Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass euch Baldur’s Gate 3 so viele Freiheiten bietet wie kaum ein anderes Spiel. Das heißt aber auch, dass moralische Grenzen nicht mehr wirklich existieren und Tabus gebrochen werden können.
Spoiler-Warnung: Der Artikel enthält Informationen zu kritischen Momenten in der Geschichte von Baldur’s Gate 3.
Was ist das für ein Verbrechen?
In Filmen und Gaming gibt es ein großes Tabu, das so gut wie nie gebrochen wird: Kinder, die sterben können.
Es existiert fast kein Spiel mit Kinder-NPCs, wo diese getötet oder sogar nur angegriffen werden können. Der „Rick&Morty“-Shooter High on Life hat so etwas als Easter Egg drin, aber selbst dort mit dem Kommentar der Waffe, dass wegen solcher dummen Aktionen die Altersbegrenzung des Spiels nach oben geschraubt wird.
Baldur’s Gate 3 geht mit diesem Tabu deutlich offener um. Hier könnt ihr Kinder nicht nur töten, es lässt sich sogar kaum vermeiden.
Wo taucht es in Baldur’s Gate 3 auf? Es gibt mindestens zwei prominente Stellen, an denen ihr auf Kinder stoßt, die ihr direkt oder indirekt tötet:
die Goblinkinder im Lager, die vor Halsin stehen und ihn mit Steinen bewerfen
die Tieflings-Kinder und ihre Diebesgilde im Flüchtlingslager
Die Goblinkinder müsst ihr zwar nicht unbedingt töten, sie greifen aber in den Kampf ein, wenn ihr Halsin befreien wollt. Entscheidet ihr euch dazu, sie entkommen zu lassen, holen sie Verstärkung und machen den Kampf ungleich schwerer.
Die Tieflings-Kinder sterben unweigerlich dann, wenn ihr einem bösen Pfad folgt und Minthara rekrutieren wollt. Beim Angriff der Goblins aufs Lager werden alle Tieflinge getötet, inklusive der Kinder in ihrer Höhle.
Hier führt ihr zwar nicht selbst das Schwert, fällt aber trotzdem die Entscheidung und das Todesurteil über die Flüchtlinge. Aktiv „tötbar“ sind die Tieflinge und andere Kinder als die Goblins, soweit wir wissen, allerdings nicht – obwohl sich einige Spieler das sogar wünschen (via Larian-Foren).
Die schiere Menge an Möglichkeiten ist einer der Gründe für den Erfolg von Baldur’s Gate 3 – Auch wenn Entscheidungen grausam sein können:
Autoplay
Kinder töten ist in Baldur’s Gate 3 irgendwie … in Ordnung?
Baldur’s Gate 3 bricht hier nicht nur ein Tabu, es gibt auch noch keine spielerischen Strafen dafür – abseits der offensichtlichen: Ihr verliert etwa alle „guten“ Begleiter, wenn ihr die Tieflinge abschlachtet.
Als guter Paladin brecht ihr aber nicht euren Eid, wenn ihr euch dazu entscheidet, die Goblinkinder zu töten. Die Kollegen von Millenium haben dazu eine Erklärung: das Gesinnungs-System von Dungeons & Dragons.
Dieses System teilt Charaktere in 5 Kategorien ein: Rechtschaffen und Chaotisch, Gut und Böse sowie Neutral. Goblins sind von Natur aus „neutral böse“ Kreaturen. Als Paladin sei es demnach vertretbar, sie zu töten – selbst Kinder.
Beim „bösen“ Pfad, in dem die Tieflinge sterben, sieht es etwas anders aus. Hier müsst ihr vor allem mit eurem Gewissen leben, denn eines der Kinder hat einen Fan-Brief an euch in der Hand, als es stirbt. Harter Tobak.
Das Spiel geht selbst allerdings nie wieder darauf ein, was ihr getan habt. Weder einer eurer Begleiter, noch irgendein NPC spricht euch jemals auf die toten Kinder an.
Die Möglichkeit, dass Kinder in Baldur’s Gate 3 sterben können, ist grausam. Trotzdem passt es in die Welt, die euch wirklich fast alles erlaubt und … eben einfach nicht nett ist. Schließlich wollen Hirnfressende Tentakelmonster gerade alles erobern. Und Spieler von Baldur’s Gate 3 sind Grausamkeiten auch irgendwie gewohnt: Spieler finden Speedruns in Baldur’s Gate 3 düster, weil eure Begleiter häufig schlimme Qualen erleiden