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Die Outlast-Reihe stand noch nie für subtilen Psychohorror. Mit dem jetzigen Koop-Spin-off wird der Gruselfaktor noch weiter gesenkt, die Brutalo-Schraube hingegen weiter angezogen. Filmfans dürften sich an ”Hostel” erinnert fühlen.
Das liegt nicht nur am hohen Gewaltgrad, zu dem Ihr als Spieler beitragt, auch das Setting ist ähnlich. Ihr werdet als Obdachloser von der Murkoff Corporation in eine Forschungseinrichtung entführt und unterzeichnet nicht ganz freiwillig eine Einwilligungserklärung, Euch Nachtsichtgeräte an den Schädel operieren zu lassen. Alleine oder gemeinsam müsst Ihr nun einige größere Prüfungen und kleine Herausforderungsmissionen bestehen, um die Einrichtung verlassen zu dürfen.
Eine der wichtigsten spielerischen Änderungen: Ihr seid nicht mehr vollkommen wehrlos gegen die Verrückten, die von den Forschern auf Euch gehetzt werden. Teamarbeit ist dabei der Schlüssel. Während ein Kollege Euch von Schmerzen und Halluzinationen heilt, können andere Spieler mit dem Scanner aushelfen oder Feinde sogar kurzzeitig blenden und betäuben.
Solo-Spieler haben da selbstverständlich das Nachsehen. Zwar könnt Ihr Euch alleine mit gefundenen Pillen wiederbeleben, jedoch sind auch die Aufgaben wie das mühsame Herumtragen von Säureeimern oder das Auffinden von zu schreddernden Puppenkindern sehr mühsam, wenn Ihr niemanden habt, der die Anstalt-Crew ablenkt. Wir empfehlen Euch daher mindestens einen zweiten Mitspieler, damit Ihr Euch auf Gefahren hinweisen könnt.
Eine tiefgehende Story solltet Ihr nicht erwarten. Ihr könnt hauptsächlich einige Dokumente in den Levels finden, die über die Hintergründe der Schauplätze und Eure Opfer aufklären, die Ihr im Verlauf quälen und töten werdet. Ganz ohne Solo-Missionen kommt das Spiel jedoch nicht aus. Während Ihr den Solo-Prolog überspringen könnt, müsst Ihr Eure Flucht aus der Einrichtung ebenfalls auf eigene Faust bestehen, wenn Ihr die nächsten Missionsbäume freischalten wollt. Hier werden dann die bekannten Aufträge mit Modifikatoren aufgepeppt. Neben härteren Gegnern erhaltet Ihr dort eventuell Schaden beim Laufen über Glassplitter oder müsst mit mehr Fallen rechnen. Als Motivation dienen Erfahrungspunkte, Upgrade-Marken und Moneten. Ihr schaltet so nützliche Perks frei, um beispielsweise lautlos über Glas laufen zu können. Außerdem winken verbesserte Spezialfähigkeiten, neue Manöver zur Selbstverteidigung oder das schnellere Durchbrechen verrammelter Türen.
Meinung & Wertung
Steffen Heller meint: Dank eines gelungenen Koop-Prinzips ist zumindest die erste Flucht aus der Forschungseinrichtung recht unterhaltsam. Insgesamt hätte ich mir jedoch mehr große Missionen mit vollkommen frischen Schauplätzen und Mechaniken gewünscht. Auch wären noch mehr spezielle Gegnertypen wie der Auflauerer, die blinden Riesen oder der messerstechende Fake-Mitspieler wünschenswert gewesen, denn das alte Prinzip des schreienden Davonlaufens und Versteckens in einem Schrank vor den ganzen Verfolger-Kreaturen hat man bereits vor über zehn Jahren zu Genüge erlebt. Mal abgesehen von diesen Punkten und der völlig unnötigen und zu schweren Solo-Final-Mission, die mich von meiner Freundesgruppe trennt, hatte ich eine spaßige Horror-Zeit. Erwartet nur nicht das Gruselgefühl, das Ihr noch beim Erstling hattet.
Gelungenes Koop-Spin-off, das jedoch Solo-Abenteuer-Fans nur noch bedingt taugen dürfte.
Singleplayer74MultiplayerGrafikSound
