Mit Mäusen gegen Katzen, den Winter und andere Herausforderungen. MeinMMO-Redakteur Benedikt Schlotmann hat Whiskerwood gespielt und eine Siedlung errichtet.
Gerade geht es meiner Siedlung halbwegs gut, da kommen wieder diese fiesen Katzen und fordern dreist meine wertvollen Ressourcen oder jagen mir alternativ Kanonenkugeln um die Ohren und ich kann alles neu aufbauen. Blöd nur, wenn dann gerade der Winter vor der Tür steht. Das ist einer dieser Augenblicke, wo ich gern meine eigenen Katzen vor die Tür gesetzt hätte.
3D-Grafik trifft Wuselfaktor mit Mäusen und Katzen: So lässt sich Whiskerwood wohl am besten beschreiben und die Katzen sind tatsächlich nur eines von vielen Problemen:
Der Bauplatz ist knapp und die Ressourcen sowieso. Der Winter ist ebenfalls nicht zu spaßen und dann wollen die Mäuse auch noch ihren wohlverdienten Feierabend haben. Insgesamt hat mich das teilweise sehr knackige Whiskerwood bisher etwa 20 Stunden beschäftigt, inklusive Spielzeit in der Demo-Version. Und eine Empfehlung? Ja, die bekommt es von mir, aber mit Einschränkung.
Whiskerwood erinnert an Banished und Timberborn
Das Grundprinzip erinnert an andere Aufbauspiele wie Banished oder an das beliebte Timberborn: Ihr fangt mit einer kleinen Zahl an Arbeitern an, baut mit ihnen eine Stadt auf und versucht, eure Bewohner am Leben zu halten.
Am Anfang sucht ihr euch eine Insel, wo ihr einen Hafen und euer zentrales Lagerhaus errichtet. Anschließend baut ihr Häuser und Produktionen auf und sammelt Ressourcen, um die nimmersatten Katzen zu befriedigen.
Ja, die Katzen. Die Herrscher dieser Welt. Dafür, dass sie euch in der Welt dulden, wollen sie bezahlt werden. Je größer eure Siedlung, desto schneller steigen die Steuern. Zahlt ihr nicht, fliegen Kanonenkugeln auf eure Siedlung. Und Katzen sind nicht das einzige Problem. Piraten wollen ebenfalls euer Hab und Gut und beschießen euch ebenfalls, wenn ihr euch weigert.
Und wäre das Spiel nicht schon knackig genug, dann haben diese doofen Mäuse auch noch Bedürfnisse: Sie wollen ein Bett, etwas zu Essen und zusätzlich noch einen gemütlichen Feierabend in der Kneipe ihres Vertrauens verbringen. Dazu haben alle mehr oder weniger große Erwartungen.
Maus 1 mit Doktortitel hat höhere Erwartungen an das Leben als Maus 2, die keine Ausbildung hat. Maus 1 möchte daher ein besseres Bett und gekochtes Essen, während sich Maus 2 auch mit rohem Fisch begnügt. Erfüllt ihr die Erwartungen jedoch nicht, werden die Mäuse unzufrieden und euer Ruhm sinkt. Das verleiht dem Spiel noch eine zusätzliche taktische Note, die man beim Bau seiner Stadt beachten sollte.
Wuselfaktor, fetter Umfang und tolle Musik
Überall rennen eure Mäuse umher, klettern, klopfen und schuften. Es ist ständig irgendwo was los und es ist nicht immer ganz einfach den Überblick zu behalten. Wuselfaktor, wie ich in aus der Siedler-Reihe schon geliebt habe und auch hier bekomme. Glückliche Augenblicke, wenn ich mal die nervigen Katzen für einen Moment ignoriere.
Ansonsten funktioniert das Grundprinzip sehr gut. Wichtige Funktionen greifen gut ineinander und eine Siedlung ist schnell errichtet. Und für einen EA-Titel bekommt ihr jede Menge Inhalte, die euch etliche Wochen beschäftigen werden.
Und die Musik. Ich bin an mehr als einem Abend mit einem Ohrwurm ins Bett gegangen und das spricht für sich.
Autoplay
Balancing und teils lange Wartezeiten können nervig sein
Im Winter wird es kalt und Mäuse erfrieren oder werden krank, wenn sie zu lange in der Kälte sind. Lagerfeuer und Kohlepfannen lösen das Problem, sorgen aber gleich für ein neues: Feuer produzieren Smog, der wiederum die Zufriedenheit der Mäuse senkt.
Und das ist ein Teufelskreis, aus dem man im Winter nicht mehr herauskommt. Denn am Ende sind die Mäuse entweder erfroren, alle krank oder alle wütend auf mich. Und direkt im Anschluss an den harten Winter kommen direkt die gierigen Katzen und wollen was von mir. Wenn man den Winter gerade so überstanden hat, gibt einem das dann den letzten Rest.
Und neben mir auf dem Schreibtisch hocken meine beiden Stubentiger und schauen mich ganz unschuldig an. Wenn ihr wüsstet, wie mich gerade eure digitalen Artgenossen ärgern.
