Das Strategie-Spiel „Imperator: Rome“ hat in den letzten 30 Tagen 97 % positive Reviews auf Steam erhalten, dabei haben die Entwickler Paradox Interactive das Spiel eigentlich schon 2021 aufgegeben. Aber die Fans und eine aktive Modder-Szene lassen es einfach nicht sterben. Nach 3 Jahren mit weniger als 1.000 durchschnittlichen Spielern auf Steam, hat es im März 2024 wieder die Tausender-Marke überschritten.
Was ist das für ein Spiel?
Imperator: Rome spielt von 304 bis 27 vor Christi Geburt. Das ist die Zeit, in der das römische Reich wuchs. 27 vor Christus wurde mit Augustus, dem Erben Cäsars, der erste römische Kaiser gekrönt.
Es ist ein großes 4x-Strategiespiel, bei dem ihr zwischen unzähligen Fraktionen wählen könnt: Vom mächtigen Rom selbst, das beim Spielstart aus ein paar Provinzen rund um Rom besteht, über Karthago, Ägypten oder Sparta ist alles dabei. Ihr könnt auch einen winzigen Stamm in Irland spielen.
Ihr leitet die Geschickte eures Landes, bestimmt über eure Armee, die Entwicklung eurer Städte, der Gesellschaft und über die vielen verschiedenen Völker, aus denen euer Reich besteht: Sollen nur Römer die Macht und alle Privilegien erhalten oder gewährt ihr den Etruskern und Korsen dieselben Rechte?
Dabei ist Imperator: Rome aus ein Mix Rollen- und Strategiespiel, denn jede Figur im Spiel, jeder Politiker, jeder General und deren Familien sind simuliert, haben Werte und Eigenschaften. Habt ihr ein Volk besiegt, könnt ihr dessen führende Figuren in euren Reihen aufnehmen, in die Sklaverei verkaufen, sie in Gladiatorenkämpfen zur Belustigung des Volkes kämpfen lassen oder sie einfach umbringen.
Spiel verkauft sich gut, kriegt gute Tests – Bleibt irgendwie ungeliebt
Warum floppte Imperator: Rome? Es floppte nicht wirklich. Die Wertungen zum Release waren mit 76 % auf Metacritic okay, auch die Verkäufe waren besser als erwartet.
Aber: Die Unterstützung der Fans blieb zum Release aus. Imperator: Rome hatte schwache User-Scores, kam bei den Fans nicht so gut an, wie sich Paradox da gewünscht hatte.
Die Gründe waren viele Kleinigkeiten, wie man in Foren-Threads von 2021 nachlesen kann (via paradox):
Man kann die Charaktere nicht direkt steuern, sondern hat nur indirekten Einfluss auf sie
Es wurde vom Spieler ein zu starkes Mikromanagement erwartet. Man hatte rasch viele Provinzen und das Spiel wurde unübersichtlich
Die Vanilla-Version litt unter zu vielen Bugs und war schwierig
Die einzelnen Fraktionen unterschieden sich zu wenig voneinander (via paradox) – Es fehlte an Details und Kleinigkeiten, die jedes Volk voneinander unterschieden
Irgendwie, so war der allgemeine Eindruck, war der Launch verkorkst und Imperator: Rome fiel hinter en Erwartungen der Spieler zurück.
Zwar mochten viele die Idee, ein Strategiespiel in dieser Epoche zu spielen und auf den Spuren von Cäsar zu wandeln, aber neben den über viele Jahre gewachsenen Europa Universalis oder Crusaders Kings-Spielen fiel Imperator: Rome zu stark ab.
Das war die Entscheidung von Paradox: Die Entwickler von Paradox gaben Imperator: Rome schon nach 2 Jahren auf:
2021 stoppte die Entwicklung, es kam die letzte von vier Erweiterungen „Heirs of Alexander“
Im Juni 2022 hieß es dann offiziell, man stelle die Entwicklung ein, außer das Spiel werde von einem anderen Studio übernommen oder es gäbe ein „neues plötzliches Interesse am Spiel“
Der Kopf hinter dem Spiel, Johan Anderson, verließ das Projekt: Für einige Fans von Paradox ist Anderson sowas wie der Antichrist. Immer wenn der ein Projekt verlasse, laufe es schlagartig besser (via reddit)
Fans reagieren auf Ende der Entwicklung mit Trotz und Steam-Reviews
Wie ging es danach weiter? Ab 2022 gab es eine seltsame Entwicklung bei Imperator: Rome. Denn die Ansage der Entwickler, man wolle das Spiel erst weiterentwickeln, wenn das Interesse am Spiel neu entflamme, setzte eine Art Trotzreaktion in Gang.
