Nach Übernahme von Activision Blizzard war ich noch optimistisch, doch torpediert Xbox das eigene Portfolio

Mit der Übernahme von Activision Blizzard hatte sich Microsoft in eine Position gebracht, um mit Xbox nachhaltig zum weltweit größten Anbieter für Games aufzusteigen. Nach den jüngsten Maßnahmen bezweifelt MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz jedoch, dass das Team von Phil Spencer diese Aufgabe tatsächlich meistern kann.

Seit der Einführung der ersten Xbox im November 2001 versucht Microsoft bereits, eine ausreichend große Zahl an First-Party-Studios aufzubauen, die verlässlich Spiele veröffentlichen, mit denen sich Konsolen und – wenn man die vergangenen Jahre mit reinnimmt – Abos für den „Xbox Game Pass“ verkaufen lassen.

Da der Neuaufbau solcher Studios viele Jahre dauert, war die Strategie von Microsoft eine andere: Bereits etablierte Teams mit viel Geld übernehmen und diese First-Party-Produktionen entwickeln lassen.

Rare war die erste namhafte Akquisition, im Jahr 2002.

2014 folgten die Minecraft-Entwickler von Mojang.

Seit 2018 gehören Compulsion Games, inXile Entertainment, Ninja Theory, Obsidian Entertainment, Undead Labs und Playground Games zu den Xbox Studios.

2019 kaufte man Double Fine Productions.

Im März 2021 ging die Übernahme von Bethesda und Zenimax durch.

Am 13. Oktober 2023 meldeten die Verantwortlichen den Vollzug für die Übernahme von Activision Blizzard.

Auf dem Papier bestand Team Xbox damit aus 35 First-Party-Studios, wenn man die tatsächliche Zahl an Entwickler-Teams bei Blizzard, King und Co. außer Acht lässt. Zu den wichtigsten Marken von Microsoft gehören jetzt Call of Duty, Warcraft, Diablo, Candy Crush, Halo, Forza, Minecraft, Age of Empires und viele mehr.

Call of Duty ist eine der wertvollsten Marken der Games-Industrie, und die gehört seit 2023 Microsoft.

Call of Duty Modern Warfare 3 Season 2 Multiplayer-Trailer


Autoplay

Realität trifft Hoffnung kritisch

Kurz nach der Übernahme blickte ich noch optimistisch auf die Zukunft von Team Xbox. Die Gründe:

Team Xbox war bekannt dafür, dass man den Studios recht freie Hand bei den Projekten lässt. Gleichzeitig besitzt Microsoft die finanziellen Mittel, Markenrechte sowie die Teams, um wirklich jedes Projekt umsetzen zu können.

Dank Xbox Game Pass stehen die Chancen aus meiner Sicht gut, dass Teams an Herzensprojekten arbeiten dürfen, die beispielsweise unter dem alten Activision nicht möglich gewesen wären – siehe Pentiment von Obsidian.

Blizzard hat jetzt nach Jahren mal wieder die Chance, ohne den Druck von Activision Spiele entwickeln zu dürfen.

Führungskräfte wie Phil Spencer (Chef der Gaming-Sparte von Microsoft) und Mike Ybarra (seinerzeit noch Blizzard-Präsident) sagten nach der Übernahme die richtigen Dinge (etwa, dass Blizzard in Zukunft auch wieder Spiele ohne Service-Modell entwickeln darf und möchte).

Mein Blick auf Team Xbox hat sich in den vergangenen Monaten jedoch stark verändert. Auch dafür gibt es Gründe:

Ich hatte zwar nach der Übernahme von Activision Blizzard mit Entlassungen gerechnet (gerade in den Bereichen PR, Vertrieb und Support), doch übertraf die Entlassungswelle im Januar meine Erwartungen. Noch überraschender war, dass Blizzard-Präsident Mike Ybarra und Mitgründer Allen Adham gehen mussten, und dass das Survival-Game von Blizzard abgesägt wurde.

Vor kurzer Zeit gab es die Absage für die BlizzCon 2024, und das nur ein Jahr nach dem Comeback der physischen Hausmesse.

Ganz frisch standen die Schließungen von Tango Gameworks, Alpha Dog, Arkane Austin und Roundhouse an. Außerdem gab’s auch in anderen Bereichen von Bethesda Entlassungen, etwa im Bereich der PR.

Am schlimmsten finde ich dabei die teils vogelwilden Aussagen der Xbox-Verantwortlichen, um die jüngsten Entlassungen zu erklären. Matt Booty sagte zum Beispiel, dass man in Zukunft kleinere Spiele entwickeln möchte, die Preise einsacken und sich positiv auf den Ruf von Team Xbox auswirken (via The Verge).

Hi-Fi Rush gehört zu den besten Spielen in einem starken Spielejahr 2023.

Genau so ein Spiel wie Hi-Fi Rush also, das 2023 vom frisch geschlossenen Tango Gameworks erfolgreich veröffentlicht werden konnte. Allein durch diese Studio-Schließung verliert Microsoft ohne Not Talente und Führungskräfte, die teils über 14 Jahre lang aufgebaut wurden.

Was ebenfalls viele Xbox-Fans enttäuschen dürfte: Bis auf Diablo 4 hat sich bisher kein namhaftes Spiel von Activision Blizzard in den Xbox Game Pass verirrt. Zum Vergleich: Als Bethesda 2021 übernommen wurde, landeten kurz nach Finalisierung des Deals auf einen Schlag 20 Spiele des Publishers im Abo-Angebot.

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Düstere Zukunft für Xbox-Fans?

Mit Senua’s Saga: Hellblade II erscheint am 21. März der nächste Blockbuster von Team Xbox auf PC und Xbox. Statt das Spiel schon jetzt entsprechend zu bewerben und einen gewissen Hype zu generieren, ist bisher jedoch Sparflammen-PR angesagt. Lassen sich daraus bereits Rückschlüsse auf die Qualität des Spiels ziehen?

Der für Juni angekündigte First-Party-Showcase kommt auf jeden Fall zu spät, um Hellblade II zu bewerben. Dort könnten andere Releases für das aktuelle Jahr im Fokus stehen. Indiana Jones und der Große Kreis, Avowed, Microsoft Flight Simulator 2024 und Ara: History Untold stehen auf der Liste.

Außerdem kommen natürlich Gold Road für The Elder Scrolls Online, The War Within für WoW, Gefäß des Hasses für Diablo 4 sowie ein neues Call of Duty. Team Xbox hatte definitiv schon schlechtere Jahrgänge.

Doch reicht das, um desillusionierte Spieler wie mich zurück ins Boot zu holen? Für mich wirkt es derzeit nämlich so, als ob Microsoft alte Fehler wiederholt (Stichwort: Lionhead) und so das eigene Portfolio aus Studios und Marken nachhaltig beschädigt. Wie bewertet ihr den aktuellen Status von Team Xbox? Die WoW-Chefin freut sich übrigens: Blizzard darf unter Microsoft einfach Blizzard sein, aber mit Vorzügen

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