Call of Duty will aufeinanderfolgende Releases der unterschiedlichen CoD-Reihen zukünftig vermeiden. MeinMMO-Redakteur Dariusz glaubt aber, dass noch mehr passieren muss.
Activision hat verkündet, dass Call of Duty sich zukünftig wieder mit der Veröffentlichung von neuen „Modern Warfare“- und „Black Ops“-Teilen abwechseln will. Es wird keine direkt aufeinanderfolgenden Spiele der jeweiligen Reihe mehr geben. Das war in den vergangenen Jahren anders. Auf MW2 folgte MW3, auf BO6 folgte BO7. Man wolle nun wieder gewährleisten, dass Call of Duty jedes Jahr eine einzigartige Erfahrung liefert.
Für viele Fans des Shooters wirkt das in den sozialen Netzwerken wie ein Eingeständnis, dass es dieses Jahr bei Call of Duty nicht sonderlich gut läuft – zumal man mit Battlefield 6 und ARC Raiders starke Konkurrenz bekommen hat.
Wenn CoD mit der Entscheidung wirklich die sinkenden Spielerzahlen retten will, muss ich ganz klar sagen: Die Neuausrichtung des Releaseplans reicht nicht aus, um „den Karren aus dem Dreck zu ziehen.“
Um enttäuschten Fans Hoffnung für die Zukunft zu machen, muss noch mehr passieren.
Autoplay
Probleme haben Spieler jahrelang den Spaß genommen
Call of Duty hatte in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Problemen und Herausforderungen zu kämpfen. Oftmals gab es die gleichen, immer wiederkehrenden Diskussionen und Kritikpunkte.
Cheater machen das Spiel unspielbar.
Das Matchmaking sorgt für Diskussionen (Hallo SBMM)
Wiederkehrende technische Probleme wie Paketverlust
Spieler wenden dem Spiel nach wenigen Monaten den Rücken zu
Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Gestaltung von Ingame-Inhalten wie Skins und Rufkarten
Mit Black Ops 7 ging CoD bereits einige dieser Kritikpunkte an. Beispielsweise sollen Skins bodenständiger und passender sein, es gibt jetzt eine Playlist mit zumindest verringertem SBMM und das Anti-Cheat wurde verbessert.
Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, die Call of Duty bewältigen muss, damit die Stimmung in der Community wieder positiver werden kann. Eine Umstellung des Release-Plans reicht dafür nicht.
Call of Duty hauen jedes Jahr nach Weihnachten die Spieler ab
Call of Duty hat ein großes Problem damit, Spieler über das ganze Jahr zu alten. Selbst ein Black Ops 6, das zunächst wirklich gut ankam, hatte 3–4 Monate nach Release nur noch ein Drittel der durchschnittlichen Spielerzahlen im Vergleich zum Release-Monat, Tendenz sinkend.
Zwar sind nur die Steam-Spielerzahlen bekannt und ein Großteil der Community ist bekanntlich auf der PlayStation unterwegs, doch zeigt diese Entwicklung, dass Call of Duty Schwächen bei der langfristigen Spielerbindung hat.
Vor allem das Problem mit den Cheatern ist ein Faktor in der Spieler-Abwanderung. Die saisonalen Updates schaffen es aber auch nicht, die Spieler zurückzubringen. Und das ist auch ganz klar:
Nach ein paar Stunden ist der Reiz der neuen Inhalte verloren und was bleibt, ist ein Spiel, das frustriert.
Wenn Cheater, Server-Probleme, das Matchmaking und andere Probleme den Spaß versauen, denke ich wegen ein paar Waffen und Maps nicht: „Boah geil, hab richtig Bock zu zocken.“ Dieses Bild ist Jahr für Jahr in den Foren und Gruppen zum Spiel zu erkennen.
Warzone ist ein Klotz am Bein von Call of Duty
Call of Duty fühlt sich seit Jahren gleich an und hat sich grafisch sowie physikalisch kaum spürbar weiterentwickelt, weil der Multiplayer und Warzone jedes Jahr aufs Neue verknüpft werden. Das jeweils aktuelle Call of Duty schränkt sich dabei selbst ein, weil es zwangsläufig mit Warzone verknüpfbar sein muss.
Die Engine wurde zwar über die Jahre verbessert, aber die Grundlage ist noch dieselbe wie seit 2019. Das heißt, Assets für Waffenmodelle und Charaktere, Texturen und Animationen dürfen sich nicht zu stark unterscheiden, da sie sonst inkompatibel wären.
Der Netcode, die Tickrate und das Anti-Cheat müssen ebenfalls kompatibel sein, weil sonst ein gemeinsames Multiplayer-Ökosystem unter Umständen nicht möglich wäre.
Während sich die Konkurrenz weiterentwickelte und dem Markt anpasste, blieb Call of Duty auf dem Stand der Last-Gen.
Ich bin überzeugt: Call of Duty würde stark davon profitieren, wenn sie die neuen Teile von Warzone abkoppeln und separat entwickeln, damit die Reihe wieder richtige Innovation erleben kann.
