Ein neuer Film auf Apple TV+ befasst sich mit dem Thema Gaming. Eine der größten Gaming-YouTuberinnen der Welt, hat dort einen Auftritt: Rachell „Valkyrae“ Hofstetter. Chefredakteurin Leya konnte zu dem Anlass ein Interview mit Valkyrae führen, in dem es um positive Effekte des Gamings und Streamens ging.
Ein neuer Film auf Apple TV+ beschäftigt sich mit dem Konzept des Streamens. Eigentlich ist The Family Plan auf Apple TV+ eine Action-Komödie. Mark Wahlberg spielt einen ehemaligen Auftragskiller, der nun ein ruhiges Familienleben führt.
Deshalb ist er in Bezug auf soziale Netzwerke paranoid und nicht begeistert, dass sein Sohn Valorant auf Twitch streamt. Denn in seiner Zeit als Auftragskiller hat er sich natürlich viele Feinde gemacht, die ihn über das Internet leichter aufspüren können.
Nun könnte man meinen, dass der Film deshalb das böse Gaming und das böse Streaming ins Visier nimmt. Dem ist aber nicht so. Ganz im Gegenteil. Die Gaming-YouTuberin Valkyrae hat einen Gastauftritt in dem Film und spielt hier eine E-Sportlerin.
Als ich das Angebot bekam, ein Interview mit Valkyrae zu führen, habe ich sofort zugesagt. Denn ich bin immer sehr neugierig, wie Gaming die Popkultur beeinflusst. Ich sprach mit der Streamerin darüber, wie sie bestimmte Themen übers Gaming im Film sieht und wie sich das mit der Realität deckt.
„Gaming hat mir so viele Türen geöffnet“
MeinMMO: Was war dein erster Gedanke, als du das Angebot bekommen hast, in The Family Plan mitzuspielen?
Valkyrae: Jedes Mal, wenn ich solche Gelegenheiten bekomme, denke ich: Ist das echt? Wie bekomme ich so etwas, vor allem dank Gaming? Ich hätte nie gedacht, dass Gaming mir so viele Türen öffnet, die nichts mit Gaming zu tun haben. Filme gehören definitiv dazu!
Ich war einfach hin und weg. Ich war ein bisschen nervös, weil es außerhalb meiner Komfortzone war. Aber ich musste einfach Ja sagen.
MeinMMO: Warum ist es außerhalb deiner Komfortzone, wenn du ständig vor der Kamera bist?
Valkyrae: Ich weiß! Das höre ich auch ständig. Wenn ich zu Hause streame, bin ich in meinem Zimmer, ich kann einfach vor mich hin plaudern, ich spreche in Bildschirme. Aber persönlich sind da [beim Dreh] so viele Leute, die zuschauen und es ist ein großer Druck, sein Ding gut zu machen.
„Ich habe versteckt, dass ich spiele“
MeinMMO: Das passt so gut zu dem, was im Film passiert. Der Sohn spricht davon, dass er im „echten Leben“ das Gefühl hat, nicht genug zu sein, und dass er in seinem Stream das Gegenteil spürt. Dass er dann das Gefühl hat, unter seinen Leuten zu sein und online so viele Freunde gefunden hat. Was denkst du als Streamerin über diese Aussage?
Valkyrae: Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Das ist genau der Grund, warum ich angefangen habe, die Spiele zu streamen, die ich gerade spielte. Ich fühlte mich damals sehr einsam und arbeitete bei GameStop. Wir verkauften Trading Games, die ich auf Instagram postete, wo ich zum ersten Mal von Streaming hörte. Ich habe damit angefangen, um Freunde zu finden. Und ich habe tatsächlich Freunde dadurch gefunden und ich habe sie alle online und durch das Gaming kennengelernt.
Dank Streaming habe ich eine Community gefunden, die sich mit mir identifiziert. Ich liebe es wirklich.
MeinMMO: Ich fand es cool, dass sie das so in den Film gepackt haben. Ich habe den Eindruck, dass Gaming generell in The Family Plan schon als etwas Positives gezeigt wird. Das war lange Zeit in Filmen überhaupt nicht der Fall. Wie hat sich deiner Meinung nach die Darstellung von Gaming in Medien wie dem Fernsehen im Vergleich zu vor 10 Jahren verändert?
Valkyrae: Ich bin so glücklich und aufgeregt, dass Gaming immer mehr zum Mainstream wird. Ich denke, Gaming ist sehr universell. Es ist einfach Unterhaltung. Ich vergleiche es immer mit Fernsehen, nur dass man mehr interagieren kann.
Früher wurde ich für das Spielen gemobbt. Ich habe immer verheimlicht, dass ich gespielt habe und es war mir so peinlich.
MeinMMO: Könntest du dir eine Karriere im E-Sport vorstellen, so wie im Film?
Valkyrae: Als professionelle Spielerin? Ich habe mein ganzes Leben lang gespielt und ich weiß, dass ich kein Lieblingsspiel oder auch nur eine Art von Lieblingsspiel haben kann. Ich liebe so viele Genres aus verschiedenen Gründen. Sei es ein Story-Singleplayer oder ein Multiplayer wie Battle Royale. Wie soll man sich da entscheiden? Es gibt so viele gute Gründe, die unterschiedlichsten Spiele zu spielen. Ich liebe das Looten, ich liebe den Fortschritt, aber ich liebe es auch, mit Freunden zu spielen, genauso wie ich eine gute Story liebe.
