Eine tausend Jahre alte Erfindung tröstet darüber hinweg, dass Streamingdienste wie Netflix die schlechteren Videotheken sind

Heute dominieren Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime oder Disney Plus das Heimkino. Früher war das anders und hatte in Form von Videotheken die wesentlich bessere Alternative, um Filme zu sehen – findet zumindest MeinMMO-Autor Christoph Waldboth.

Den Geruch in der Videothek meines Vertrauens werde ich nie vergessen. Etwas modrig. Hinzu kamen die warme, trockene Luft und leise Stimmen im Hintergrund. Ich erinnere mich gerne daran, wie ich nach der Schule die Videothek nahe meines Elternhauses besucht und mir in aller Ruhe einen Film ausgesucht habe. Das hatte meditativen Charakter und bereitete mir große Freude.

Heute ist das längst vorüber. Videotheken gibt es nur noch in seltenen Fällen und die meisten von uns streamen Filme und Serien bequem von zu Hause aus. Dienste wie Netflix, Amazon Prime, Disney Plus und ähnliche machen es uns (scheinbar) leicht, direkt vom Sofa zu entscheiden, was über den Bildschirm läuft.

Das mag zwar praktisch wirken, trotzdem bin ich der Meinung, dass dieser Art, Filme zu sehen, etwas fehlt. Videotheken hatten einen entscheidenden Vorteil, der im digitalen Zeitalter nur noch schwer zu finden ist.

Ein berühmter Regisseur hatte vor seiner Karriere in einer Videothek gearbeitet: Quentin Tarantino:

Jeder Film war eine bewusste Entscheidung

In einer Videothek habe ich mich bewusst für einen Film entschieden. Ich bin geduldig durch die Reihen spaziert, habe mich von den Covern der VHS- und DVD-Hüllen locken lassen, habe Titel und Inhaltsangaben gelesen und dann eine Wahl getroffen.

Anschließend habe ich den Film nach Hause getragen, wo er dann auf seinen Einsatz gewartet hat. Bis es so weit war, stieg meine Vorfreude immer weiter und auch die Erwartungshaltung wuchs.

Und hier sehe ich einen großen Unterschied zu etwa Netflix: Bei den Streamingdiensten ertappe ich mich oft, dass ich erst kurz vor knapp die Seite öffne, wahllos durch das Angebot scrolle und mich nach einer halben Stunde entnervt – der Abend schreitet schließlich schon voran – für irgendetwas entscheide, was mich am Ende am EHESTEN anspricht.

Selten fällt die Wahl so auf einen Film, den ich wirklich sehen wollte und der mich tatsächlich interessiert. Auch Vorfreude kann sich nicht aufbauen, weil ich nach der Entscheidung sofort auf die Starttaste drücke.

Was beim Streaming ebenfalls fehlt: Empfehlungen von kundigen Mitarbeitern, die es in Videotheken häufig anzutreffen gab. Klar, der Algorithmus von Netflix GLAUBT zu wissen, was mir gefällt, aber meist sitze ich nur kopfschüttelnd davor, wenn ich die Empfehlungen durchgehe.

Das alles mag für manche von euch vielleicht unwichtig erscheinen, aber als großer Filmfreund liebe ich es, das Filmerlebnis zu einem Ritual zu machen. Inklusive bewusster Auswahl, Vorfreude, Screening, Rückgabe in der Videothek und anschließendem Meinungsaustausch.

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Es gibt eine gute Alternative

Da ich nicht auf dieser missmutigen Note enden möchte, habe ich eine Alternative zu den Videotheken in petto, die ihr alle kennt: Bibliotheken. Seit sie vor tausenden von Jahren entstanden sind, haben sie sich stark weiterentwickelt und beherbergen heute in den meisten Fällen neben Büchern auch andere Medien wie Filme.

Ich kann euch nur raten, eine Bibliothek mit einer gut sortierten Filmsammlung aufzusuchen. Dort lässt sich die Erfahrung, die eine Videothek euch liefert, erstaunlich gut nachstellen. Das Angebot ist häufig breiter gefasst und enthält auch ältere Titel, die bei den Streaming-Diensten nicht zu finden sind.

Noch dazu sind Bibliotheken oft deutlich günstiger, auch im Vergleich zu den Streaming-Diensten. In meinem Fall habe ich in einer deutschsprachigen Großstadt rund 30 Euro jährlich als Mitgliedschaft bezahlt. Das entspricht in etwa zwei Monaten Netflix im Standard-Abo ohne Werbung (13,99 €).

Ganz ehrlich: Auf dem Sofa sitzen ist bequem, aber für ein runderes Filmerlebnis nehme ich den Weg zur Bibliothek gerne in Kauf. Doch nun würde mich eure Meinung interessieren. Habt ihr Videotheken noch erlebt und vermisst diese Art, Filme auszusuchen? Schreibt es gerne in die Kommentare. Trotz allem streamen immer mehr Menschen, was zu Listen wie dieser führt: Die 10 meistgesehenen Filme aller Zeiten auf Netflix im Ranking

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