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1998 – in grauer PlayStation-Vorzeit, als Rollen- und Strategiespiele sich nur in Ausnahmefällen nach Europa verirrten – huldigt die hiesige Import-Fraktion einem isometrischen Strategiespiel namens Final Fantasy Tactics. Das erste PlayStation-Werk der frisch von Quest zu Square gewechselten Truppe um Ogre Battle-Schöpfer Yasumi Matsuno begeistert mit einer prägnant-politischen Geschichte, einem hochkomplexen Job-System, einem saftigen Schwierigkeitsgrad und nicht zuletzt auch einem fantastischen Soundtrack von Hitoshi Sakimoto und Masaharu Iwata.
27 Jahre später erscheint nun ein Remake des zwischendurch (technisch eher mittelmäßig) auf PSP portierten Klassikers – erstmals sogar mit deutschen Texten. An Geschichte und Spielprinzip ändert sich dabei nichts: Ihr folgt den Irrungen und Wirrungen des jungen Adeligen Ramza Beoulve und seines bürgerlichen Freundes Delita Heiral, die sich mal mehr, mal weniger erfolgreich und gelegentlich auch auf entgegengesetzten Seiten eines großen Erbfolgekriegs durch das Königreich Ivalice manövrieren. Die Konflikte werden dabei rundenbasiert auf isometrischen Schlachtfeldern ausgetragen. Ihr zieht mit bis zu fünf spielbarer Figuren ins Gefecht. Das klingt nicht nach viel, aber durch das flexible Job-System, mit dem Ihr erlernte Fähigkeiten klug kombinieren dürft, gibt es unglaublich viele Möglichkeiten, eine mal ausgewogene, mal hoch spezialisierte Truppe in den Kampf zu schicken. Und das ist nötig, denn spielt Ihr nicht gerade auf dem niedrigsten der neu eingeführten Schwierigkeitsstufen, ist ”Final Fantasy Tactics” auch nach fast 30 Jahren noch eine knackige Herausforderung.
Die fühlt sich aber durch die neuen Komfortfunktionen gut machbar an. Nützliche Anzeigen liefern Euch alle erdenklichen Informationen, die bei der taktischen Planung helfen. Ihr dürft unglückliche Züge zurücknehmen und auch aus ausweglosen Kämpfen fliehen. Ebenfalls neu ist die durchgehende Sprachausgabe: Die wunderbar geschriebenen Dialoge reißen dank der talentierten Sprecher richtig mit. Die großartige, aus dem PlayStation-Original übernommene Musik sorgt für das richtige Drama. Habt Ihr keine Lust auf überarbeitete Grafik und moderne Annehmlichkeiten, stürzt Ihr Euch in das (weitgehend) klassische Abenteuer mit pixeligen Helden. Allerdings läuft das nicht ganz reibungslos: Die Spielstände der beiden enthaltenen Versionen sind nicht kompatibel und auch ein fliegender Wechsel zwischen den beiden Grafikstilen ist nicht vorgesehen.
Meinung
Thomas Nickel meint: Als eingefleischter Pixel-Fan war ich ob der überarbeiteten Grafik zunächst skeptisch. Doch nach vielen, vielen Spielstunden kann ich nun konstatieren: ”The Ivalice Chronicles” ist die definitive Version von Final Fantasy Tactics – besser als das spröde übersetzte PlayStation-Original und dynamischer als die Slowdown-geplagte PSP-Version. Dazu gibt es tolle Sprecher und nützliche Komfortfunktionen, die das Spiel angenehmer machen, ohne es unnötig zu verwässern. Die Geschichte um Klassenkampf und eine intrigante Oberschicht ist heute aktueller denn je und das wunderbar flexible Job-System lässt Euch jede Menge Freiraum für taktische Experimente. Bleibt die Frage: Ist Final Fantasy Tactics besser als sein Quasi-Vorgänger Tactics Ogre? Wir sagen: Es herrscht Gleichstand – trotz ähnlicher Systeme und Thematik stehen beide Spiele wunderbar für sich. Wer sich auch nur marginal für komplexe Rundentaktik interessiert, kommt um dieses Meisterwerk nicht herum.
Wertung
20 reguläre und 10 spezielle Jobs
viele neue Komfortfunktionen
3 Schwierigkeitsgrade
Fast makelloses Remake eines zeitlosen Klassikers: Komplexe Systeme, mehr Komfort und Sprachausgabe begeistern Neulinge und Veteranen.
Singleplayer92MultiplayerGrafikSound
