Weil mir Dungeons & Dragons zu viel Sitzen ist, queste ich jetzt mit Schwert bewaffnet bei jedem Wetter auf freiem Feld

Im neuen Hobby von MeinMMO-Redakteurin Sophia Weiß, zieht sie an der Seite von Orks in die Schlacht, infiltriert Piratenschiffe und kocht Zaubertränke – allerdings in der realen Welt. Aber was ist eigentlich LARP und wie unterscheidet es sich von Pen & Paper? Wir haben die Antworten!

Ich habe ja so einige komische Hobbys und berichtete von diesen bereits das ein oder andere Mal auf MeinMMO. Zum Beispiel über meinen Besuch im One-Piece-Gym in Tokio (Pumpen für den Piratenkönig!) oder meine Odyssee in die Arbeit mit Epoxid-Harz

Als absoluter Vollblutnerd bin ich aber natürlich auch leidenschaftliche Rollenspielerin. Ich habe Dungeons & Dragons 2017 dank Critical Role für mich entdeckt und mittlerweile den ein oder anderen Ausflug in Call of Cthulu oder das Avatar-Pen-&-Paper gemacht. 

Seit 2022 ist mir aber das in der Wohnung treffen und die Würfelgötter anbeten nicht mehr genug. Nein, ich brauche mehr. Und deswegen habe ich mit LARP angefangen, Live Action Role Playing. Aber was ist das eigentlich genau?

Von Tischen und Würfeln zu Schlachten mit Gummiwaffe

Im Kern ist LARP wie Pen & Paper. Aber natürlich mit Unterschieden: Die Spieler sind als ihre Charaktere verkleidet, alles passiert in Echtzeit und man sitzt seltenst an Tischen und würfelt.

Im Grunde treffen sich beim LARP viele enthusiastische Rollenspieler in schicken Kostümen und stellen Events auf die Beine, die ein Mix aus Festival, Mittelaltermarkt und real gewordenem Game sind.

Natürlich gibt es nicht nur (High-)Fantasy-Settings: Wer möchte, vergnügt sich zum Beispiel auf Vampir-Conventions oder taucht in die (Zombie)-Apokalypse ein. Es gibt für jedes Genre eigene Events. 

Also: Man erlebt die Abenteuer des eigenen Helden ganz real und ist auch dafür verantwortlich, den Charakter darzustellen. Da es sich bei LARP jedoch um eine Kollaboration zwischen mehreren Spielern, Spielleitern und Nicht-Spieler-Charakteren (NSC) handelt, ist man die meiste Zeit nicht der eine Hauptcharakter.

Man taucht zum Beispiel nicht als Arthas aus World of Warcraft auf, sondern eher als etwas unbekannterer Abenteuer mit eigener Geschichte. Manche suchen sich auch eine Kultur aus, die ihnen zusagt – der ein oder andere Wikinger stammt zum Beispiel von den Skellige-Inseln aus dem Witcher-Universum. Oder man ist als Hobbit auf der Suche nach dem besten Blatt fürs Räucherwerk einmal falsch abgebogen.

Mögliche Locations sind vielfältig und werden der Größe und Art der Veranstaltung nach ausgesucht. Viele Mittelalter- oder Fantasy-Veranstaltungen werden in einschlägigen Restaurants oder sogar Burgen abgehalten. Endzeit hingegen findet gerne mal auf alten Fabrikgeländen oder auf alten Militärgeländen statt. Die ganz großen Veranstaltungen wie das Drachenfest oder Conquest of Mythodea haben hingegen Festivalcharakter mit ihren großen Zeltplätzen und Schlachtwiesen.

Geleitet werden die Spiele von einem meist mehrköpfigen Leitungsteam, das sich um die komplette Organisation kümmert. Von ihnen werden die NSCs gebrieft. Diese werden auch von anderen Menschen dargestellt, haben aber als reales NPC-Äquivalent nur die von der Leitung vorgegebene Agenda – denkt an den netten Tavernen-Besitzer oder den Quests verteilenden Lord. 

Während Pen & Paper also am Tisch Zuhause stattfindet, werden beim LARP Welten, die sich die meisten Leute sonst nur in ihrer Fantasie ausmalen, real. Und das mit viel Einsatz, Spaß und Energie.

Keine Sorge, alles nur Kunstblut. Aber nach der Endschlacht vom Drachenfest darf man etwas martialisch aussehen.

Einmal LARPen – Was brauche ich dafür?