Die Zielgruppe muss wieder klar definiert sein und aktiv angesprochen werden
Call of Duty war eigentlich immer ein Spiel für Casuals. Eine Zeit lang spielte gefühlt jeder, den man kannte, das neueste CoD. Die meisten davon zockten nur gelegentlich und waren nie richtig gut. Man hatte als Freundesgruppe trotzdem Spaß und es war völlig normal, wenn mal ein Überflieger im Gegnerteam war, der die ganze Lobby dominierte. Aber jeder gehörte zur gleichen Community.
Heute gibt es in Call of Duty zwei Lager:
Die Casuals, die nur gelegentlich ein paar Runden spielen.
Die Hardcore-Gamer, die täglich zocken und zu den oberen 5-10 % gehören
Das Problem ist, dass beide Seiten teilweise verschiedene Ansichten und Bedürfnisse haben und Activision versucht, beide Fronten zu bedienen – und im Endeffekt sind alle unzufrieden. Black Ops 7 ist das perfekte Beispiel.
Nach Jahren gibt es endlich einen Modus mit abgeschwächtem SBMM, aber im selben Atemzug wurde das Omni-Movement mit Walljumps erweitert. Ich persönlich bin ein riesiger Fan von dem Omni-Movement, aber ich kann es komplett verstehen, wenn ein Gelegenheitsspieler das sieht und sagt: „Ne du, das ist mir zu viel. Gar kein Bock drauf.“
Mit einer starken Kampage hätte man bestimmt einige der Gelegenheitsspieler abholen können, doch stattdessen gehörte genau die zu den größten Schwächen von BO7. Das absurd-futuristische Setting fand schon in den ersten Trailern wenig Anklang und wurde seitens der Spieler stark kritisiert.
Der hohe Kaufpreis, die für Casual-Spieler abschreckenden Änderungen am Multiplayer, fortlaufende Probleme der Vorgänger und die für viele Spieler uninteressante Kampagne führten dann dazu, dass ein Teil der Community dieses Jahr aussetzte.
Viele von den Hardcore-Gamern haben dieses Jahr tatsächlich Spaß an Call of Duty und loben Black Ops 7. Das bringt aber nicht so viel, wenn der Kern der Community das Spiel meidet.
Battlefield 6 hat es vorgemacht
Die Herausforderung, vor der Call of Duty jetzt steht, hat ausgerechnet die größte Konkurrenz bereits hinter sich: Battlefield 2042 ist gescheitert, die Stimmung der Community war mies und viele Spieler wünschten sich, die Reihe würde in seinen Ansätzen wieder zur glorreichen Zeit eines Battlefield 3 oder 4 zurückkehren.
Mit Battlefield 6 hat EA es geschafft, genau dieses Gefühl zu vermitteln und auch die Stimmung der Community zu verbessern.
Das Spiel ist, wie die Vorgänger, stark an Gelegenheitsspieler ausgerichtet. Trotzdem hatten auch viele Hardcore-Gamer und vor allem Veteranen der Reihe Spaß am neusten Ableger. Die Battlefield Labs – eine Testumgebung, bei der langjährige Spieler schon vor dem Release Feedback geben konnten – war da eine große Hilfe.
Battlefield 6 ist nicht perfekt und das muss das nächste Call of Duty auch nicht sein. Aber die Spieler wollen gehört und verstanden werden. Und wenn die Gelegenheitsspieler, also die große Masse, wieder Spaß hat, werden es auch die Hardcore-Gamer haben – zumindest teilweise.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Als jemand, der ein Spiel über Hunderte oder Tausende Stunden spielt, bist du nie vollends zufrieden. Du spielst so viel, dass du jedes Problem kennst und hundertfach erlebt hast. Du spielst trotzdem, weil du das grundlegende Spielprinzip magst. So etwas wie der Modus mit verringertem SBMM in BO7 ist – wenn er richtig umgesetzt wird – ein Gewinn für beide Seiten.
Hardcorde-Gamer sind glücklich, weil man zumindest versucht, ihnen zu helfen.
Gelegenheitsspieler, die keine Lust auf offenes Matchmaking haben, können wie gewohnt den alten Modus spielen.
Man hat schon gezeigt, dass man die Community versteht, darauf kann man jetzt aufbauen: Offene Kommunikation mit den Spielern, Wünsche der Community erhören und auch mal testen, statt stur den eigenen Weg zu gehen.
Der bisherige Release-Plan hat sicher dazu beigetragen, dass Call of Duty sich jetzt in dieser Situation befindet. Doch wenn Activision uns weismachen will, dass zwei Black Ops hintereinander das einzige Problem gewesen wären, verkennt es die viel grundlegenderen Schwierigkeiten von CoD.
Der Beitrag Die „neue“ Ausrichtung von Call of Duty wird nicht reichen erschien zuerst auf Mein-MMO.
