World of Warcraft hatte gerade sein bestes Jahr, auch wenn ihr das erst später glaubt

Wie gut geht es World of Warcraft eigentlich gerade? MeinMMO-Dämon Cortyn ist der Ansicht: Besser als 2023 wird’s in den kommenden Jahren vermutlich nicht.

Nach einem weiteren erfolgreichen Besuch im heroischen Amirdrassil gab es im Discord meiner Raid-Gruppe am Donnerstag eine recht lange Diskussion über den aktuellen Zustand von World of Warcraft. Ein etwas miesmuscheliger Krieger war der Ansicht, dass World of Warcraft gerade auf einem Tiefpunkt sei – nichts würde ihm noch Spaß machen. Es sei das „schlechteste Jahr für WoW seit langer Zeit“ gewesen.

Die (erstaunlich sachliche) Diskussion, die daraufhin entbrannte, sorgte dafür, dass wir das ganze Jahr seit dem Release von Dragonflight noch einmal Revue passieren ließen. Letztlich kamen die meisten – mich eingeschlossen – zu der Ansicht:

World of Warcraft hatte 2023 beste Jahr seit dem Release des Spiels 2004, auch wenn viele das wohl erst in einigen Jahren zu schätzen wissen werden.

Mehr Content als je zuvor – und nichts ist Pflicht

Wenn man sich die schiere Menge an Content-Patches anschaut, die World of Warcraft seit dem Release von Dragonflight bekommen hat, ist das ziemlich beeindruckend. Es ist kaum zu begreifen, dass Shadowlands uns so ewig hat warten lassen und wie schnell jetzt im „Dauerfeuer“ frischer Content kommt. Alle 6-8 Wochen ein neuer Patch mit einer Handvoll Quests und kleineren Aktivitäten, in denen man sich verlieren kann.

Ja, nicht jeder Patch bringt wochenlange Unterhaltung für jeden. Aber in jedem Patch steckt zumindest ein bisschen was, auf das man sich freuen kann. Egal ob Reittiere für Sammler, neue Spielzeuge, Haustiere, kleine Story-Quests oder ein neues Welt-Event, bei dem man Transmog erfarmen kann.

Wer hier Freude an mehreren Inhalten hat, der kann nahezu unendlich viel Zeit im Spiel verbringen – und das ganz ohne Druck.

Denn obwohl es viele Optionen gibt, existiert nahezu kein Zwang. Es gibt keinen Zeitdruck, weil viele Belohnungen schlicht kosmetisch und vollkommen optional sind. Wer keine Lust hat, das letzte Spielzeug aus dem Gewölbe von Zskera zu holen, der geht da halt nie wieder rein. Ganz anders noch als Torghast, wo jeder im Grunde gezwungen war, da jede Woche reinzurennen.

Die Gewölbe von Zskera – wer sie nicht mochte, musste auch nicht oft reingehen.

World of Warcraft „zwingt“ die Spielerinnen und Spieler nicht mehr dazu, Zeit in der Welt zu verbringen. Aber es macht mehr Angebote als jemals zuvor.

Manche vermissen diesen Katalog an Pflichtaufgaben – doch die überwiegende Mehrzahl in meinem Umfeld genießt es total, endlich nur noch das tun zu müssen, worauf man wirklich Lust hat.

Ein weiterer Punkt ist die Anzahl an deutlichen Überarbeitungen der Klassen. Paladine und Dämonenjäger wurden krass überarbeitet (und deutlich verbessert), Magier haben vielfältigere Talente bekommen und der Rufer sogar eine komplett neue Spezialisierung. Das sind Dinge, die hätte Blizzard früher im allerbesten Fall zum Start einer neuen Erweiterung gebracht – jetzt gab es all das „nebenbei“ in den kleineren Patches.