Mittlerweile haben die Entwickler selbst gemerkt, dass das Mäuseleben vielleicht doch etwas zu schwer gewesen ist und haben ein paar Updates nachgeschoben:
Feuer produziert weniger Smog, sodass die Zufriedenheit langsamer sinkt. Obendrein gibt es ein Smog-Overlay.
Es gibt größere Inseln und die Ressourcen sind besser verteilt.
Es gibt mehr ausgebildete Mäuse, um den Spielfluss etwas angenehmer zu gestalten.
Eine weitere Sache, die mich noch nervt: Bauen fühlt sich teilweise seltsam an. Es gibt keine richtige Ansicht von oben, sodass man Gebäude nicht genau aufeinander gesetzt bekommt und immer etwas probieren muss. Unterirdisch wird es dann schnell zum Problem, wenn man Gänge anlegt, diese aber nicht aneinander anschließen, weil man sich um ein Feld verguckt hat. Nervig, vor allem wenn man die Gänge nicht wieder zuschaufeln möchte.
Was den Spielfluss jedoch mit Abstand am meisten stört und mich oft genervt hat seufzen lassen, sind die Wartezeiten:
Mal wartet man darauf, dass Waren produziert werden.
Ein anderes Mal wartet man auf die Forschung, um weiterbauen zu können.
Oder man wartet, dass der Tag endet, man neuen Ruhm bekommt und neue Mäuse anheuern kann.
Oder man wartet auf den Steuereintreiber, die Piraten oder sonst ein Event, was sich angekündigt hat.
Und diese Wartezeiten bekommt man derzeit nicht wirklich gefüllt. Selbst die tolle Musik kann darüber nicht hinwegtragen. Spiele wie Anno machen es da einem leichter, denn hier hat man immer was zu tun, und wenn man nur die gesamte Innenstadt um drei Felder zur Seite bewegt, weil man die neue Schnapsbrennerei sonst nicht mehr platziert bekommt.
Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, die kleinen Mäuschen bei Whiskerwood zu beobachten. Ich habe sie fest in mein Herz geschlossen und war auf ihrer Seite, obwohl ich wie Benedikt ein Katzenbesitzer bin. So habe ich mir oft die Zeit vertrieben, wenn zwischendurch nichts im Spiel zu tun war.
Doch genau das ist auch meine Kritik: So schnuckelig das Spiel ausschaut, so leer ist es auch noch. Stellenweise ist Whiskerwood sehr langatmig, wenn man seine Aufgaben schon erledigt hat und einfach nur wartet, bis das nächste Schiff mit dem Steuereintreiber kommt. Ich bin gespannt, was sich beim Spiel getan hat, wenn es den Early Access verlässt.
Fazit: Spaßiges, aber teilweise zu knackiges Aufbauspiel
Kann ich das Spiel für den Preis empfehlen? Auf Humble Bundle hab ich für das Spiel rund 20 Euro gezahlt und das finde ich für den aktuellen Umfang des Spiels mehr als fair.
Zumindest dann, wenn man sich klarmacht, worauf man sich einlässt: Das Balancing ist noch nicht perfekt, es gibt einige Leerlaufphasen und es fehlen noch einige Funktionen. Für einen „Early Access“-Titel bekommt ihr jedoch jetzt schon einen großen Umfang, der euch etliche Stunden beschäftigen wird. Und die Entwickler schieben fleißig Updates nach, um die Situation zu verbessern.
Den offiziellen Preis von 29,99 auf Steam finde ich aber aktuell noch zu hoch. Dafür stören mich Dinge wie das Balancing und das seltsame Bauen derzeit noch zu sehr.
Das gefällt mir:
wunderschöne Musik, die das Spiel begleitet
saubere technische Umsetzung, von zwei Abstürzen in 20 Stunden einmal abgesehen
knuffiger Wuselfaktor mit Tag- und Nacht-Wechsel
großer Umfang für Early Access für etliche Stunden Spielzeit
Das gefällt mir nicht:
das Balancing ist durchwachsen, die Entwickler arbeiten aber dran. Das sorgt teilweise für einen sehr hohen Schwierigkeitsgrad mit vielen Herausforderungen (Katzen, Piraten, Winter)
Bauen fühlt sich noch unfertig an
teilweise lange Leerlaufphasen
Plan B: Terraform ist ebenfalls ein Aufbauspiel, doch hier müsst ihr einen Planeten kolonisieren und nebenbei terraformen. Jetzt hat das Spiel den Early Access verlassen. Und ich finde, das Spiel ist ein echter Geheimtipp geworden. Mehr dazu lest ihr auf MeinMMO: Einen Geheimtipp auf Steam habe ich 30 Stunden lang gespielt: Jetzt hat das Spiel nach 2,5 Jahren den Early Access verlassen
Der Beitrag Nach 20 Stunden in einem neuen Aufbau-Spiel auf Steam hätte ich meine geliebten Katzen am liebsten vor die Tür gesetzt erschien zuerst auf Mein-MMO.