Nun wollten die verbliebenen Fans von Imperator: Rome unbedingt, dass Paradox sieht, was für eine Perle sie da übersehen und so mies behandeln.
Ihre Meinung teilten sie Paradox etwa über Reviews auf Steam oder in Posts auf Social Media mit.
Patch, eine tolle Mod und plötzlich sind die Spieler auf Steam wieder da
Hat das denn geklappt? Zumindest etwas. Man brachte die Entwickler im April 2023 dazu, einen neuen Patch 2.0.4 zu entwickeln, ein Jahr, nachdem das Spiel eigentlich tot war. Doch es war kein echter Sieg. Denn die Entwicklern sagten etwas patzig: Zwar bringe man einen neuen Patch, bleibe aber bei der Entscheidung, das Spiel nicht weiterzuentwickeln.
Doch dieser neue Patch diente etwa den Moddern hinter der sehr guten Invictus-Mod als Grundlage, das Spiel wiederzubeleben.
Das ist der aktuelle Stand: Aktuell treiben die Reviews auf Steam ein besonders seltsames Bild:
Denn dank verstärker positiver Reviews steht Imperatpr Rome aktuell bei „97 positiven Reviews“ in den letzten 30 Tagen
Viele der Reviews sagen sowas wie: „Belebt das Spiel wieder, ihr Feiglinge“ oder Bringt es zurück!
Und im März 2024 hat Imperator Rome nach 3 Jahren zum ersten Mal wieder mehr als 1.000 durchschnittliche Spieler auf Steam online (via steamcharts).
Und geht das Spiel jetzt weiter? Nein, vom neu aufflammenden Interesse, das Paradox 2022 forderte, ist man nach wie vor lange weg. Da bräuchte man statt 1.000 Spielern auf Steam wieder etwa 4.000.
Doch zum 1. April erlaubte sich jemand einen bitteren Aprilscherz: Patch 2.1 komme nun doch endlich.
Der Scherz sei schon etwas grausam, wie selbst der ehemalige Game-Director Johan Anderson bemerkt.
Wie gut ist Imperator Rome wirklich?
Hat das Spiel denn die tollen Reviews denkt? Ich hab in den letzten Tagen 43 Stunden mit Imperator Rome verbracht, auch mit dem aktuellen Invictus-Mod und sage: Nein, die aktuellen 97 % positiven Reviews sind eher eine Trotz-Reaktion, dass Paradox „ausgerechnet sein bestes Spiel verlassen hat.“
Imperator: Rome ist durch die aktuelle Mod und den Patch deutlich besser als zum Release, hat aber immer noch viele der ursprünglichen Probleme.
Es wirkt irgendwie fleisch- und farblos. Die Partien neigen dazu, im Mikromanagement zu ersticken.
Ein großes Problem sind nach wie vor die Missionen, die sich repetitiv anfühlen und Spieler in eine Art Korsett zwingen: Wenn man einen Missionsbaum startet, fühlt sich das Spiel oft passiv an und so als folge man einem langweiligen Plan, der vor allem daraus besteht, auf das Ablaufen von Timern zu warten.
So muss man Provinzen ausbauen und zig Spielmonate darauf warten, bis man die benötigten Ressourcen hat.
Einer aggressiven Expansion stehen zahlreiche Gameplayhürden im Weg, durch die man ebenfalls zum Warten gezwungen wird: Erst muss man warten, dass der Malus für die aggressive Expansion sinkt, dann warten, bis sich die Stabilität erhöht hat, sonst hat man über früh oder lang mit rebellischen Gouverneuren zu kämpfen und das römische Reich zerbröselt leicht.
Tolle Idee, aber die Wurzeln des Spiels sind schon zu krumm
Grundsätzlich ist Imperator: Rome ein spannender Mix aus interessanten Ideen und spielt in einer faszinierenden Zeit, aber trotz aller Fanproteste und Fanmühen sind die Wurzeln des Spiels so missraten, dass weder Paradox noch ein magischer Wunder-Mod das noch richten können.
Egal wie sehr Fans sich von Paradox wünschen: „Belebt das wieder, ihr Feiglinge.“
Letztlich bleibt Imperator: Rome das falsche Pferd – auf das richtige Paradox, auf Crusader Kings 3, ist Paradox vor 3 Jahren umgeschwenkt. Das war wohl die richtige Entscheidung, so bitter das für alte Römer auch ist.