MeinMMO-Redakteurin Caro hat den offiziellen Release von Cyberpunk 2077 nur durch Memes und weitere Witze verfolgt. Damals hätte sie sich nicht denken können, dass das Spiel nur wenige Jahre später zu einem ihrer Lieblingsgames gehören würde. Nach mehreren Spieldurchläufen stellt sie fest, dass es sich jedes Mal anfühlt, als würde sie nach Hause kommen.
Cyberpunk 2077 war für mich im Jahr 2020 als nichts Weiteres als ein Meme. Alles, was ich über das Spiel wusste, bestand nur aus schlechter Performance, explodierenden Autos, kaputten Charakteranimationen und einem atemberaubenden Keanu Reeves. Ich wusste nichts über die Story, über die Lore, über das Übel, was hinter der glänzenden Fassade von Night City steckte.
Ein paar Jahre später wurde ich jedoch aufgrund der Empfehlung einer Freundin erneut darauf aufmerksam gemacht. Cyberpunk 2077 sei nicht nur endlich spielbar, sondern auch – in ihren Worten – wirklich„extrem geil“. Ich solle dem Spiel doch eine Chance geben.
Und was soll ich sagen? Meine Freundin hatte recht. Das Spiel lief nach mehreren rettenden Patches nicht nur makellos … Ich war auch sofort gefesselt.
Hier seht ihr den Trailer zur Stadt der Träume, die mich seit dem ersten Besuch nicht mehr losließ:
Autoplay
Night City verschlang mich am Stück und ich habe bisher keinen Ausweg gefunden
Weil ich Cyberpunk 2077 erst verspätet gespielt habe, konnte ich mich voll und ganz auf das Spielerlebnis einlassen, welches Spielern bereits zum Release versprochen wurde. Schnell stellte ich mir eine Frage: Bin ich froh, dass ich so lange gewartet habe oder enttäuscht, dass ich dem Spiel nicht schon früher eine Chance gegeben habe?
Während ich mich fast sofort in die Story und deren Themen verliebt habe, in das Leveldesign der Missionen und auch V als meine Protagonistin – so waren es vor allem die kleinen Dinge, die das Spiel für mich so lebendig machten.
Das sind diese Details, die man zwar kaum bemerkt, wenn man nicht explizit nach ihnen sucht. Doch genau die sorgen dafür, dass ein Ort nicht nur ein Level in einer Spiele-Engine ist, sondern ein Restaurant, ein Tempel, ein Nachtclub – eine Stadt.
Die Songs im Radio (die tatsächlich absolute Banger sind), die voll eingerichteten Küchen eines Imbisses, ein unscheinbares Bewässerungssystem für die restlichen paar Bäumchen: Solche Dinge zeigen, dass sich jemand um die Stadt kümmert, dass normale Menschen zur Arbeit gehen, dass es Kultur gibt und Night City lebt. Und von diesen Dingen findet man reichlich. Mit einem offenen Auge durch die Stadt zu spazieren, lohnt sich daher sehr. Das Design erzählt eine eigene Geschichte.
Die Immersion, die ich in Cyberpunk 2077 erlebte, konnte ich bisher mit keinem anderen Spiel vergleichen, egal wie sehr ich andere Favoriten auch liebe.
Cyberpunk 2077 ist für mich ein Spiel, in dem ich auf Schnellreisen verzichte, und anstelle eines schnellen Sprungs bereit bin, die verdammte Metro zu nehmen, den Controller wegzulegen, und während der Fahrt aus dem Fenster zu schauen. V ist zwar eine Söldnerin, aber auch eine Bewohnerin der Stadt, die langsam aber sicher auch zu einer weiteren Heimat für mich wurde. Und mit jedem weiteren Spieldurchlauf wuchs dieses Gefühl.
Große Konzerne und nächtliche Schmuddelschuppen gehören in Night City zusammen.