Ganz egal, ob man auf einem ein- oder mehrtägigen Event unterwegs ist: Man braucht ein Outfit, einen Charakternamen und ein Konzept. Sobald man weiß, was für eine Person oder auch was für ein Wesen man verkörpern möchte, legt man sich die passende Kleidung und Ausrüstung dafür zu – gekauft, geliehen oder improvisiert, ist dabei ganz egal.

Ein Ritter zum Beispiel wird auf edle Kleidung und natürlich Rüstzeug achten. On top kommen noch Waffen wie Schwert und Schild, mit denen auch adäquat in die Schlacht gezogen wird. 

Ja, im LARP wird auch gekämpft. Aber aus Sicherheitsgründen werden hier keine echten Schwerter in die Schlacht geführt, sondern Polsterwaffen. So tragen die meisten Kämpfer zumeist nur blaue Flecke davon. Wichtig: Lieber bricht die Waffe, als dein Bein. Hier sollte nur tatsächlich darauf geachtet werden, dass alles sicher ist – improvisieren also lieber sein lassen.

Wer einen Charakter mit Spezialisierung mimt, muss diese natürlich auch darstellen können. Ich spiele zum Beispiel eine Alchemistin. Entsprechend habe ich ein Alchemielabor dabei. Zu meinem Spiel gehört es auf dem LARP, Tränke aller Art zu brauen. Das will eben auch dargestellt werden, zum Beispiel mit Backpulvervulkanen, Farbtests und Raucheffekten.

Unser Alchemie-Labor zum Drachenfest 2025.

Magier stehen vor einem ähnlichen Problem: Wer Zauber wirken möchte, muss passende Sprüche parat haben. Dazu kommt die Frage, wie man es darstellt – manch einer wirbelt blaue Tücher für Wassermagie oder schmeißt eine rot gefärbte Styroporkugel als Feuerball. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, solange niemand verletzt wird.

Jeder Charakter bekommt ähnlich wie in D&D eine Art Charakterbogen: Da steht zum Beispiel drin, welche Rüstungen man tragen und welche Waffen man schwingen darf. Oder auch, ob bestimmte Fähigkeiten erlernt worden sind.  

Festgelegt wird zudem, wie viele Lebenspunkte ein Charakter hat. Anders als etwa in D&D sind das aber keine 50, sondern eher 2 und in Ausnahmefällen sogar 3. Je nach Regelwerk kommen dann noch Rüstungspunkte dazu, die aber eben nur Treffer auf die Rüstung abfangen. Nach meiner Erfahrung nehmen es aber die wenigsten zu ernst mit den Trefferpunkten.

Hat man einen Grundstock an Klamotte und allen optionalem, aber zum Charakter gehörendem Zubehör, ist man bereit für sein erstes LARP. Zu den großen Events gehören das Drachenfest in Nordhessen, das Epic Empires im Saarland und Conquest of Mythodea in Niedersachsen.

Zwar haben Groß-Cons den Vorteil, dass man super eintauchen und seine ersten Erfahrungen sammeln kann, man bekommt aber nicht immer viel vom aktiven Plot mit. Wochenendveranstaltungen oder Tages-LARPs sind um Welten kleiner und bieten mehr Chancen, sich schon beim ersten Mal aktiv einzubringen. 

Am einfachsten schnuppert es sich aber mit LARP-Tavernen-Abenden rein. Hier muss auch nicht direkt die Welt, sondern nur der Kuchen gerettet werden.

Die großen Events sind weitgehend bekannt. Kleinere in der eigenen Umgebung zu finden, ist hingegen oft schwieriger. Am besten googelt man oder sucht dediziert auf Facebook nach Gruppen und Veranstaltungen. 

Ein letzter Punkt: Je nach Veranstaltung wird ein Zelt gebraucht. Wer unbedingt stilsicher und spieltauglich zelten möchte, wird um Leinenzelte wie auf Mittelaltermärkten nicht herumkommen. Viele Veranstaltungen erlauben es aber auch, am Rand des Camps mit normalen Wurfzelten zu schlafen. Ihr müsst also kein Vermögen für trockenen Schlaf ausgeben.

Für die Groß-Con-Vibes hier einmal der Trailer fürs Drachenfest 2025:

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LARP für Anfänger – So läuft das ab

Ist man erstmal auf seinem Event, gibt es ein gemeinsames Zeichen fürs IT gehen. IT ist die Abkürzung für In Time, also die Spielwelt bzw. Spielzeit. Ich gehe jetzt IT bedeutet, dass die Person jetzt in ihrer Rolle ist und als Charakter mit dessen Namen angespielt werden kann. 

