Unicorn Overlord – im Test (PS5)

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Spiel:Unicorn OverlordPublisher:AtlusDeveloper:VanillawareGenre:Strategie-RollenspielGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5, Switch, XSXUSK:12Erschienen in:4 / 2024

Manchmal kommt es vor, dass ein Spiel und damit auch gleich ein ganzes Spielprinzip über Jahre hinweg brachliegt. Ein solcher Fall sind beispielsweise das SNES-Strategiespiel Ogre Battle aus dem Hause Quest und sein N64-Nachfolger Ogre Battle 64. Im Jahr 2000 erschien mit Ogre Battle Gaiden: The ­Prince of ­Zenobia exklusiv in Japan das dritte und letzte Spiel, das auf die ganz eigene Mischung aus Truppen­planung, Echtzeit-Strategie und Rundenkämpfe setzte. Abgesehen von Virtual-Console-Portierungen hat der aktuelle Rechteinhaber Square Enix dieses Spielprinzip nicht mehr angefasst.

Umso größer ist deshalb die Freude, dass die 2D-Zauberer aus dem Hause Vanillaware sich jetzt für ihr eigenes Strategie-Spektakel ganz eindeutig vom Quest-Klassiker haben inspirieren lassen. Unicorn Overlord vermischt gekonnt zahlreiche Ogre Battle-Systeme mit einer eigenständigen Spielstruktur, einer feinen Fantasy-Story und der firmentypisch hochgradig üppigen 2D-Grafikpracht.

Die Geschichte spielt auf dem Fantasy-Kontinent Fevrith, wo der einstmals treue General ­Valmore die Macht an sich gerissen hat. Doch Königin Ilenia gelingt es gerade noch, ihren kleinen Sohn Alain auf einer abgelegenen Insel in Sicherheit zu bringen. Dort wächst er zu einem tapferen jungen Mann heran, und als das ­zenoirische Imperium versucht, die Priesterin Scarlett zu entführen, eilt er zur Rettung und so beginnt der Kampf um die Freiheit von Fevrith und seinen fünf Regionen. Ihr steuert Alain direkt über die Weltkarte, die Ihr Stück für Stück aufdeckt und unter Eure Kontrolle bringt. Das geschieht, wie eingangs bereits angedeutet, in bester Ogre Battle-Manier. Beginnt der Kampf, sendet Ihr von einem Startpunkt aus zuvor festgelegte Truppen auf das Schlachtfeld. Ihr weist Euren Einheiten Ziele zu, die sie dann in Echtzeit ansteuern. Unterwegs können Festungen, Städte oder auch Strukturen wie Brücken und Türme eingenommen werden. Berührt Ihr einen gegnerischen Verband, kommt es zum Kampf.

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Eure Figuren agieren hier nach ihrem Aktionspotenzial und nach zuvor von Euch festgelegten Anweisungen selbstständig: Ist eine feindliche Einheit besiegt, dann ist die überlebende Truppe automatisch der Sieger. Kommen beide Einheiten durch, dann gewinnt diejenige, die weniger Lebens­energie verloren hat. Hier kommt die Taktik ins Spiel: Es liegt an Euch, schlagkräftige Verbände zusammenzustellen. Diebe weichen vielen Angriffen aus, sind aber für Bogenschützen ein leichtes Ziel. Die sollten ihrerseits vielleicht von Hopliten gedeckt werden, da sie nicht viele Treffer aushalten. Den kraftvollen Hopliten mit ihrer starken Verteidigung macht Ihr wiederum mit hammerbewehrten Kriegern oder mächtigen Magiern die Hölle heiß – so hat jede Einheit ihre Stärken und Schwächen, der kluge Einsatz der richtigen Truppen ist der Schlüssel zum Sieg. Und zu viel Zeit solltet Ihr Euch auch nicht lassen, während jeder Schlacht tickt eine Uhr. Da ist es gut, dass Ihr jederzeit pausieren dürft, um Befehle zu erteilen.

So erobert Ihr Region um Region, gewinnt neue Verbündete, heuert Truppen an, erledigt kleine Nebenaufgaben und baut zerstörte Städte mit Rohstofflieferungen wieder auf. Neben Geld sind Medaillen Eure wichtigste Währung: Über diese rekrutiert Ihr frische Kämpfer, richtet neue ­Verbände ein oder macht bestehende Gruppen größer und damit auch flexibler und schlagkräftiger. Jede Figur gewinnt nach erfolgreichen Kämpfen Erfahrungspunkte und levelt auf, ebenso dürft Ihr jeden Eurer Mitstreiter individuell ausrüsten. Auch an Eure Moral wird appelliert. Nicht wenige gegnerische Anführer entpuppen sich nach ihrer Niederlage als eigentlich ganz nette Zeitgenossen, die sich als wertvolle Kämpfer herausstellen könnten – aber überlegt Euch, ob Ihr wirklich jedem Übeltäter verzeihen solltet! ­Keine Ambivalenz gibt es dagegen in Sachen Darstellung, hier geht Vanillaware wieder einmal in die Vollen. Im Kampf und in den Zwischensequenzen beharken sich riesige, herrlich detaillierte und dynamisch animierte 2D-Charaktere. Designs und Kostüme sind oft von einer fast schon barocken Üppigkeit. Etwas pragmatischer geht es auf der Weltkarte zu: Hier laufen kleinere, stilisierte Truppenverbände umher. Ihr entscheidet über die passende Zoomstufe, sodass Ihr im Eifer des Gefechts nicht den Überblick verliert.

Meinung

Thomas Nickel meint: Ich liebe Ogre Battle – insofern rennt Unicorn Overlord bei mir offene Türen ein. In vielerlei Hinsicht fühlt es sich tatsächlich wie ein neues Spiel im Stil von Kultdesigner Yasumi Matsuno an: von der eingebauten Enzyklopädie und den zu treffenden Entscheidungen über manch einen ambivalenten Antagonisten bis hin zur Musik von Studio Basiscape. Doch Vanillaware liefert hier nicht einfach nur eine unglaublich schöne Kopie der Quest-Klassiker ab, sondern reichert das stimmige Spielprinzip um viele eigene Elemente und Ideen an. Ihr kämpft Euch nicht schnöde durch eine lineare Abfolge von Schlachten, sondern erkundet und erobert eine große, zusammenhängende Welt und entscheidet selbst, welche Aufgabe Ihr als Nächstes angeht. Vor allem aber ist Unicorn Overlord im Vergleich zum brillanten, aber auch gerade zu Beginn mächtig kniffligen Ogre Battle sehr viel zugänglicher. Ihr werdet behutsam in die Spielsysteme, Charakterklassen und taktischen Möglichkeiten eingeführt und baut dabei Eure Armee Stück für Stück aus. Der ”Nur noch eine Schlacht”-Faktor ist hier ganz enorm!

Wertung

stark von ”Ogre Battle” inspiriert
5 Reiche wollen erobert werden
verschiedene Schwierigkeitsstufen

Das Strategie-RPG mischt gekonnt Elemente aus einem Klassiker mit eigenen Konzepten, exzellenter Präsentation und vorbildlicher Zugänglichkeit.

Singleplayer88MultiplayerGrafikSound

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