Wart ihr in letzter Zeit auf YouTube oder TikTok unterwegs und habt euch gefragt, wer der sympathische Herr mit der tiefen Stimme ist, der euch immer und immer wieder in euren Feed gespült wird? Dann seid ihr damit nicht alleine, denn der Twitch-Streamer Jason „Pirate Software“ Hall ist gerade einfach überall. MeinMMO erklärt euch, wieso.
Was ist das für ein Streamer? Jason Thor Hall ist ein Software-Entwickler, der auf eine illustre Karriere zurückblicken kann. So arbeitete er für Blizzard sowie Amazon und war als Spezialist für Cyber-Security tätig. Mittlerweile ist er ein Indie-Entwickler mit seinem eigenen Studio, Pirate Software, und streamt unter diesem Namen auf Twitch.
Auf der Streaming-Plattform unterhält Hall seine Zuschauer hauptsächlich mit Anekdoten aus seiner Berufslaufbahn, Einblicken in seine Arbeit als Entwickler und dem ein oder anderen Game. Doch obwohl Pirate Software seit August 2017 regelmäßig auf Sendung geht, explodiert sein Kanal erst in den letzten Monaten. Das Geheimnis zu seinem plötzlichen Erfolg soll eine einzige Checkbox sein.
Clips, kurze Ausschnitte aus Streams, können außerhalb von Twitch schnell eine Art Eigenleben entwickeln, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden. Pirate Software weiß die kurzen Mitschnitte jedoch geschickt für sich zu nutzen.
Streamer knackt Algorithmus mit YouTube Shorts
Was ist das Erfolgsgeheimnis? Pirate Software selbst führt das sprunghafte Wachstum seines Kanals auf YouTube Shorts zurück. Das sind die kurzen Videos, mit denen YouTube 2020 eine Art eigenes TikTok eingeführt hat. Hall postet dort zwar schon länger Ausschnitte seiner Streams, doch es war offenbar ein unscheinbarer Trick, der ihm zum Durchbruch verhalf.
Wenn man ein Video über YouTube Shorts postet, hat man die Option, all seine Abonnenten über den Upload zu benachrichtigen. Was wie eine gute Option erscheint, schadet laut Hall jedoch eher. Denn viele Abonnenten seien irgendwann Karteileichen und würden nicht mehr mit den Videos interagieren.
Hall vermutet, dass YouTube in diesem Fall ein mangelndes Interesse registriert und die Videos weniger ausspielt. Sein „Geheimnis“ ist es daher, kein Häkchen in dieser Box zu setzen. Somit sollen seine Shorts aktiven Nutzern vorgeschlagen werden. Wenn diese dann mit den Inhalten interagieren, werden die Videos immer mehr Zuschauern vorgeschlagen.
Hier seht ihr, wie der Streamer seinen Trick erklärt:
Pirate Software macht einfach gute Videos
Was macht ihn aus? Natürlich reicht es nicht nur, dass die Videos omnipräsent sind – die Inhalte müssen auch die Aufmerksamkeit der Zuschauer erregen. Damit hat Pirate Software jedoch glücklicherweise kein Problem:
Hall gewährt spannende Einblicke hinter die Kulissen der Spieleindustrie,
teilt seine eigenen Erfahrungen und geht dabei auch kritisch mit seinen ehemaligen Arbeitgebern ins Gericht
und hat einfach verdammt coole Storys zu erzählen: So soll sein Vater der legendäre MMORPG-Nerd aus South Park gewesen sein.
Darüber hinaus teilt der Streamer auch den Entwicklungsprozess seines kommenden Spiels Heartbound mit seinen Zuschauern und produziert informative Inhalte zu Themen wie Software-Entwicklung und Datensicherheit. So wurden sogar schon bekannte Content Creator wie Destiny und Asmongold auf den ehemaligen Blizzard-Mitarbeiter aufmerksam:
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt dürfte auch der hohe Wiedererkennungswert der Videos von Pirate Software sein. So haben die Shorts einen einheitlichen visuellen Stil und Hall illustriert seine Ausführungen darin stets in Paint.
Das Konzept von Pirate Software scheint jedenfalls aufzugehen: In den Kommentaren unter seinen Shorts und TikToks sowie in Diskussionen auf Reddit liest man immer wieder: Wer ist dieser Typ und warum habe ich ihn plötzlich ständig in meinem Feed? Aber wie sieht das Ganze eigentlich in Zahlen aus?
Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht
So erfolgreich ist Pirate Software: Auf YouTube hat der Kanal Pirate Software aktuell 1,3 Millionen Abonnenten und mehr als 540 Millionen Views. Die meisten dieser Subscriber gewann der Content Creator seit November 2023, als er anfing, seine Shorts-Strategie zu nutzen. Pirate Software begann den Monat mit circa 19.000 Abonnenten – am 11. November stand er bereits bei 343.000 Subscribern. Anfang Dezember erreichte der Kanal 814.000 Abonnenten (via SocialBlade, Stand: 14. Februar 2024).
Binnen eines Monats gewann Pirate Software auf YouTube also fast 800.000 neue Abonnenten dazu, was einem Wachstum von knapp 4.200 % entspricht. Seitdem gewinnt er stetig neue Zuschauer dazu. Seine Shorts haben zum Teil mehrere Millionen Aufrufe. Von diesem viralen Erfolg konnte Hall auch auf Twitch profitieren:
Im Oktober 2023 streamte Hall noch vor durchschnittlich 379 Zuschauern, bereits im November waren es 2.808 und mittlerweile erreicht Pirate Software im Schnitt mehr als 8.500 Zuschauer gleichzeitig (via TwitchTracker, Stand: 14. Februar 2023).
In den vergangenen 3 Monaten legte Pirate Software so 1.036 % an Zuschauern zu (via SullyGnome). Mit den Zuschauern kletterte auch die Anzahl der Subs und so brach Pirate Software im Dezember 2023 gleich mehrmals den Hypetrain-Weltrekord.
Hall beweist zudem, dass sein Erfolg nicht die Kurzlebigkeit innehat, die virale Bekanntheit sonst auszeichnet. Vielmehr konnte er den Push seitens YouTube in stetiges Wachstum umwandeln.
Insbesondere TikTok hat sich als eine Art Sprungbrett erwiesen, mit dem Content Creator ihre Twitch-Kanäle enorm pushen können:
Der Erfolg von PirateSoftware zeigt auch, was viele Streamer an Twitch seit längerem kritisieren: Auf der Streaming-Plattform „natürlich“ zu wachsen, ist verdammt schwierig. Es scheint, als müsse man erst eine Community auf einer anderen Plattform aufbauen, um auf Twitch erfolgreich sein zu können.
Das dürfte damit zu tun haben, wie die verschiedenen Plattformen arbeiten und ihren Nutzern neue Inhalte präsentieren. Hat man jedoch erstmal eine große Reichweite auf Twitch, lohnt sich die Plattform gleich doppelt. Das dürfte einer der Gründe sein, aus denen große YouTuber gerade zu Twitch gehen.