Destiny 2 ist bei der neuen Erweiterung „Renegades“ stark von Star Wars inspiriert und arbeitete dafür sogar mit Lucasfilm zusammen – und in dieser Zusammenarbeit liegen die Stärken der Erweiterung.
Renegades, die neue Erweiterung von Destiny 2, startet richtig stark mit einer Videosequenz, die nach Star Wars schreit. Das Design der Raumschiffe, die Soundeffekte der Laserkanonen… Man sieht und hört direkt, wo es hingeht.
Ein neuer Bösewicht betritt den Raum und reißt schlagartig die komplette Aufmerksamkeit an sich und überwältigt mit seiner Aura. Die Präsentation ist eindrucksvoll und ich fragte mich direkt: „Okay, wer ist das und warum ist er so cool?“
Anschließend spielen wir eine typische Destiny-Mission und kämpfen uns durch Feindgebiet. Am Ende der Mission gibt es nochmal eine fantastisch inszenierte Szene: ein Laserschwert-Duell zwischen einer unserer Begleiterinnen und dem neuen Widersacher, das wir aus verschiedenen Blickwinkeln bestaunen. Der Kampf könnte 1:1 so aus einem der neuen Star-Wars-Filme stammen und macht richtig Spaß beim Zugucken. Ich hänge am Haken und habe richtig Bock, weiterzuspielen.
Langweilige Quests, stumme Dialoge und wenig Drama
Immer wieder werden wir zum Sammeln von Gegenständen oder Infos durch den neuen Social Hub geschickt, begleitet von kurzen Dialogen. Es kommt Langeweile auf, weil die Dialoge wenig aussagekräftig oder emotional sind. Die spannende, angeteaserte Kampagne der Erweiterung kommt schleppend voran. Schlimmer noch: Fast alle Dialoge sind komplett stumm, als würde ich Pokémon oder ein Indie-Game spielen, das kein Budget für Synchronsprecher hatte.
Leider sind nicht nur unwichtige NPCs betroffen, die nur 1-2 Mal im Verlauf der Story auftauchen. Auch wichtige Akteure, die zu den Grundpfeilern der Story gehören, sind in manchen Dialogen plötzlich stumm, obwohl sie in den Videosequenzen einen Synchronsprecher haben.
Im Verlauf der Kampagne lernt unser Hüter dann verschiedene, weniger rechtschaffene Fraktionen kennen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Fraktionsleiter, mit denen man immer wieder spricht, sind ebenfalls stumm. Von ihnen bekommen wir allerdings unsere neuen Fähigkeiten, die sogenannten Taktik-Fähigkeiten.
Im Rahmen der Einführung der neuen Fähigkeiten bleibt allerdings die eigentliche Story auf der Strecke. Die Handlung entwickelt sich langsam. Die dramatische Situation, die uns in den Videosequenzen vermittelt wird, ist kaum zu spüren. Stattdessen: Inmitten dieser lebensbedrohlichen Lage spielen wir Einführungs-Missionen zu den Fraktionen und Tutorial-Missionen für die neuen Fähigkeiten.
Der Spannungsbogen fällt und fällt.
Mir wurde im Intro eine geniale Star-Wars-Story versprochen, aber das spiegeln die Missionen lange Zeit nicht wider. Ich warte auf Drama und Konflikte. Schließlich vergeht rund ein Drittel der Kampagne, bis die Tutorial-Missionen enden. Die erste Mission, die mich überzeugt hat, kam, als die Kampagne schon fast zu zwei Dritteln durch war.
Autoplay
Es ist nicht alles schlecht, was nach Destiny schmeckt
Versteht mich nicht falsch, es ist nicht alles schlecht, was bei Renegades von Destiny kommt. Im Gegenteil: Es ist mehr Destiny und wer mehr Destiny will, wird wahrscheinlich zufrieden sein. Das hervorragende Gunplay des Shooters ist natürlich nicht schlechter geworden und einige der neuen Waffen machen auch echt Spaß. Mein Favorit ist eine Knarre im Stil von Han Solos Blaster. Damit rumzuballern fühlte sich schon echt gut.
Wenn ihr euch einfach nach neuen Destiny-Inhalten gesehnt habt, bekommt ihr sie. Renegades ist nicht die umfangreichste Erweiterung, aber ihr bekommt eine Story-Kampagne, neue Waffen, einen Modus, in dem ihr andere Hüter überfallen könnt und am 13. Dezember folgt ein neuer Dungeon. Destiny-Fans bekommen typisches Destiny-Gameplay.
Zu den Highlights der Erweiterung zählen zudem die neuen Taktik-Fähigkeiten, die unser Hüter im Grenzland einsetzen kann, darunter etwa ein Luftschlag in bester Helldivers-Manier und ein Kuppelschild, das Feindbeschuss blockt. Das Gute hierbei: Man kann sie nutzen, wenn man Lust drauf hat, man kann sie meistens aber auch ignorieren – das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur letzten Erweiterung „Am Rande des Schicksals“, wo einem die extrem nervigen Mechaniken sogar in Bosskämpfen aufgezwungen wurden.
Star Wars legt vor, aber Destiny kann nicht nachlegen
Die Stärken von Renegades liegen ganz klar dort, wo wir die Präsenz von Star Wars spüren – und das sage ich als jemand, der nie ein großer Fan von Star Wars war. Das Problem ist, dass der Star-Wars-Part so gut ist, dass man als Spieler dieses Niveau für die komplette Erweiterung erwartet und enttäuscht wird.
Die Videosequenzen sind fantastisch inszeniert
Die Musik und das Sound-Design passen perfekt zum Thema und tragen entscheidend zur Stimmung bei
Die Star-Wars-Waffen sind stark umgesetzt: Der „Han Solo Blaster“ macht viel Spaß und das exotische Laserschwert ist eine der besten neuen Waffen, die Destiny in den vergangenen Jahren bekommen hat
Der Rest der Erweiterung kann die hohe Qualität der Star-Wars-Inhalte aber nicht halten. Zu oft verlor ich die Lust weiterzuspielen, weil meine Aufgaben belanglos wirkten. Dann musste ich eine Mission wiederholen, weil eine Tür dank eines Bugs nicht aufging. Ich benötigte mehrere Anläufe, bis ich mich letztlich zum Durchspielen der Kampagne bewegen konnte – und das lag vor allem am Missions-Design und den stummen Dialogen.Für mich entstand dadurch relativ schnell ein ernüchternder Eindruck:
Immer dann, wenn Star Wars zurücksteckt und Destiny glänzen muss, schwächelt Renegades und dadurch fehlte der Erweiterung lange Zeit der Funke, der mich richtig Spaß haben ließ.
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