WoW: Dragonflight hatte nach einem guten Start mit einigen Problemen zu kämpfen. Trotzdem ist die Erweiterung besonders nach Shadowlands und spätestens mit Patch 10.1.5 ein Fan-Liebling. MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus stimmt zu und meint: so gut war WoW seit mindestens Legion nicht mehr. Trotzdem investiert er gerade so gut wie keine Zeit ins Spiel.
Seit mittlerweile knapp 17 Jahren spiele ich WoW, seit ein paar Wochen vor dem Release von Burning Crusade. Und schon immer war ich Raider, lange Zeit sogar im Progress, eine Weile sogar unter den Top 500 der Welt.
Jetzt zocke ich seit Monaten nur noch WoW, wenn meine Gilde eine Aushilfe braucht. Ich kann mich nicht mehr dazu aufraffen, das MMORPG zu starten. Und das, obwohl World of Warcraft gerade an einem absoluten Hochpunkt ist.
Selten bin ich mit Cortyn bei WoW so einer Meinung, aber unser Dämon schreibt: „World of Warcraft hat sich seit Jahren nicht so gut angefühlt.“. Es stimmt, seit Legion fällt mir keine Zeit an, zu der WoW besser gewesen wäre.
Damals beim Test war ich von Dragonflight überzeugt und kurz nach Release hat mich das Spiel völlig gepackt. Seltsam also, dass ich nun eigentlich gar keine Lust mehr verspüre, zu spielen. Oder?
Der Trailer zu Dragonflight sorgte damals für Gänsehaut, auch bei mir:
Alles ist besser geworden, es gibt immer was zu tun
Dragonflight hat so gut wie alles an WoW verbessert. Berufe sind (wieder) sinnvoll, oder zumindest sinnvoller als zuvor. Die Story, die mit Shadowlands völlig gegen die Wand gefahren wurde, ist wieder etwas bodenständiger und zugleich mitreißender.
Vor allem die Rückkehr der Talente hat vieles ausgemacht. Jederzeit und überall einfach neu skillen können, mehr als nur eine Auswahl aus drei Talenten alle paar Level zu haben und sich mehr mit seiner Klasse auseinandersetzen zu müssen, bringt das RPG zurück ins MMORPG.
Der gesamte Spielfluss ist jetzt in Dragonflight einfach besser. Wenn ich daran denke, wie Raids in Shadowlands waren und wie oft man dazu gezwungen war, dem Boss bei seinen Monologen zuzusehen oder abzuwarten, bis eine Mechanik gespielt werden kann … grauenhaft.
PvE macht in Dragonflight mehr Spaß. Beide Raids bisher hatten die interessanteren Bosse und das hübschere Design, selbst die mythischen Schlüsselsteindungeons machen mehr Spaß als zuvor. Vor allem mit der Idee, jede Saison den Pool mit alten Dungeons rotieren zu lassen.
Rufer sind genau das, was das Spiel gebraucht hat
Die größte Stärke an Dragonflight ist meiner Meinung nach aber der Rufer. Seit Legion gab es keine neue Klasse und Rufer haben mich nach 12 Jahren zum ersten Mal wieder einen Caster spielen lassen.
Die Idee, eine „Mid-Range“-Klasse zu haben, fand ich so abgefahren, dass ich mich direkt verliebt habe. Jetzt, mit der neuen Verstärkungs-Spezialisierung der Rufer, die eigentlich nur Buffs verteilt, fühle ich mich richtig wohl.
Kaum eine Klasse hat sich für mich jemals so richtig angefühlt. Warum fällt es mir also so schwer, auf den „Spielen“-Button zu drücken?
Rufer sind genau meine Klasse, die habe ich in der Beta allein damals stundenlang getestet:
Raids fühlen sich an wie Arbeit
Das für mich größte Problem ist das Knabbern an den Bossen. Das liegt weniger am Progress an sich, das bin ich ja gewohnt. Eher macht es Schwierigkeiten, dass es sich oft so anfühlt, als renne man mit dem Kopf gegen eine Wand.
Raids wurden seit es World of Warcraft gibt, immer schwerer. Mitunter deswegen, weil Addons das Spiel selbst immer leichter gemacht haben. Damit nicht alles trivial ist, mussten also härtere Bosse her.
Was ich in den letzten Jahren deswegen beobachtet habe ist, dass sich gute Spieler immer stärker an der Spitze der Welt sammeln. Wer dort keinen Platz hat, hört auf – denn unter seinem Niveau will er auch nicht mehr raiden.
Das heißt, dass die Schere zwischen den besten Gilden und „allen anderen“ immer weiter auseinander geht. Überspitzt gesagt: Es gibt nur noch Profis oder Nolifer und den Casual-Rest. Und ich befinde mich genau dazwischen, weil ich weder Zeit noch Muße habe, mich an die Spitze zu kämpfen. WoW soll nicht meine zweite Arbeit werden, das hatte ich zu Shadowlands schon mal.
Andere Spiele sind belohnender
Mounts, Transmog und Battle Pets haben mich nie interessiert. Ich suche etwas, das mir gefällt, farme das gezielt und trage es dann. Aber einfach sammeln will ich nicht. Mir fehlt da das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
In der Zeit, in der ich WoW spiele, könnte ich etwas anderes machen. Etwas, das mehr Dopamin ausschüttet, etwa Diablo oder sogar einfach ein aufregendes Aufbau-Spiel mit gefährlicher Komponente.
Kurz: andere Spiele belohnen mich in der Zeit, die ich zum Raiden aufwende, besser. Leveln und einen Charakter ausrüsten macht immer noch Spaß in WoW, es fühlt sich nach Fortschritt an. Sobald die Verbesserungen aber nur noch um 0,X-%-Bereich sind, wird’s zäh.
Den neuen Raid werde ich wieder spielen, aber mal sehen, wie lang. Der Endboss von Dragonflight sieht auf jeden Fall cool aus:
Das einzige, was ich noch ausprobieren könnte, wäre PvP. Aber im Moment will ich meine Gilde nicht hängen lassen und helfe lieber dort aus, solange ich mich noch dazu aufraffen kann.
Es ist schwer, zu sagen, ob meine Lustlosigkeit wirklich an den genannten Gründen liegt. Die beste Erklärung ist vermutlich: nach 17 Jahren ohne Pause brauche ich vielleicht etwas Abstand. Denn WoW ist immer noch eines meiner Lieblingsspiele und ich hoffe, bald mehr Motivation zu finden. Vielleicht ja mit der nächsten Erweiterung:
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