Warhammer 40.000 ist nicht nur eine dystopische Zukunfts-Vision, das Universum ist auch eine überspitzte Satire unserer echten Welt. Natürlich dürfen deswegen einige Parallelen nicht fehlen – aber eine ist selbst für Warhammer absurd: Da Red Gobbo!
An vielen Stellen bedient sich Warhammer Vorbildern aus unserer Realität: die bekannten Ultramarines etwa sind ans antike Rom angelehnt, Space Wolves und die „Zwerge“ der Konglomerate von Votann haben eine ähnliche Kultur wie Wikinger.
Auch für Warhammer Fantasy gilt das, hier sind Waldelfen etwa dem Feenreich aus der keltischen Mythologie sehr ähnlich – die Chefs heißen sogar fast gleich, Oberon und Orion. Und klar, Warhammer will mit der Ähnlichkeit eine gewisse Verbindung herstellen, allein für den gesellschaftskritischen Aspekt der Welt.
Games Workshop hat aber einen Charakter erschaffen, der mehr oder weniger zufällig zur Entsprechung einer der bekanntesten Sagenfiguren unserer Welt geworden ist, dem Weihnachtsmann. Hinter dem „Red Gobbo“ steckt dabei eigentlich eine ganz andere Idee, die mehr zu sozialistischen Karikaturen passt.
Dieser kleine, grüne Kerl mit rotem Mantel verteilt gerne Geschenke (natürlich auf Warhammer-Art) und hat eine Liste mit „bösen Kindern“, lediglich der Rauschebart fehlt. Und alles hat mit einer Revolution unter den kämpferischen Orks angefangen.
Autoplay
Da Boss von da Revolushun!
„Da Red Gobbo“ ist, wie der Name schon vermuten lässt, eigentlich ein Goblin – oder genauer, seine Entsprechung von Warhammer 40.000, ein Grot. Grots, Gretchin und Co. sind eine Subspezies der Orks aus dem 41. Jahrtausend, aber deutlich kleiner und schwächer.
Entsprechend haben Gobbos in der Gesellschaft, die sich durch Stärke und kriegerisches Auftreten definiert, einen niederen Stand. Sie sind mehr oder weniger eine Sklaven-Kaste, die zum Arbeiten, für die Viehzucht oder für Munition genutzt wird (sowohl in der Herstellung als auch ALS Munition). Dennoch glauben Gobbos an die Macht der Ork-Götter Gork und Mork, weswegen sie ihren Stand einfach hinnehmen. Meistens zumindest.
Der erste Red Gobbo ist nämlich der Anführer einer Revolution auf Gorkamorka, einem Planeten, auf dem Orks (unfreiwillig) gelandet sind. Um wieder von dort zu entkommen und zurück zum aktuell laufenden WAAAGH! zu gelangen, brauchten sie ein Schiff und für den Bau die Hilfe der Gobbos.
Weil aber das Schiff nicht genug Platz für die ganze Bevölkerung hat – und Grots ja sowieso „minderwertig“ sind für Orks – wurden Abzeichen verteilt für diejenigen, die einen Platz bekommen sollten.
Entrüstet von der Diskriminierung forderten einige Gobbos Gleichberechtigung, zumal sie härter arbeiten als die Orks. Es kam zu einer Revolution unter dem „Gretchin Recolution Committee“ und ihrem Anführer, dem Red Gobbo.
Kein einzelne Gobbo, sondern eine Sagenfigur
Der Red Gobbo ist dabei nicht eine einzelne Person, sondern eine Legende. Jeder Grot kann zum Red Gobbo werden und das genau dort, wo er gerade gebraucht wird. Stirbt ein Red Gobbo, wird der Mantel figurativ und manchmal buchstäblich an den nächsten Gobbo weitergereicht.
Hinter dieser Idee steckt der Gedanke, dass der Träger des Mantels gar nicht wichtig ist, sondern nur, dass die Legende des Red Gobbo weitergetragen wird, sowohl unter Grots und Gretchin als auch unter den Orks.
Entsprechend gibt es in der Geschichte von Warhammer mehrere Red Gobbos, übrigens sowohl in den Welten von Warhammer 40.000 als auch in Age of Sigmar. Dass ein Red Gobbo stirbt, gehört zu seiner Legende, denn: die Orks können den Gobbo töten, aber niemals die Idee.
