Remake von Dragon Quest ganz anders an und nervt mich nicht mit zu viel Exposition.
Ich kenne nach kurzer Zeit die Storyprämisse, Tutorial-Texte kann ich überspringen und zur Not nachlesen. Das Abenteuer beginnt schnell und als einsamer Held begebe ich mich auf die Reise, um die Welt zu retten. Das klingt simpel, verhindert aber auch, dass die Story über mehrere Stunden zu aufgeblasen wird.
Der Schurke braucht nicht immer komplexe Motive, auch der Held nicht. Die Schlacht von Gut gegen Böse war schon immer gut und funktioniert bis heute. Dadurch fühlt sich das Remake der beiden Spiele an wie ein spielbares Märchen, denn aus jeder Pore sprießt Charme.
Das Spiel soll seichter sein als andere komplexe Geschichten, und das gelingt dem Spiel hervorragend, auch weil man viel im Detail gemacht hat, um die beiden Klassiker zu modernisieren.
Modern, aber trotzdem klassisch
Ist das Spiel nicht total altbacken? Dragon Quest I & II HD-2D Remake setzt auf die HD-2D-Optik, die Octopath Traveler etabliert hat. Man nimmt sich die bekannte Pixeloptik, baut aber eine Diorama-Welt, die mit Lichteffekten eine moderne Atmosphäre aufbaut.
Und ganz ehrlich: Ich nehme lieber diese HD-2D-Pixel-Remakes als irgendwelche lieblosen 3D-Neuauflagen. Die Kernidee und Atmosphäre können dadurch besser transportiert werden, und als Pixel-Liebhaber fühle ich mich einfach wohl. Dabei muss ich vor allem die Lichtsetzung der Spielwelt loben, denn dadurch sieht alles so unglaublich wertig aus.
Auch das Gameplay hat mir sehr gefallen. Man setzt auf ein klassisches, rundenbasiertes Kampfsystem, bietet aber diverse Optionen, um sich das Spiel so zu bauen, wie man will:
Man kann die Kampfgeschwindigkeit jederzeit schneller machen.
Zwischensequenzen lassen sich überspringen.
Es gibt 3 Schwierigkeitsgrade.
Man kann Orientierungshilfen, wie Marker auf der Map, einstellen, sich sogar Geheimnisse anzeigen lassen.
Zauber und Items kann man auf Schnellzugriffstasten legen.
Dadurch baut man sich seine eigene RPG-Erfahrung. Möchte man es ganz oldschool haben, schaltet man alle Hilfen aus. Möchte man schnell grinden, stellt man wieder andere Einstellungen ein, und wer sich nur berieseln lassen möchte, stellt alles auf Einfach und macht sich unbesiegbar. Man kann frustrierende Stellen erleben, aber auch abfedern, wenn man keine Lust hat, zig Stunden zu grinden.
Ich muss aber dazu sagen, dass sich Dragon Quest 1 mit der Zeit etwas ermüdet, weil man nur einen Charakter spielt. Die Strategien sind limitierter, und vor allem bei den späteren Bossen muss man zwischen 1 und 2 Angriffszaubern und dem Heilen hin und herwechseln.
Besonders cool fand ich aber die Party-Einstellungen, vor allem im 2. Teil, wenn man 4 Charaktere hat. Man kann bei Taktiken einstellen, ob man einen Charakter komplett selbst steuert oder ihn einfach machen lässt. Durch diese Funktion kann man sich ein eigenes Abenteuer bauen, in dem man sich um alles oder nichts kümmern muss.
Als Veteran der Reihe kann man sich auch über neue Dungeons, Story-Inhalte oder einen neuen spielbaren Charakter in Dragon Quest 2 freuen. Es gibt auch vertonte Zwischensequenzen, da hätte ich mir aber gewünscht, dass man wirklich alle Sequenzen vertont und nicht nur einige.
Hierzu sei aber auch gesagt: Wenn man keine Pixeloptik und kein rundenbasiertes Kampfsystem mag, wird man das in dem Remake wahrscheinlich nicht mögen. Wer aber eine Affinität für beides hat, wird mit Dragon Quest I & II HD-2D Remake eine gute Zeit haben. Mir hat es gut gefallen, weil ich mich so verdammt wohlgefühlt habe.
Der perfekte Titel für den Feierabend und die kalte Jahreszeit
Obwohl die Reihe so alt ist, ist sie bis heute besonders, denn sie geht ganz anders mit der Präsentation von Monstern und Helden um. Jede Sekunde in Dragon Quest I & II HD-2D Remake hat man das Gefühl, ein besonders charmantes Spiel zu erleben.
Die deutsche Übersetzung ist ein großes Highlight für mich, denn man hat den Text nicht einfach 1 zu 1 übersetzt, man versucht, einen eigenen Charakter und Humor zu transportieren. Manche Figuren haben einen Dialekt und bleiben in Erinnerung, obwohl sie gar nicht so relevant sind, und die deutschen Monster-Namen sind fantastische Wortspiele. Ständig muss man lächeln.
Auch die Monster sind Stars der Spiele. Sie sind toll animiert und die Designs, die im Original aus der Feder von Akira Toriyama stammen, sind fantastisch. Als großer Dragon-Ball-Fan ist es einfach toll zu sehen, wie der Artstyle in einem völlig anderen Genre aussieht und wie viel Liebe darin steckt.
Als letzten Punkt muss ich auch die aufbereitete Musik des 2021 verstorbenen Komponisten Kōichi Sugiyama loben, denn all die vorher genannten Punkte würden ohne den Soundtrack nicht funktionieren. Die märchenhafte Story funktioniert nur so gut, weil die Musik das Heldentum und die Hoffnung hervorhebt.
Dragon Quest I & II HD-2D Remake war und ist für mich aktuell das perfekte Feierabend-Game. Nach einem anstrengenden Tag ist es einfach toll, sich in so ein Wohlfühl-RPG zu stürzen, das mir eine simple Geschichte bietet, dabei aber unglaublich befriedigend ist. Passend zur Jahreszeit kann man fast nichts Besseres tun, als sich in eine Decke zu legen und mit dem Steam Deck etwas Dragon Quest zu zocken.
Dragon Quest I & II HD-2D Remake war für mich der perfekte Einstieg in die Reihe und ich werde mir die vorherigen Teile und auch das kommende Dragon Quest VII Reimagined anschauen, denn trotz der langen Historie ist die Reihe eine angenehme Abwechslung zu all den Rollenspielen, die große und komplexe Geschichten erzählen.
Wer Fan alter JRPGs ist oder Interesse an der Historie des Genres hat, wird mit Dragon Quest I & II HD-2D Remake nichts falsch machen können. Ein etwas anderes Rollenspiel und das potenzielle Game of the Year 2025 findet ihr hier: Clair Obscur: Expedition 33 im Test – Das emotionalste RPG des Jahres, aber ihr müsst euch die Story verdienen
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