Ein neuer Bericht von Jason Schreier für Bloomberg lässt uns hinter die Kulissen von Yacht Club Games blicken und vermittelt eine angespannte Lage bei den Machern der gefeierten Shovel Knight-Serie, die sich mit ihrem nächsten Spiel in eine „Alles oder Nichts“-Situation zu bewegen scheinen. Mina the Hollower, das eigentlich am 31. Oktober hätte erscheinen sollen, ist kurzfristig auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Bei einer Studiotour in Los Angeles verraten die Verantwortlichen, welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen.
Ein Hobby-Projekt im Fokus
Die Geschichte bringt uns ins Jahr 2019. Als die Arbeiten an der letzten Shovel Knight-Erweiterung langsam zu ihrem Ende kamen, überlegte das Studio, was es als Nächstes angehen sollte. Die Gründer sahen Shovel Knight als soetwas wie ihre Version von Super Mario Bros., also wollten sie nun ihr eigenes The Legend of Zelda. Zufälligerweise arbeitete Alec Faulkner, ein Designer bei Yacht Club Games, zu der Zeit nebenbei an einem Prototyp für ein Abenteuerspiel mit einer Maus, die durch die Lüfte springen und durch die Erde graben würde.
Jenen Herbst war es schließlich beschlossene Sache. Das Studio würde Faulkners Hobby-Projekt aufgreifen und zu seinem nächsten Titel machen. Dafür teilte sich das Entwicklerteam in zwei Gruppen auf und wollte Verstärkung ranholen. Ein Team, geführt von den Gründern des Studios, würde sich dem nächsten großen Schritt widmen – eine 3D-Umsetzung von Shovel Knight, von der man wohl schon lange geträumt habe. Das Team von Faulkner sollte sich währenddessen um das weniger ambitionierte Mina the Hollower kümmern.
Ein junger Director in der Misere
Dann zog das Studio in sein neues Büro, die Coronavirus-Pandemie brach aus und man hatte mit mehreren Spin-off-Titeln von externen Partnern mehr als genug zu tun. Faulkner nannte das Projekt verflucht und hatte große Schwierigkeiten, Fortschritt zu machen. Gründer und Firmenchef Sean Velasco half schließlich dabei, das Fundament für das Spiel zu entwerfen, bevor die Kickstarter-Kampagne für Mina the Hollower im Februar 2022 losging. Fans steuerten 1,2 Millionen US-Dollar bei, um das Projekt Realität werden zu lassen.
Yacht Club Games peilte zuerst eine Veröffentlichung bis Dezember 2023 an, doch mit mehreren Waffen und magischen Items sowie einer offenen Welt voller Geheimnisse und Nebenmissionen wurde das einstige Hobby-Projekt zur unstemmbaren Mammutsaufgabe für Faulkners Team. Meinungsverschiedenheiten und eine langsame Entscheidungsfindung zwangen die erfahrenen Veteranen, die sich eigentlich mit dem 3D-Shovel Knight beschäftigten, immer wieder einzugreifen. Mit den Designer- und Director-Aufgaben sei Faulkner zu viel aufgebürdet worden.
Ein neuer Start und ein verschobenes Ziel
Bis 2024 hat Yacht Club Games schließlich einsehen müssen, dass es mit der Aufteilung in zwei Teams nicht weitergehen könne. Um Kosten zu sparen, wurden manche Mitarbeiter entlassen und die Entwicklung des neuen Shovel Knights vorerst pausiert, damit sich alle auf Mina the Hollower konzentrieren könnten. Dabei habe man praktisch alles neu erstellen müssen. Nun ärgert man sich über die einstige Aufteilung und glaubt, das Spiel hätte bei Zusammenarbeit von allen schon vor zwei oder drei Jahren fertig sein können.
Noch ist das Spiel allerdings nicht fertig. Erst in den vergangenen Wochen sei alles zusammengekommen, um das Spiel von Anfang bis Ende durchspielen zu können. Den Entwicklern fielen dabei diverse Elemente auf, die sie verbessern wollen, wodurch die jüngste Verschiebung zustande gekommen sei. Nun bräuchten sie nur noch Zeit, um alle Ideen umzusetzen. Es sei ein notwendiges Übel, das zwar noch mehr auf die Finanzen des Studios schlägt, jedoch die Chancen erhöht, dass das Spiel ein Hit wird.
Die Maus muss Mäuse bringen
Die letzten Jahre haben dem Studio viel Geld gekostet. Wenn man unabhängig bleiben und nicht untergehen will, müsse Mina the Hollower ein Erfolg werden. Laut Velasco ginge es hierbei um alles oder nichts. Bei 500.000 verkauften Einheiten wäre man abgesichert und selbst 200.000 Verkäufe wären richtig klasse, doch wenn man nur 100.000 Spielkopien absetzt, käme es zu Problemen. Im Fall der Fälle werde Yacht Club Games zwar nicht verschwinden, aber mehr Geld brauchen, erklärt der Gründer.
Unabhängig davon was passiert, bereite sich das Studio auf Veränderungen vor. Demnächst wolle man sein physisches Büro aufgeben und ein vollständig remote betriebenes Studio werden. Außerdem habe man sich geschworen, das Team nie wieder aufzuteilen und sich immer nur einem Projekt zu widmen. Man wolle Wege finden, Spiele alle zwei bis drei, statt alle sechs bis sieben Jahre rausbringen zu können. Das Frustrierende sei dabei, dass man nunmal nur 15 Köpfe sei und nur so viel erreichen könne, schließt Velasco.
Seid ihr Shovel Knight-Fan und werdet euch Mina the Hollower genauer ansehen?
Quellenangabe