Dazu kommen so unendlich viele kleine, aber feine „Quality of Life“-Verbesserungen. Nie zuvor war es so einfach, mit Freunden zusammenzuspielen – ganz egal auf welchem Realm sie sich befinden oder welcher Fraktion sie angehören. Seit einer Weile sind sogar Gilden möglich, die Horde und Allianz vereinen und in allen Arten von Dungeons und Raids ist diese Mischung schon länger vorhanden.

Horde und Allianz, gemeinsam unterwegs.

Das sind so Details, an die man sich unheimlich schnell gewöhnt hat und die einfach „gut“ sind, obwohl sie im krassen Widerspruch zu dem stehen, was World of Warcraft knapp zwei Jahrzehnte lang gemacht hat.

Die Entwickler hören zu – und ich habe den Eindruck, dass sie es wirklich tun. Die Zelt-Spielzeuge waren nett, aber für RP-Fans ungeeignet, da sie in zufälliger Ausrichtung und mit kurzem Zeitlimit erschienen. Einen Patch später halten die Zelte ganze 15 Minuten und erscheinen immer an der gewünschten Stelle und dann habe ich mich an euch dumm und duselig verdient.

Klar, an mancher Stelle hat man mir auch etwas weggenommen. So kann ich heute nicht mehr mit meinem gigantischen Baum in der Hauptstadt spazieren gehen – aber hey, es war eh bescheuert, dass das überhaupt ging.

Ähnliche Verbesserungen gab es an „Mythisch+“. Hier war die Kritik groß, dass man nur noch auf die Affixe achtet und gar nicht mehr auf den Dungeons als solchen. Blizzard hat das beherzigt, die Anzahl der Affixe reduziert, die nervigsten Affixe rausgeworfen und nebenbei die Grenzen erhöht, ab wann Affixe eine Rolle spielen.

Weitere Kleinigkeiten:

Draenei, die nun die Hautfarben von Man’ari wählen können.

Hexenmeister, die nun von allen Völkern gespielt werden können.

Die Rückeroberung von Gilneas

die Vermächtnis-Questreihe der Untoten

die neuen Haarfarben

die coolen Sets für Nachtelfen

der Handelsposten mit zahlreichen kreativen und bisher nie gesehenen Transmog-Belohnungen.

Wenn man es auflistet, ist das so viel “neues Zeug”, das einzelne Spieler-Gruppen sehr glücklich gemacht hat.

Ein Ende, das sich auch so anfühlte

Patch 10.2 und auch der Folge-Patch 10.2.5 haben etwas geschafft, das auch im Subreddit von World of Warcraft mehrfach gelobt wurde. Denn Dragonflight fühlt sich so an, als hätte es einen wirklichen Abschluss bekommen.

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Egal ob das nun die herzergreifenden Quests sind, bei denen wir noch einmal mit den Aspekten, Tyrande und Shandris reden oder die große Party im letzten Patch – wobei, vor allem die Party!

Die Feier zur Einweihung von Amirdrassil war für viele nur eine weitere Quest, durch die sie durchgesprintet sind, ohne nach links und rechts zu schauen. Tatsächlich waren hier aber weit über 100 NPCs versammelt – nämlich so ziemlich alle Quest-NPCs, denen wir in ganz Dragonflight begegnen konnten. Fast jeder Charakter aus allen noch so kleinen Nebenquests tauchte irgendwie auf, konnte angesprochen werden und hatte ein paar Sätze zu unseren Taten zu sagen.

Wer sich hier die Zeit nahm, konnte sicher eine halbe Stunde auf dem Fest (eher länger) verbringen und noch einmal darüber nachdenken, was eigentlich alles in der Story passiert war.

Bei der Feier zur Einweihung von Amirdrassil waren zahllose NPCs zugegen.

Das fühlte sich runder, abgeschlossener und schlicht stimmiger an als in allen vorangegangenen Erweiterungen, wo es niemals eine wirkliche, sichtbare Erholung gab, sondern immer von einem Problem zum nächsten gehetzt wurde.

