Ich habe schon 520 Stunden in Baldur’s Gate 3, jetzt erlebe ich eine ganz neue Story, weil ich eine Sache anders mache

MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus hat Baldur’s Gate 3 schon mehrere Male durchgespielt. Trotzdem lockt das Rollenspiel immer wieder aufs Neue – zuletzt mit der Idee doch mal keinen selbst erstellen Charakter zu erstellen. Die beste Entscheidung seit Langem und eine klare Empfehlung an jeden von euch da draußen, aber mit einer Einschränkung.

Wie für viele andere gilt Baldur’s Gate 3 für mich als ein absolutes Meisterwerk und vermutlich das beste Spiel der letzten 20 Jahre, vielleicht jemals. Kein Wunder, dass Millionen Fans davon begeistert sind und teilweise absurde Mengen an Zeit investieren.

Ich selbst habe das Spiel über 520 Stunden gespielt und dabei (fast) drei ganze Durchläufe absolviert:

einmal als Dark Urge, das dunkle Verlangen (was übrigens die kanonisch echte Geschichte von Baldur’s Gate 3 ist, wenn man sich anschaut, wer das Dunkle Verlangen wirklich ist)

das zweite Mal als Tav im Honour Mode für die schicken Würfel (und seitdem nur mit diesen Regeln, weil die stärkeren Bosse unglaublich Spaß machen)

und ein drittes Mal im Koop mit Freunden, allerdings sitzen wir hier noch dran

Trotzdem habe ich mich dazu hinreißen lassen, nochmal neu anzufangen, allein, um die neuen Klassen aus dem letzten Patch 8 auszuprobieren. Diesmal wollte ich aber etwas anders machen und habe keinen Charakter erstellt, sondern einen von Larian vorgefertigten genommen. Ich habe nicht erwartet, was mir dabei geboten wurde.

Schattenherz erzählt eine ganz andere Geschichte als jeder Tav

Schon vor Baldur’s Gate 3 habe ich viele Larian-Titel gespielt, insbesondere aus der Divinity-Reihe. Aus Original Sin 2 weiß ich, dass die „Origins“, also die vorgefertigten Charaktere, beim Spielen eine eigene Geschichte erzählen, die man verpasst, wenn man sich selbst einen Helden erstellt. Hier liegt das daran, dass man nur vier Charaktere fürs ganze Spiel hat und man muss sich früh aussuchen, welche das sind.

In Baldur’s Gate 3 ist das aber anders, weil man ständig mischen kann. Darum habe ich nicht damit gerechnet, dass ich hier so viel Neues erleben würde. Aber Larian hat ja schon vorher bewiesen, dass sie wirklich jede Möglichkeit bedenken und Kreativität belohnen.

Als Schattenherz habe ich plötzlich ganz neue Möglichkeiten im Spiel. In Dialogen stehen mir neue Gesprächsoptionen offen, die einzig und allein „[Schattenherz]“ offen stehen und Gespräche mit Begleitern verlaufen ganz anders, als ich es von meinen Tavs gewohnt bin.

Am Meisten hat mich aber abgeholt, dass es narrative Ereignisse gibt, die man nur sieht, wenn man Schattenherz spricht. Ich will nicht viel spoilern, aber schon im ersten Akt ist die düstere Göttin Shar, der Schattenherz anhängt, ja durchaus wichtig und die Erzählerin hat extra dafür einige Voice Lines parat.

Baldur’s Gate 3 spielt sich so nicht mehr wie ein offenes Rollenspiel, in dem ein Held nach meinen Vorstellungen ein Abenteuer erlebt, sondern wie eine narrative Erzählung um eine etablierte Figur – wie in The Witcher oder Gothic.

Eine der Szenen, die nur Schattenherz selbst zu sehen bekommt.

Nicht mehr Story, nur eine andere

Die ganzen Szenen, die ich als Tav oder Dark Urge natürlich nie gesehen habe, liefern mir neue Einblicke in die Hintergrundgeschichte von Schattenherz. Es ist leichter, zu verstehen, wer sie ist, wo sie herkommt und warum sie handelt, wie sie handelt. In der Literatur würde man hier von einer „internen Fokalisierung“ sprechen.

Allerdings hat diese Perspektive auch einen gewissen Nachteil, denn: Schattenherz spricht ja nicht mit mir. Wie auch? Ich bin sie. Entsprechend gehen mir viele Informationen flöten, die ich als Tav (oder jeder andere) habe und die ich aus Gesprächen bekomme – etwa Reaktionen auf bestimmte Dinge.

Ein Tav lernt eine ganz andere Schattenherz kennen als ein Spieler, der die Klerikerin selbst steuert. Das können zwei völlig unterschiedliche Geschichten sein, die aber im Endeffekt nur zwei Hälften eines Ganzen darstellen.

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Wer einen Charakter liebt, muss mindestens zweimal spielen

Ein vollständiges Bild davon, wer ein Begleiter wirklich ist und was ihn ausmacht, habe ich nur, wenn ich das Spiel sowohl einmal als Tav, als auch einmal als der entsprechende Charakter durchspiele. Und jedes Mal hätte ich dabei eine neue Erfahrung.

Mittlerweile ist mir deswegen klar, wie Leute über 2.000 Stunden in dem Spiel verbringen können, auch wenn ich noch rätsle, wie man nach über 1.200 Stunden noch in Akt 2 hängt. Da wäre mir wohl langweilig geworden.

So sehr Baldur’s Gate 3 auch Freiheiten propagiert, kann ich nur jedem empfehlen, sich einmal auf das Spiel einzulassen, ohne einen eigenen Charakter zu spielen. Es fühlt sich wirklich anders an und liefert Geschichten, die ihr anders gar nicht mitbekommen könnt.

Baldur’s Gate 3 überhaupt durchzuspielen scheint vielen Leuten allerdings schon schwer zu fallen. Eine Statistik zeigt, dass das Rollenspiel zwar Millionen Spieler hat, aber nur wenige bis zum Ende kommen: Nur jeder 4. Spieler hat Baldur’s Gate 3 durchgespielt, doch das ist extrem beeindruckend

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