In League of Legends galt das europäische Team G2 vor wenigen Jahren noch als Bande von meisterhaften Trollen, die nichts ernst nehmen, und gerne mal aus purem Übermut leichte Spiele in LoL versemmeln. Aber 2023 sollte alles anders werden: 1 Jahr lang war man im „Tryhard“-Modus schreibt der Manager. G2 wollte unbedingt Weltmeister werden. Letztlich war es umsonst.
Warum hat G2 so einen Ruf als Trolle?
Die erfolgreichste Ausgabe von G2 bestand aus 5 Spielern, die von 2019 bis 2020 zwei Jahre zusammenspielten: der Chef Perkz, der WoW-Junkie Wunder, der hypertalentierte Caps, dazu der Supporter Mikyx und mit Jankos ein zynischer Jungler.
Die 5er-Kombo galt als das Beste, was Europa je hervorgebracht hat, aber auch als ein Team von Großmäulern, die nichts so richtig ernst nahmen. Angeführt wurden sie von Manager Ocelote, selbst ein Heißsporn, der immer wieder Sprüche heraushaute. Am Ende wurde ihm eine Freundschaft zu Andrew Tage zum Verhängnis.
G2 war als „Lebende Meme-Maschine“ bekannt, die für einen guten Spruch schon mal ein Match schmissen. Wunder, so das Image, war eigentlich immer mies gelaunt und wollte nur WoW spielen – Caps hatte Sahne-Tage oder vermasselte es total,, dann hieß es, sein Zwillingsbruder spiele grade: Craps. Perkz flamte auf Twitter alles und jeden: Ihre Voice-Calls, die nach dem Match geteilt wurden, waren legendär.
Diese Formation schaffte es 2019 bis ins Finale der Worlds, musste sich aber einem chinesischen Wunderteam geschlagen geben.
Autoplay
G2 scheidet peinlich gegen vermeintlich schwachen Gegner aus
Das ist dieses Jahr passiert: Bei den Worlds 2023 galt G2 eigentlich als die beste Mannschaft im Westen, konnte tatsächlich auch ein Team aus Südkorea besiegen und sah nach den ersten 3 Matches relativ gut aus.
Doch dann verlor man ausgerechnet das Spiel 4 ganz klar gegen ein Team aus den USA, eine Blamage.
Vor dem Match hatten alle Experten das Spiel als sicher für G2 gesehen, aber dann ging alles schief.
In einem Interview sagte ADC Hans Sama man sei einfach explodiert, habe nicht präzise genug gespielt und der Gegner sei voller Selbstvertrauen gewesen (via youtube).
Spiel 5 ging jedenfalls ebenfalls verloren und so flog G2 mit 2:3 schon nach der Vorrunde raus: das schlechteste Ergebnis für G2 und für die ganze Region Europa seit Jahren.
Manager sagt: G2 war 50 Wochen lang im Tryhard-Modus
Was ist dieses Jahr anders? Jetzt könnte man sagen: typisch G2. Wieder einen leichten Gegner unterschätzt, an der eigenen Arroganz gescheitert und rausgeflogen. Aber das Gegenteil soll der Fall sein.
Wie der General Manager Romain Bigeard erzählt, war G2 seit 50 Wochen im „Tryhard-Modus“, habe alles getan, um die Worlds zu gewinnen.
Man habe 900 Übungsmatches gespielt, Videos studiert, tägliche 1vs1-Situationen trainiert, ständig versucht, Spieler aus der Comfort-Zone zu holen, jedes Details diskutiert.
50 Wochen lang hätten Spiel und Team nur LoL gelebt, hätten geschworen, alles zu geben, die Worlds zu gewinnen.
Jetzt wisse man gar nicht, warum man genau ausgeschieden sei und was da passiert ist.
Zu verlieren, ist Teil des Prozesses. Nach dem Spring-Split und nach dem MSI-Turnier kamen wir stärker und disziplinierter zurück. Wir haben die LEC gewonnen. Aber als wir in der Lage waren, zu zeigen, was wir können, als es am meisten gezählt hat … haben wir versagt. Hart. So lächerlich. Nach fast 50 Wochen Grind ist es vorbei, wir sind raus.
Für 2024 will G2 an seiner Methoden aber arbeiten, sie verfeinern und es erneut versuchen.
Wie wird das diskutiert? Es ist schon ein bisschen ernüchternd. Niemand auf reddit will G2 was Böses, die werden allgemein geschätzt. Nur ein paar Amerikaner spotten – aber das ist zu erwarten.
Trotzdem merkt man an, dass G2 wohl einfach einen richtig schlechten Tag gegen NRG hatte und so einen miesen Tag, müsse man sich auch leisten können, wenn man ein Top-Team ist. Die wahren Spitzenteams zeichneten sich dadurch aus, auch an Tagen, wo es mies läuft, stabil zu bleiben und ihre Matches zu gewinnen.
G2 habe das Problem, an guten Tagen ein sehr hohes Niveau erreichen zu können, aber an schlechten Tagen falle man spielerisch so tief, dass man dann eben ausscheidet: Es heißt. G2 habe eine hohe Decke, aber einen zu tiefen Keller.
Ein Top-Team zeichne sich dadurch aus, dass man auch im schlechtesten Fall noch gut genug ist, um schwächere Teams zu besiegen.
Das ist wohl die kalte Logik von solchen Turnieren: Du kannst 50 Wochen alles geben, wenn du im entscheidenden Moment verlierst, scheidest du aus. Die 900 Übungsmatches zählen nichts.
Caps und Mikyx sind die beiden Spieler von G2, die noch bei ihrem Lauf ins Finale 2019 dabei waren. Aber auch die Leute, die nicht mehr bei G2 sind, haben aktuell wenig zu lachen:
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