„Bist du ‘n guta Grot gewes’n?“
Dass der Red Gobbo irgendwann zur Warhammer-Version des Weihnachtsmanns geworden ist, war ursprünglich mal schlicht eine Idee von Games Workshop, weil’s irgendwie gepasst hat. Eine neue Sammelfigur ist 2019 erschienen und passend zum Weihnachtsmann und seiner Kleidung gab’s halt einen Red Gobbo.
2021 hat sich die Idee aber gefestigt durch den Roman „Da Gobbo’s Revenge“ von Mike Brooks. Dort wird der Gretchin Fingwit zum Red Gobbo und im ganzen Buch gibt es viele Parallelen zum Weihnachtsmann:
Chef der Grots ist ein Ork namens „Klaws“, ähnlich gesprochen wie „Claus“ aus Santa Claus.
Klaws soll eine rote Rüstung getragen und einen weißen Bart gehabt haben.
Fingwit und seine Kollegen sind die „Finger“ von Klaws und kümmern sich um alles… wie Weihnachtselfen.
Während der Revolution gegen Klaws hat Fingwit eine Liste mit „bösen Buben“, die er natürlich zweimal prüft.
Dazu hat das tatsächliche Model vom Red Gobbo, mit dem ihr im Tabletop spielen könnt, eine Sonderregel namens: „Has Yoo Been a Good Little Grot This Year?“, mit der Da Red Gobbo einem Grot aus seiner Einheit eine Granate in die Hand drücken kann, die… entweder viel Schaden anrichtet oder direkt explodiert. Es gibt allerdings verschiedene Datenblätter, sodass die Regel nicht überall zu finden ist. Ihr findet eines dieser Datasheets etwa in der Wahapedia.
Eine der neueren Figuren des Red Gobbo.
Nicht nur der Weihnachtsmann – Auch Weihnachten gibt’s!
Hier wird’s jetzt etwas seltsam. Da Red Gobbo ist nicht die einzige Sagenfigur für Weihnachten, er hat auch einen Gegenspieler: Da Black Gobbo. Beide liefern sich zur Squigmas ein Wettrennen darum, wer die meisten Geschenke stehlen kann, zumindest der Legende nach.
Ursprünglich kommt das daher, dass der Black Gobbo zur Squigmas – einem Feiertag der Orks, an dem sie Geschenke verteilen – Pakete von unter den Bäumen gestohlen hat, die eigentlich der Red Gobbo stehlen wollte.
Es kommt zu einer Schießerei zwischen den beiden, bei der der Haufen der gestohlenen Geschenke explodiert und über die ganze Stadt verteilt wird, was die anwesenden Orks dazu bringt, zu feiern:
Dazu gibt es sogar im Imperium der Menschheit ähnliche Feiertage, etwa die „Candlemas“, zu der es aber kaum Lore gibt, die aber zeitlich ebenfalls am Ende des Jahres gefeiert werden soll.
Auch die Sanguinala, bei der das Opfer des „Blood Angels“-Primarchen Sanguinius gefeiert wird, gilt für einige Fans als das Warhammer-Weihnachten, entspricht vom Gedanken her aber vermutlich eher Ostern.
Die offizielle Marketing-Bezeichnung, mit der Games Workshop die Warhammer-Produkte zu Weihnachten vermarktet, heißt übrigens Grotmas, oder zu Deutsch: Grotnachten.
So cool die Geschichte um den Red Gobbo auch klingt, das alles ist selbst innerhalb der Welt von Warhammer eine Legende. Was davon sich also wirklich zugetragen hat und was nur der Propaganda und der „Idee“ dient, ist unmöglich zu sagen.
Als Grot gehört der Red Gobbo zu den Orks, einem Volk in Warhammer, das nicht nur für seine kriegerische Kultur bekannt ist, sondern auch dafür, enorm zäh zu sein. Das betrifft nicht nur eine außerordentliche Resistenz gegen Verletzungen, sondern auch gegen eine der größten Gefahren aus Warhammer: Warum gibt es eigentlich keine Chaos-Orks in Warhammer 40.000? Die Community hat eine simple, aber kluge Antwort
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