MeinMMO-Autorin Marie Friske ist großer Fan der „John Wick“-Reihe. Nun hat sie sich den neuesten Rache-Film, „The Beekeeper“, mit Jason Statham im Kino angeschaut. Das ist ihr (spoilerfreies) Fazit zu dem besonderen Bienenzüchter.
Als riesiger Fan von den „John Wick“-Filmen holte mich direkt der Trailer zu The Beekeeper ab und ich pilgerte voller Vorfreude ins Kino. Ich war bereit, Jason Statham als nächsten Baba Yaga zu sehen – oder zumindest als einen ebenbürtigen Konkurrenten.
Und tatsächlich gibt es deutliche Parallelen zwischen den beiden Geschichten. Doch am Ende kann Jason Stathams Figur nicht so richtig mit Keanu Reeves Auftragskiller mithalten, so sehr sich der Film auch bemüht.
An welchen Stellen The Beekeeper schwächelt und warum ich mich am Ende trotzdem unterhalten gefühlt habe, könnt ihr hier lesen.
Hier seht ihr einen Trailer zu The Beekeeper:
Autoplay
Darum geht es in The Beekeeper: Die Prämisse des Films ist schnell heruntergebrochen: Jason Statham spielt Mister Clay, der seinen Ruhestand als Imker genießt.
Doch die Idylle ist nur von kurzer Dauer und der ehemalige Spezialagent der geheimen Organisation, die als „Beekeeper“ bekannt ist, wird durch ein Ereignis so erschüttert, dass er sich auf einen brutalen Rachefeldzug begibt – der sogar nationale Ausmaße annimmt.
Jetzt verstehe ich, warum der Film The Beekeeper heißt
Macht euch gefasst auf einige Bienenaufnahmen und noch mehr Metaphern rund um die kleinen Tierchen. Und ich spreche von wirklich, wirklich vielen Bienen-Metaphern.
Sogar bis zu dem Punkt, dass es eine solch wichtige Rolle in der Charakterisierung der Hauptfigur einnimmt, dass ich es als Zuschauerin nicht mehr ganz ernst nehmen kann.
Doch bei The Beekeeper habe ich das Gefühl, dass der solide Aufhänger zu Beginn des Films zunehmend an Bedeutung verliert und gleichzeitig die Motivation des Helden immer flacher erscheint.
Im Laufe des Films ist es mir irgendwann dadurch ziemlich egal, ob Clay nun sein großes Endziel erreicht oder nicht, einfach weil ich nach der Hälfte des Films nicht länger emotional in seinem Rachefeldzug investiert bin.
Dabei liefert die Geschichte an sich eine spannende Grundlage, taucht immer wieder in unterschiedliche interessante Themenfelder, wie Cyber-Abzocke oder die Top-Secret-Organisationen ein, wo ich richtig gespannt auf mehr wartete. Stellenweise habe ich auch das Gefühl, dass man wirklich versucht hat, eine Botschaft oder emotionale Momente zwischen den Figuren reinzubringen.
Leider gehen sie alle ziemlich zwischen den ganzen Bienen-Metaphern unter, an die sich der Film schon fast krampfhaft zu krallen scheint. Gefühlt muss jegliche Situation oder Handlung gleich wieder mit Bienenverhalten erklärt werden – so abstrus die Dialoge dazu manchmal auch klingen.
So erklärt etwa ein Bösewicht seinen Schergen in einem todernsten Briefing von gefährlichen Söldnern mithilfe von Bienenverhalten, was der Beekeeper eigentlich erreichen will. Und selbst in einem emotionalen Gespräch, kann es der Protagonist einfach nicht lassen, seine Bienen ins Spiel zu bringen.
Und alle spannenden Aspekte, die im Film angedeutet werden, wie etwa die geheime Organisation der Beekeeper, werden nur oberflächlich behandelt.
Solide Action, aber es fehlt das gewisse Etwas
Das, was John Wick an Eleganz aufweist, macht Jason Stathams Figur mit Brutalität wett. Der Film ist mit einer FSK 18 versehen. Neben der gezeigten Gewalt fallen mindestens genauso viele Schimpfwörter, wie Schüsse in dem Action-Streifen.
Vor allem unter den Antagonisten bekommen manche Figuren keinen geraden Satz auf die Reihe, ohne ihn mit zahlreichen Schimpfwörtern zu garnieren.
Ähnlich, wie in den Händen von John Wick ein einfacher Bleistift zur Waffe mutiert, wird auch Clay kreativ mit den Alltags-Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen.
Die Actionszenen sind dabei durchaus solide und man merkt einfach, dass Jason Statham ganz genau weiß, was er da tut, wenn er mit stoischer Miene seine Gegner verkloppt.
Doch im Verlauf des Films fehlt mir die Steigerung an Intensität – oder wenigstens Absurdität der Actionsequenzen. Vor allem das große Finale fühlt sich genauso an, wie der erste Kampf und bis auf eine Szene bleibt mir nichts so richtig im Gedächtnis hängen.
Obendrein gibt es auch keinen Antagonisten, der auch nur ansatzweise einen würdigen Gegenspieler für den Protagonisten dargestellt hätte. Auch hier bemüht sich der Film darum, den seelenlosen Figuren wenigstens ein bisschen Backstory zu geben – geschert habe ich mich um sie trotzdem in keinster Weise. Und als ernstzunehmende Bedrohung für den Super-Bienenzüchter habe ich sie schon gleich gar nicht gesehen.
Ihr dürft keinen John Wick 2.0 erwarten, viel Action bekommt ihr trotzdem
Wenn The Beekeeper nun kein „John Wick“-Nachfolger ist, was ist er dann? Am ehesten würde ich sagen, ein 0815 Action-Fim, in dem die Geschichte nebensächlich ist und der meiste Spaß darin besteht, sich an den coolen Shots und Moves von Action-Ikone Jason Statham zu erfreuen.
Denn wenn der Schauspieler eines kann, dann seine Filmgegner ordentlich zu vermöbeln. Und am Ende sitze ich trotzdem entspannt in meinem Kinositz und schaue ihm dabei zu, wie er einen weiteren Bad-Boy erledigt. Ich habe mich unterhalten gefühlt, doch auch nicht mehr.
Jedoch muss ich sagen, dass ich mir The Beekeeper genauso gut daheim, auf meinem Sofa hätte anschauen können. Die Film-Musik ist stellenweise ganz nett, die Bildkompositionen auch in Ordnung. Doch auch hier würde ich den Film als solides Mittelmaß einordnen. Ihr verpasst also nichts Besonderes, wenn ihr auf den Heimkino-Release wartet.
Wenn ihr also viel Wert auf brutale Action sowie einen knallharten Helden legt, dafür aber über eine oberflächliche Geschichte und platte Dialoge hinweggesehen könnt, dann könnte euch The Beekeeper gefallen.
Einen zweiten John Wick, solltet ihr aber nicht erwarten.