Ich glaube nicht, dass ich professionell spielen könnte, weil ich dann ein Spiel immer und immer wieder spielen müsste, jeden Tag 24 Stunden am Tag. Ich glaube, das wäre nichts für mich.
Außerdem hätte ich dann vielleicht keine Zeit mehr, so etwas zu machen, wie jetzt im Film mitzuspielen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.
MeinMMO: Mir ist aufgefallen, dass in letzter Zeit immer mehr Streamer angesprochen werden, um ihnen kleine Rollen in Filmen zu geben. Glaubst du, dass wir diesen Trend häufiger sehen werden?
Valkyrae: Ja, das ist auf jeden Fall ein Trend. Es ergibt auch total Sinn. Es ist eine gute Werbung.
Ich weiß, dass ich über den Film im Stream reden werde und ich werde es all meinen Freunden und meiner Familie erzählen. Ich weiß auch, dass meine größten Fans den Film sehen werden, um mich zu unterstützen. Das ist einfach ein cleverer Schachzug der Filmproduzenten.
Aber es ist auch eine Win-Win-Situation für Leute wie mich, die so etwas noch nie gemacht haben und es in Zukunft vielleicht dann öfter machen können.
„Früher war ich so viel online, dass ich Schmerzen bekommen habe“
MeinMMO: Ein Thema im Film ist Technologie und dass der Sohn sehr leicht zu finden ist, weil er immer online ist. Ich habe den Eindruck, dass da auch ein bisschen Kritik mitschwingt. Wie siehst du das Thema als Streamerin, ständig online zu sein? und vielleicht sogar ein bisschen den Bezug zur Realität zu verlieren?
Valkyrae: Ich glaube, manche Leute werden wirklich süchtig danach, ständig online zu sein. Es kann so lebensverändernd sein. Ich meine, manche Leute haben ihren Seelenverwandten durch das Internet gefunden.
Andere werden so gut in einem Spiel, dass sie es zu ihrem Beruf machen. Sie sind vielleicht noch sehr jung und haben Eltern, die lieber sehen würden, dass ihre Kinder studieren. Es kann so ein kompliziertes Thema sein, weil es so unterschiedliche Situationen gibt.
Ich selbst glaube, dass ich eine gute Work-Life-Balance habe. Aber früher war ich so viel online, dass ich körperliche Schmerzen bekommen habe. Ich hatte Schmerzen in den Beinen, ein Nerv in meinem Rücken war eingeklemmt. Zum Glück habe ich dann schnell gemerkt, dass ich so nicht weitermachen kann. Also habe ich angefangen, gesünder zu leben und mehr Bewegung in meinen Alltag zu bringen.
Ich glaube, wir alle müssen einfach eine gute Balance finden, wie oft wir wirklich online sind.
Darf im Stream nicht fehlen: Valkyraes Hund Mika
MeinMMO: Zum Schluss bin ich noch die Überbringerin einer Frage! Meine Kollegin AK (GameStar YouTube) ist ein großer Fan von dir und ich soll dich von ihr fragen, warum dein Hund so süß ist?
Valkyrae: Grüß sie lieb von mir! Mika ist ein Shiba Inu und ich wusste nicht, dass seine weiße Farbe so selten ist. Als ich ihn bekam, waren alle überrascht, dass es diese Hunde auch in Weiß gibt. Natürlich ist er der süßeste Hund der Welt! Er hat ein paar Ängste, aber die bekommen wir immer besser in den Griff. Für mich ist er perfekt.
MeinMMO: Vielen Dank für das Beantworten der Fragen.
Gaming wird immer besser verstanden
Das Gespräch mit Valkyrae hat für mich bestätigt, was ich nach der Sichtung von The Family Plan dachte: Insgesamt wird Gaming von den Machern solcher Werke immer positiver dargestellt und besser verstanden.
Gaming ist zwar nicht das Hauptthema des Films. Aber es ist schön zu sehen, dass sich auch andere Medien ernsthaft mit Games und dem Kosmos drumherum beschäftigen. Es gibt auch Sachen im Film, die realitätsfremd sind, gerade was das E-Sport-Turnier angeht. Der Film hat aber auch nicht als Ziel bis ins kleinste Detail realistisch zu sein.
Aber was er gut macht, ist über den Sohn zu transportieren, was Gaming für einen bedeuten kann. Gerade wenn es um Erfolge und Freundschaften geht.
Ansonsten ist The Family Plan eine seichte Actionkomödie, in der es vor allem darum geht, wie die Familie durch das Abenteuer zusammenwächst. Ein Film, den man sich anschaut, wenn man ein bisschen abschalten und schmunzeln will – und eben sehen will, wie Gaming in so einem Familienfilm dargestellt wird. Es ist aber eher ein Nebenschauplatz, der hilft, die Handlung voranzutreiben.
Man sollte hier aber auf keinen Fall den nächsten Scott Pilgrim oder John Wick erwarten. Denkt eher in die Richtung „Mr. & Mrs. Smith“
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