Bericht zeigt: Beim „Division mit Zombies“ auf Steam gab‘s viel Willen, wenig Können

Das Survival-Spiel „The Day Before” war mal das meist erwartete Spiel auf Steam und wurde als ein „The Division mit Zombies“ gesehen. Das Resultat war ein Spiel, das desto mehr enttäuschte, je näher es auf den Release zuging. Am Ende kam The Day Before nach Verschiebungen zwar auf Steam, enttäuschte da aber so stark, dass es nach wenigen Tagen schloss und das Studio mit in den Abgrund riss.

Was ist das für ein Insider-Bericht? Das Magazin GameStar und das Team von GameTwo haben sich zusammengetan, mit etwa 20 beteiligten Personen beim Entwickler und beim Publisher gesprochen, und dann ihre Erkenntnisse geteilt:

Den ganzen GameStar-Plus-Report in allen Einzelheiten lest ihr hier.

Für die tollen Trailer unterbrach das Team extra seine Arbeit

Warum sah das Spiel so extrem gut aus? Was man sich bei „The Day Before” fragt, wenn man es beobachtet hat: Warum sah das Spiel in den ersten Trailer so verdammt gut aus?

Denn nur so konnte ja 2021 der Hype entstehen, der The Day Before zu der Fallhöhe verhalf, von der es am Ende herunterkrachte.

Die GameStar sagt: Im Team lag ein besonderer Fokus auf den Trailern. Man zitiert einen Entwickler:

“Um die Trailer herzustellen, wurde die Arbeit aller Abteilungen unterbrochen. Es war üblich, ein Feature für einen Trailer zu erstellen und es dann mehrere Monate zu vergessen.”

Alles, was ihr zum neuen MMO The Day Before wissen müsst – In 2 Minuten

The Day Before war viel kleiner, wurde für Trailer zum MMO aufgemotzt

Wo kam die Idee her, dass es ein MMO sein müsste? Eigentlich war The Day Before als sehr viel schlichteres Projekt geplant, das bei der Grafik eher an Fortnite erinnerte, mit schlichten Städten und einer reduzierten Idee.

Man orientierte sich ursprünglich am eigenen Spiel “The Wild Eight” und wollte dieses eher simple fortentwickeln.

Nach etwa einem Jahr kippte man aber diese bescheidende Idee und wollte jetzt “die Revolution des Survival-Genres” bringen.

Für Trailer motzte man das Spiel mit Wolkenkratzern und super-detaillierten „The Division“-Levels auf. Plötzlich wollte das Studio aus der kältesten Provinz in Russland es mit den großen Fischen aufnehmen:

Aus einer kleinen Schneelandschaft für eine Handvoll Spieler wurde es ein riesiges MMO in einer Metropole.

Mitarbeiter dachten, sie schaffen da wirklich ein Meisterwerk

War The Day Before den ein Scam? Nein, also nicht wirklich. Wenn es nach dem Bericht von GameStar geht, wollte man diese extrem ambitionierte Vision wirklich umsetzen, hatte sich aber total verkalkuliert und übernommen.

Das, was man den künftigen Spielern in den Trailern versprochen hatte, war mit dem Team keinesfalls zu erreichen. Es fehlte an allen Enden an Wissen und Kompetenz:

Für viele Mitarbeiter sei der Job an The Day Before der erste Job überhaupt gewesen

Auch die Bosse hatten offenbar keine Ahnung, was sie da machen, führten mit eiserner Hand, verhängten Geldstrafen und schufen furchtbare Arbeitsbedingungen, wie die Leute berichten

Viele junge Leute stürzen sich auf das Projekt, weil es in Russland kaum Möglichkeiten gibt, in der Gaming-Industrie zu arbeiten – daher hatte man extreme viele top-motivierte Entwickler, aber kaum Erfahrung oder Kompetenz im Team

Viele Mitarbeiter waren so jung und unerfahren, dass sie gar nicht begriffen, wie aussichtslos ihre Situation war, ein so extrem ambitioniertes Projekt zu stemmen.

GameStar zitiert eine Entwicklerin:

„Ich glaubte, an einem Projekt zu arbeiten, das ein großer Erfolg sein würde.“

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Je näher das Release rückt, desto schlimmer werden die Arbeitsbedingungen

Wie ging es dann aus? Während der Entwicklung verschlechtere sich die Stimmung gegenüber des Projekts in der Öffentlichkeit zusehends. Release-Termine platzten, es gab plötzlich ärger um den Namen.

Die Bosse wurden in ihren Entscheidungen immer unsteter: Da spielte man das neue Spider-Man und befahl den eigenen Level-Designern daraufhin, die fast fertige Stadt noch mal überarbeiten, damit sie mehr wie Peter Parkers Heimatstadt wirkt.

Das Team arbeitete sich, laut GameStar, mit unzähligen Arbeitsstunden kaputt, doch als der Tag der Wahrheit kam und das Spiel releaste, floppte es total.

Es war letztlich, mit dem sich nähernden Release-Datum, alles so in Eile entstanden, dass man, um den Release zu halten, das Spiel noch abspecken musste und die Qualitätssicherung auf ein Minimum heruntergefahren hatte. Von MMO war keine Rede mehr.

Nur 4 Tage nach Release kam das Ende

Letztlich entwickelte das Team sogar noch an einem Patch, bevor die Bosse spontan das Ende von Fntastic und The Day Before bekannt geben – nur 4 Tage nach Release.

Der Publisher lässt abstimmen, ob man das Game selbst weiterführen möchte, aber fast alle Mitarbeiter sind dagegen.

Gefährliche Mischung aus Erwartung und Realität

Der Eindruck bleibt hängen: Die Vorwürfe „The Day Before“ sei ein Scam ist halb richtig. Alles, was Kritiker gesagt haben, stimmt:

Die Mitarber übernehmen sich total

Die schaffen das nie

Wie soll so ein Studio so ein Spiel schaffen?

Das war alles absolut berechtigt.

Aber es stand offenbar kein böser Wille dahinter, sondern einfach eine Mischung „Hurra, wir schaffen das schon“, maßloser Selbstüberschätzung, der Wille, sich selbst auszubeuten.

Das zeichnete sich in Nachrichten ab, in denen die Entwickler sich selbst mit Actionhelden verglichen, an die keiner glaubt, die es aber allen beweisen würden.

Nach dem Insider-Bericht kann man festhalten:

Letztlich hatte The Day Before eine gefährliche Mischung. Man war ambitioniert und kompetent genug, um tolle Trailer zu veröffentlichen, die viele Leute heiß auf das Spiel machten. Aber die Firma war nicht diszipliniert, erfahren und kompetent genug, um die Versprechen zu halten, die Trailer den Spielern gegeben hatten.

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