Die Metro kann ganz normal genutzt werden, mit merkwürdigen Mitfahrern, Haltestops und allem was dazugehört (Quelle: Cyberpunk.net)
Kabuki, einst ein wohlhabender Ort eines berühmten Med Centers, gilt nach der Auflösung durch den Megakonzern Arasaka als eines der ärmsten Stadtteile außerhalb von Pacifica.
Ein neuer Start fühlt sich an wie eine Heimkehr
Ich habe zwar spät gestartet, doch seitdem eine solide Anzahl an Durchläufen gestartet, die ich nicht in jedem Single-Player-Spiel rechtfertigen würde. Anstatt, dass es jedes Mal ein bisschen langweiliger wird, weil man ja bereits alles kennt, bewirkt es für mich das Gegenteil.
Jeder neue Run fühlt sich an wie eine Heimkehr. Mir geht es ein bisschen wie meiner Streetkid-V, die Night City verließ, um ein besseres Leben in Atlanta zu finden, aber dann doch wieder in der „Stadt der Träume“ landete, weil man ihr nicht entkommen kann. So müssen sich auch all die angefangenen Spiele gefühlt haben, die ich links liegen ließ, um stattdessen doch wieder Night City zu besuchen.
In dem Intro mit Jackie sehe ich bekannte Gesichter wie Misty und Victor, ich fahre mit dem Padre durch die Stadt, die ich schon so gut kenne und freue mich immer auf das, was mich erwarten wird. Auf die Emotionen, die verstörenden Gigs und Schicksale, die Beziehungen. Und auf meine Entwicklung von einer wandelnden Leiche zum absolut überausgestatteten Edgerunner, den nichts mehr stoppen kann, auch kein Adam Smasher.
Die Grafik ist in Cyberpunk 2077 zwar beeindruckend, doch was mir in Singleplayer-Games mit einer starken Story wirklich wichtig ist, ist die Immersion. Das Team von CD Projekt Red, vor allem dessen Concept Artists, Environment- und Narrative Designer möchte ich an dieser Stelle einfach mal besonders loben.
Denn diese Liebe zum Detail und das Storytelling, das sie durch Night City und deren Orte betreiben, kommt bereits in den frühen Entwicklungsphasen zur Geltung und bauten mir ein zweites zu Hause.
Müll gehört in Night City mit zur Architektur (Quelle: Ilya Ivanov auf ArtStation)
Apartments in Night City sind oft oll, aber wirken dadurch, als wären sie bewohnt (Quelle: Marta Leydy auf ArtStation)
Natürlich sorgen Worldbuilding und eine schicke Gestaltung allein auch noch nicht für ein makelloses Meisterwerk – aber es macht so viel aus. Götterspielenden Konzerne, die Dystopie einer versauten Menschheit und die von Menschen geschaffene Gefahr wilder KIs, die wie eine Art Lovecraftian-Cyber-Entität für den kompletten Untergang ihrer Schöpfer sorgen könnten. Das schmeckt.
Durch Cyberpunk 2077 habe ich gemerkt: Lieber spät als nie. Ich bin froh, dass ich dem Ursprung von „Wake the F*ck Up, Samurai“-Memes und anderen Shitposts eine Chance gegeben und gleichzeitig eines meiner absoluten Lieblingsgames entdeckt habe, das mich bei jedem neuen Besuch immer wieder bewegt und emotional fordert.
Die Welt im Jahr 2077 und die Stadt Night City werden in den Medien des Games, seien es Songs oder Werbeanzeigen, immer als eine Art glänzende Metropole des Hedonismus und Exzesses dargestellt. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, welches Übel hinter der Fassade steckt, und wie schlimm das Leben in Night City eigentlich ist: 5 Dinge in Cyberpunk 2077, die beweisen, dass Night City doch nicht „die Stadt der Träume“ ist
Der Beitrag Weil ich Cyberpunk 2077 nicht pünktlich zum Release spielte, habe ich jetzt 150 Stunden reingesteckt und bin der größte Fan erschien zuerst auf Mein-MMO.
