„Dreckig und falsch“ – Ehemaliger Blizzard-Mitarbeiter sagt, Activision feuerte, wer während der Arbeit WoW zockte

2020 schloss Activision Blizzard seinen Standord in Versailles. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet, dass schon in den Monaten zuvor nach Gründen gesucht wurde, um Angestellte entlassen zu können. Ein solcher Vorwand für eine Kündigung soll die Spielzeit in WoW gewesen sein.

Woher kommen die Informationen? Die Informationen kommen von ehemaligen Blizzard-Mitarbeitern, die bei der aktuellen Episode 7 des Podcast „Tobis Gaming Café“ zu Gast waren. Benedikt Oehmen war fast 17 Jahre lang bei Blizzard, zuletzt arbeitete er bis 2022 im Lokalisierungs-Team.

Im Podcast berichtet Oehmen vom Anfang vom Ende der Blizzard-Niederlassung in Versailles, Frankreich. Der Standort wurde im Oktober 2020 geschlossen. Die Schließung wurde damals als Zeichen für den wachsenden unternehmerischen Einfluss von Activision gesehen.

Bereits in den Monaten vor der Schließung war es im Rahmen einer Umstrukturierung von Activision Blizzard zu Massenentlassungen gekommen.

Die ganze Folge findet ihr auf der Website von Tobis Gaming Café.

Battlenet-Daten wurden Mitarbeitern zum Verhängnis

Was berichtet der Ex-Mitarbeiter? Wie Oehmen berichtet, habe man in Versailles bereits 2019 spüren können, dass es langsam zu Ende gehe. Damals suchte man offenbar nach Vorwänden, um Mitarbeiter entlassen zu können.

So wertete man die Daten des hauseigenen Battlenet-Launchers aus: Wer während der Arbeitszeit zu viel zockte, wurde gefeuert.

Getroffen habe es damals unter anderem den damaligen Manager von Oehmen – einen der besten, die er je hatte, erinnert sich der Blizzard-Veteran. Sein Boss sei wegen seiner Spielzeit in World of Warcraft gefeuert worden.

Oehmen erklärt jedoch, dass sein Vorgesetzter sich zwar für gewöhnlich zwei Stunden Mittagspause nahm und in dieser Zeit zockte, dafür aber auch regelmäßig zwei Stunden länger im Büro geblieben sei, um Gespräche mit Mitarbeitern in den USA zu führen.

Aufgrund der Zeitverschiebung musste der Manager also ohnehin länger bei der Arbeit bleiben und machte dafür wohl eine längere Pause. Überhaupt habe er seine Arbeit immer sehr gut gemacht. Das sei den Verantwortlichen aber egal gewesen. Andere Mitarbeiter seien degradiert worden.

Glück gehabt, wer auf Steam zockte

Das steckte dahinter: Das Ganze sei laut Oehmen eine Vorbereitung auf eine größere Entlassungswelle gewesen, bei der schließlich etwa ein Drittel der Belegschaft gekündigt wurde. Die Handhabung seitens Activision Blizzard habe sich „sehr dreckig und falsch“ angefühlt.

Diese Vorgehensweise führte laut Oehmen auch dazu, dass viele Mitarbeiter der Personalabteilung freiwillig das Unternehmen verließen. Daraufhin mussten Angestellte aus anderen Bereichen in die Personalabteilung „befördert“ werden, um weitere Entlassungen zu koordinieren.

Oehmen erinnert sich, dass es auch beim „alten Blizzard“ Regelungen gab, nicht zu viel während der Arbeitszeit zu zocken. Damals sei man dann aber nur kurz zur Seite genommen worden.

Besonders bedauert Oehmen, dass von den Kündigungen auf diese Weise ausgerechnet die Mitarbeiter betroffen gewesen seien, welche die eigenen Spiele „zu sehr liebten“. Denn Activision Blizzard hatte nur Zugriff auf die Daten von Battlenet. Wer etwa über Steam zockte, war zumindest in dieser Hinsicht sicher.

Mehr zum Thema

Mehr zum Thema
Blizzard wollte frei von Activision sein – Aber Microsoft lässt das nicht zu

von Cortyn

Mehr zum Thema
Activision Blizzard muss 21,8 Millionen € zahlen, weil sie mit WoW, CoD Patentrecht verletzten

von Schuhmann

Mehr zum Thema
Nicht Activision hat das „gute, alte Blizzard“ auf dem Gewissen, sondern der Erfolg von WoW

von Karsten Scholz

Auch andere ehemalige Blizzard-Mitarbeiter berichteten schon von fragwürdigen Vorgehensweisen, wenn es um Entlassungen ging. Jason T. Hall, der mittlerweile Indie-Entwickler und Twitch-Streamer ist, sagte Anfang 2024, seine Zeit bei Blizzard habe einige der besten und schlechtesten Erfahrungen seiner Karriere beinhaltet. Damals seien Psycho-Spiele mit Angestellten veranstaltet worden – Wer verlor, wurde gefeuert.

Der Beitrag „Dreckig und falsch“ – Ehemaliger Blizzard-Mitarbeiter sagt, Activision feuerte, wer während der Arbeit WoW zockte erschien zuerst auf Mein-MMO.de.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *