„Das Dschungelbuch“ ist eine beliebte Geschichte, die dank der Disney-Verfilmung zusätzlich an Popularität gewonnen hat. Mogli basiert dabei wohl auf einem realen Menschen, dessen Geschichte weitaus tragischer war.
Die Geschichte des Jungen Mogli, der tief im indischen Dschungel mit den Wölfen und anderen Tieren aufwächst, ist weltweit bekannt. Sie ist Teil eines Erzählbandes des Schriftstellers Rudyard Kipling und erschien 1894, ein zweiter Band folgte ein Jahr später.
In der Geschichte gerät Mogli nach seinem Leben im Dschungel in Kontakt mit den Menschen, lernt sprechen und auch, sich wie einer von ihnen zu verhalten. Er arbeitet sogar als Hirte, ehe er nach seinem Sieg über den Tiger Shere Khan von den Menschen als Hexer bezeichnet und verstoßen wird. Anschließend kehrt er in den Dschungel zurück.
Viele von euch dürften diese Geschichte aus der Disney-Verfilmung von 1967 – oder dem Remake aus dem Jahr 2016 – kennen. Was weniger bekannt ist: Mogli hat wohl ein reales Vorbild gehabt, auch wenn sich Rudyard Kipling selbst nie dazu geäußert hat. Doch die Parallelen zwischen der Romanfigur und dem Jungen Dina Sanichar sind einfach zu groß, um ein Zufall zu sein.
Autoplay
Ein Kind, das mit den Wölfen lebte
Wer war Dina Sanichar? Rudyard Kipling kannte die Geschichte dieses Jungen vermutlich, denn er lebte in den 1880er Jahren in Indien, wo sich wenige Jahre zuvor die folgenden Ereignisse zugetragen hatten.
Im Jahr 1867 entdeckten Jäger eine Wolfshöhle, darin einige Tiere und ein etwa sechsjähriger Junge, der auf vier Beinen lief und wie ein Wolf heulte. Er kämpfte gegen die Jäger, die ihn einfangen wollten und zeigte das Verhalten eines Tieres, das sich in die Enge gedrängt fühlt.
Der Junge wurde schließlich gefasst und in ein Waisenhaus gebracht. Weil er dort an einem Samstag ankam, gab man ihm den Namen „Sanichar“ – was auf Hindi „Samstag“ bedeutet. Auch dort ging er noch auf vier Beinen, aß rohes Fleisch und machte Geräusche wie ein Wolf.
In der folgenden Zeit versuchten die Menschen, Sanichar menschliches Verhalten anzutrainieren. Also wie er auf zwei Beinen geht, mit Besteck isst und natürlich spricht. An dieser Stelle tritt der große Unterschied zwischen Sanichar und Mogli zu Tage: Der reale Junge lernte nämlich nie das Sprechen, da er aus unbekannten Gründen geistig beeinträchtigt gewesen sein soll.
Auch das Gehen auf zwei Beinen fiel ihm schwer, da seine Knochen durch das jahrelange Kriechen verformt waren. Kleidung, die man ihm gab, zerriss er, und gekochtes Fleisch lehnte er bis zu seinem Tod ab. Kurz: Sanichar in die Gesellschaft der Menschen zu integrieren, scheiterte. Nur eine ungesunde Gewohnheit nahm er an: das Rauchen.
Weit über zwanzig Jahre lang lebte er unter den Menschen. Schließlich erkrankte er an Tuberkulose, was durch seine Nikotinsucht noch beschleunigt wurde. Das führte im Jahr 1895 zum Tod von Sanichar im Alter von erst 34 Jahren.
Sanichars Geschichte unterscheidet sich klar von jener Moglis, der am Ende zu seinen Freunden in den Dschungel zurückkehrt und dessen Schicksal offenbleibt. Die Realität ist wie so oft auch in dieser Geschichte aber komplexer und tragischer als die Fiktion. Kanntet ihr Sanichar bereits? Schreibt es uns gerne in die Kommentare. Ein südkoreanischer Film erzählte vor einigen Jahren ebenfalls eine von der Realität inspirierte Geschichte: Vor Parasite machte der Regisseur ein Meisterwerk über ein wahres Verbrechen aus Südkorea
Der Beitrag 1867 entdeckte Indien einen Jungen, der bei Wölfen lebte: Seine Tragödie wurde zu „Das Dschungelbuch“ erschien zuerst auf Mein-MMO.