Dieses Mal fühlt sich das organischer, natürlicher an. Es gibt erste Hinweise zur nächsten Erweiterung, ohne dass sofort der Teufel an die Wand gemalt wird. Es gab ein „Happy End“ für die Drachen und die Nachtelfen.

Mehr als nur Dragonflight

Wenn ich vom „besten Jahr“ rede, dann meine ich damit aber nicht nur World of Warcraft Dragonflight. Denn auch die anderen WoW-Versionen hatten ein ziemlich starkes Jahr. Ich will das nur kurz zusammenfassen, weil ich persönlich mit diesen WoW-Varianten nicht so viel am Hut habe, aber mir bewusst ist, dass es dennoch viele Fans gab, die damit sehr glücklich waren.

World of Warcraft Classic hatte die Erweiterung „Wrath of the Lich King“ – noch heute gilt sie bei vielen als die „beste Erweiterung“ und entsprechend nostalgisch war es für viele, mal wieder nach Nordend zu ziehen und dem Lichkönig auf die eiserne Mütze zu geben. Viele konnten dieses Addon auch zum ersten Mal „richtig“ erleben, da sie damals schlicht zu jung waren.

Classic-Fans konnten den Lichkönig verprügeln. Viele zum ersten Mal.

Die „Saison der Entdeckungen“ dürfte auf der anderen Seite das Kreativste und Frischeste sein, was World of Warcraft mit Classic hätte machen können – kein Wunder, dass die Server überfüllt waren. Das alte Spiel im neuen Gewand und mit einigen interessanten „Was wäre wenn?“-Ideen. Es gibt frische Raids, neue Fähigkeiten für alte Klassen und sogar ganz neue Rollen, die Helden ausfüllen können. Als kleinen Bonus gibt es sogar ein paar Story-Ansätze, die erst viele Jahre später in „Retail“ relevant werden.

Ach ja. Und WoW Classic Hardcore gab es dann ja auch noch, was uns mit grandiosen Szenen von zahlreichen Heldentoden beglückt hat, die manchmal sogar ein eigenes Cinematic erhielten.

World of Warcraft hatte im Gesamten ein gutes Jahr – nicht nur Dragonflight.

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Es ist nicht perfekt, aber trotzdem das beste Jahr

Natürlich heißt das „beste Jahr“ für mich nicht, dass alles perfekt lief. Ich bin zum Beispiel sehr unzufrieden mit dem aktuellen Zustand des Schattenpriesters und mir recht sicher, dass auch ein paar andere Spezialisierungen ein weiteres Update vertragen könnten – gerade Mönche schreien seit Monaten nach einem Update und das zurecht.

Doch das sind alles Kleinigkeiten. Denn obwohl mir mein Schattenpriester spielerisch kaum gefällt, spiele ich auch weiterhin und habe ständig etwas zu tun. Obwohl World of Warcraft die meisten Pflicht-Aufgaben reduziert oder komplett gestrichen hat, finde ich immer wieder neue Aktivitäten, die mir Spaß machen.

Am Ende bleibt es für mich eindeutig: Wenn man sich das letzte Jahr anschaut und einfach mal auflistet, wie viel neuen Content es gab, wie viele gute und sinnvolle Änderungen, wie viele Anpassungen von Klassen und Spezialisierungen zusammenkamen, wie viel Feedback umgesetzt und Wünsche erfüllt wurden: So gut ging es uns WoW-Spielern als Gesamtheit noch nie.

Und auf all das legt man dann noch „Wrath of the Lich King Classic“ und die „Saison der Entdeckungen“ drauf.

Auch wenn aktuell viele meckern – denn das tun WoW-Spieler immer – ich bin mir recht sicher, dass wir in 5 oder 10 Jahren auf das vergangene WoW-Jahr zurückschauen und sagen werden: „Das war schon ziemlich geil damals. Jetzt vermisse ich es.“

Ganz ähnlich, wie auch Mists of Pandaria erst später zu schätzen gelernt wurde.

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