OT gehen ist das Gegenteil: Out of Time gehen. Wer gerade aus welchem Grund auch immer nicht spielt (Pause, schlafen, Klo aufsuchen etc.), ist entsprechend OT und wird ganz normal mit dem eigenen Namen angesprochen. Wer IT ist, ignoriert OT-Personen meist und umgekehrt. 

Zum OT gehen an sich: Es gibt kein festgesetztes Zeichen dafür. Wer mal wo hin muss, läuft zum Rande des Camps und verlässt damit den IT Bereich. Oder man zieht sich ins Zelt zurück und ist einfach mal nicht da. Grundsätzlich zeigt man, man ist OT, indem man die Spielfläche umgeht oder sich mit netten Worten entfernt. 

Die LARP-Community ist grundsätzlich sehr freundlich und man achtet aufeinander. Wem es aber dann doch mal zu bunt wird, darf natürlich auch IT- wie OT-Zeichen geben, dass es zu viel wird: Oh Mutter ist zum Beispiel beim Drachenfest das gängige Zeichen für Hey, mir ist es gerade zu wild, bitte dreht mal runter. Und sollte ein Kampf einmal ausarten und sich jemand verletzen, sollte man auf jeden Fall immer nach einem Sanitäter fragen. 

Bevor ihr loslegt, noch ein letzter Punkt: LARP gewinnt man nicht. Es gibt keinen König vom Drachenfest. Es geht nicht darum, der oder die Schönste, Tollste und Beste zu sein.

Beim LARP werden Kollaboration und Basteln groß geschrieben – Hier stehen Laternen von drei verschiedenen Besitzern aus drei verschiedenen Materialien.

Kein Bock auf 100 Fragezeichen? Questen im LARP ist einfach

Im LARP geht es darum, Geschichten zu erzählen. Schönes Spiel zu haben. Sich gemeinsam Gelegenheiten zu geben, zu glänzen. Coole neue Sachen auszuprobieren. Und ja, hier und da muss auch mal ein Monster gelegt werden – gemeinsam. Natürlich kann man auch mal auf nen Ego-Trip gehen. Das wird aber nie so viel Spaß machen, wie zusammen zu questen. 

Eine meiner bisherigen Lieblingsaufgaben war eine absolute Nebensache: Beim Kräutersammeln vor dem Casino wurde ich von der Matriarchin des Establishments angesprochen. Weil ich ihr kompetent erschien, bat sie mich darum, ihrem Sohn Eheberatung zu geben. 

Der hatte es sich wohl schwer mit seiner Frau verscherzt – die Scheidung stand kurz bevor! Nach einem eingehenden Gespräch mit mir und meiner IT-Schwester wollte er noch einmal versuchen, seine Frau zu überzeugen. Damit war die Mission erfolgreich und es gab eine Belohnung. 

Daneben schleiche ich mich auch ab und an bei anderen Lagern ein, läute bei den gegnerischen Wachen sanft die Glocken und helfe beim Bannerklau um 3:00 Uhr Nachts. Wenn man am nächsten Morgen die Mitlagernden hört, die sich fragen, wie das zweite oder gar dritte Banner über Nacht in unser Lager gekommen sein könnte, ist man schon stolz.

In der Realität bin ich Redakteurin. Da schleicht man sich höchst selten eben Nachts um 3 anderswo ein. Man gibt auch eher selten Ehetipps. Und ich erwische mich noch seltener dabei, wie ich einen Heiltrank anmische. 

LARP gibt mir die Möglichkeit, meine wildesten Träume und Fantasien auszuleben. Und alleine dafür ist es mir mein liebstes Hobby geworden. Ganz abgesehen davon, dass es mittlerweile zwei weitere Hobbys bei mir gestartet hat: Weil ich unbedingt eine Lederrüstung haben wollte, habe ich mir eine selbst gemacht. Und damit ich nicht mehr ganz so laienhaft auf dem Schlachtfeld unterwegs bin, Trainiere ich jetzt Schwertkampf im Verein (HEMA). Aber dazu dann ein anderes mal mehr.

Zum LARP an sich habe ich so nichts zu ergänzen. Alles andere lernt man, wenn man vor Ort ist – von den Mitspielern oder aus dem jeweiligen Regelwerk. Also packt eueren Abenteurerrucksack, werft den Umhang um und los! Und wenn ihr noch ein bisschen Inspiration für einen passenden Charakter braucht, könnt ihr euch hier bedienen: 5 starke Hintergründe aus Dungeons & Dragons im Ranking, die eure Backstory zum Vorteil im Spiel machen

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