Ich bin besessen von einem neuen Spiel auf Steam: Hab in 4 Tagen schon 40 Stunden versenkt

Das neue Strategiespiel „Millennia“ ist seit dem 26. März auf Steam. Der Strategie-Experte von MeinMMO, Schuhmann, sagt: „Ich komm’ davon nicht weg“, dabei ist das Spiel alles, nur nicht rund.

Was ist Millennia für ein Spiel? Millennia kann man auf zwei Arten sehen:

Entweder ist es ein Civilization, aber ohne feste Völker, sondern die eigene Nation baut man sich im Verlauf des Spiels selbst

Oder es ist eine Städte-Bausimulation, die man aus Not auf „Civilization“-Level hochskaliert hat

Beide Ansichten wurden in einem Talk der GameStar von den Content-Creators Writing Bull und Steinwallen vertreten. Beide sind gleichzeitig wahr.

Announcement Teaser Trailer zu Millennia


Autoplay

Jedes Mal, wenn ich verliere, verstehe ich, was ich falsch gemacht habe

Was fasziniert mich so an dem Spiel? Das Tolle an Millennia ist es, dass es so nachvollziehbar und logisch ist, wie eine Partie „Mühle“.

Jedes Mal, wenn man auf Probleme stößt, kann man die Schwierigkeiten auf Fehler zurückführen, die man 10 oder 20 Züge vorher gemacht hat.

Die Mechaniken im Spiel sind zwar komplex, aber ganz klar. Alles hat Ursache und Wirkung. Dabei gilt es, gleichzeitig verschiedene Prioritäten zu beachten:

Wichtig ist, dass die Städte schnell wachsen, dafür muss man die vorgegeben Ressourcen nutzen. Wald bringt Produktion, aber wenig Nahrung. Ressourcen wie Oliven werden erst durch zusätzliche Gebäude wie eine Presse wertvoll

Allerdings braucht man auch eine große Armee, damit einen auf der engen Standard-Karte (8 Partien teilen sich eine Mittelgroße Welt) nicht sofort Feinde überfallen oder Barbaren nerven

Aber man muss auch die Technik ausbauen und idealerweise Technikanführer sein, um zu bestimmten, in welches Zeitalter man die Menschen führt. Sonst hat man plötzlich die Pest am Hals und verschwendet Zeit und Ressourcen damit, Seuchenherde zu säubern

Läuft es aber gut, beginnt für die Menschheit ein glorreiches “Zeitalter der Helden” und das ganze Spiel geht viel leichter und freundlicher von der Hand

So ein Pestzeitalter nervt einfach und macht das Spielen holpriger.

Hohe Wiederspielbarkeit durch Baukasten-Prinzip

Das macht den besonderen Reiz aus: Normalerweise laufen 4x-Strategiespiele immer nach demselben Muster ab: Man lernt eine Formel und perfektioniert sie. Mit der Zeit spult man die ersten Stunden eines Spiels wie in Trance ab. Sie erfordern vom Spieler keine Entscheidungen mehr, sondern ein festes Spielen nach einem Bauplan.

Wer Stellaris beherrscht, der könnte die ersten 2, 3 Stunden eines Spiels auch blind zocken. Es ist wie die Eröffnung im Schach: Mit der Zeit kann man bestimmte Muster auswendig.

Bei Millennia gibt es aber clevere Mechaniken, die dafür sorgen, dass sich die „Grundregeln“ des Spiels immer wieder ändern. Denn bei 4 Zeitaltern im Spiel hat man die Gelegenheit, sein Volk zu spezialisieren. Die erste Entscheidung kommt früh

Will man aggressiv spielen und Gegner früh unterjochen, entscheidet man sich für „Raider“ oder „Warrior“ und bekommt mächtige Einheiten. Das hab ich am Anfang gemacht

Mittlerweile spiele ich aber gerne als Jäger, denn hier sind weiter im Baum tolle Boni versteckt, mit der man sein Gebiet erheblich ausbauen kann

Jetzt hab ich aber auf reddit gelesen, dass sogar andere der ersten 8 Optionen, die ich nie in Betracht gezogen habe, auch super funktionieren. Also denke ich, sogar wenn ich nicht spiele, darüber nach, Millennia zu spielen

Schon durch die Startposition der ersten Stadt und welche Ressourcen man zur Verfügung hat, verändern sich die Grundkonditionen und wie man darauf reagieren muss.

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Das Gefühl “Ich hab etwas verstanden” macht süchtig

Das macht den Suchtfaktor aus: Millennia hat eine unheimlich befriedigende Lernkurve, weil einen das Spiel immer wieder mit Rätseln konfrontiert, die man löst und dann das Gefühl hat: Ich hab etwas verstanden, ich bin wirklich besser geworden.

So ist alleine die Frage “Wo baue ich meine Städte und wie erweitere ich sie am besten?” schon eine zentrale Spiel-Entscheidung, bei der man alle 10 Stunden etwas Neues versteht und einen Sprung macht.

Hier spürt man echten Fortschritt.

Macht das Spiel denn Spaß? Ja, natürlich macht es Spaß. Man sieht aber auch an jeder Ecke, wie roh das Game noch ist und dass es einige weitere Monate in der Entwicklung gebraucht hätte.

Schon 44 Stunden im Spiel, aber empfehlen würde ich es im Moment nicht.

Grade grafisch ist das Spiel schwach, die Kämpfe sind fast eine Frechheit, das User-Interface ist so krümelig, dass man viele wichtige Informationen erst erkennt, wenn man weiß, wo man genau nach der Informationen suchen muss: So hab ich gerätselt, warum in einem militärischen geprägten Durchgang einfach meine Einheiten verschwanden.

Erst, als ich erkannte, dass meine Finanz-Bilanz (oben rechts eine winzige Anzeige) ein dickes Minus aufwies, hab ich das Rätsel gelöst.

Dennoch hat mich Millennia jetzt gepackt, wie selten ein Strategiespiel in den letzten Monaten. Ich würde aber niemandem empfehlen, es sich grade für die 40 € auf Steam zu holen. Wahrscheinlich ist es ein Spiel, das in 6 oder 12 Monaten deutlich besser ist, als jetzt. Zumal die Entwickler frecherweise schon zwei Erweiterungspakete angekündigt haben, die noch 2024 erscheinen sollen.

Wegen all der Probleme wurde Millennia von Testern und beiden User-Reviews auf Steam abgestraft:

Strategie-Genies scheitern schon wieder – Neue Alternative zu Civilization wird in Tests auf Steam verrissen

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