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Eine lange Reise geht zu Ende, und das in mehrfacher Hinsicht: einerseits die von Harold Halibut, Hauptfigur im nach ihm benannten Adventure. Andererseits die vom Debütwerk des in Köln ansässigen Entwicklerstudios Slow Bros, das über eine Dekade daran gewerkelt hat. Dass dabei jede Menge Aufwand sowie Herzblut ins Projekt gesteckt wurde, erkennt man auf dem Bildschirm sofort: Harold Halibut fasziniert optisch mit einem geschmeidigen Stop-Motion-Look (der 60-fps-Modus ist klar empfohlen), für den alle Umgebungen, Objekte und Charaktere erst in Handarbeit modelliert und gebaut wurden, um sie dann per 3D-Scanner einzulesen und ihnen mit Motion Capture & Co. Leben einzuhauchen.
Harold lebt an Bord eines großen Raumschiffs, das vor langer Zeit die vor dem Ende stehende Erde verlassen und auf einem Planeten eine Bruchlandung unter Wasser hingelegt hat. Mit der Situation haben sich die Insassen seit Langem arrangiert und verbringen ihren Alltag wie in einer zwar ungewöhnlichen, aber kleinen Stadt. Doch im Hintergrund tun sich Probleme auf und Harold macht unerwartet eine Bekanntschaft, die nicht nur für ihn Veränderungen einleiten wird.
Diese Umschreibung ist bewusst vage gehalten, um Spoiler möglichst zu vermeiden. Es sei nur noch gesagt, dass Ihr hier kein bombastisches Epos und weltbewegende Geschehnisse erwarten solltet – Harold Halibut ist besser als Beinahe-Alltagsstory mit einigen fantasievollen Anklängen beschrieben.
Entsprechend lässt sich die Erzählung viel Zeit und lädt dazu ein, sich auf eine Reihe Nebenaufgaben einzulassen, die primär dem besseren Kennenlernen der anderen Bewohner dienen. Interaktion mit der Umgebung und Objekten ist nur begrenzt vorgesehen, auch auf komplexe Grübeleien oder Tätigkeiten wird verzichtet. Vereinzelt bekommt Ihr mal etwas anderes als Botengänge vorgesetzt, aber dann stets in einer Form, dass es wirklich jeder ohne Probleme schaffen kann. Meist seid Ihr also ohne großen Stress unterwegs, und das passt genau zum Gesamtwerk.
Meinung & Wertung
Ulrich Steppberger meint: Es war mir wirklich eine Freude, Harold auf seinem Abenteuer zu begleiten. Und ich würde es jedem ans Herz legen, der sich für eine ungewöhnlichere Inszenierung und/oder für kleine, aber feine Geschichten erwärmt. Aber zum Must-have kann ich Harold Halibut nicht küren, auch wenn es mich etwas schmerzt. Denn so toll ich die Realisierung des Motion-Capture-Looks finde, so viele Sympathien ich für die Charaktere hege und wie sehr ich es schätze, dass das Finale (fast) eine Punktlandung hinlegt: Etwas mehr Spiel im Spiel hätte mir noch besser gefallen. Dass es keine typischen Rätselaufgaben von der Stange gibt, stört mich nicht, aber dass die anspruchsvollsten Aufgaben darin bestehen, sich zu Beginn der zahlreichen Botengänge zu merken, wer sich wo aufhält, ist nun mal sehr wenig spielerischer Gehalt. Das sollte Euch bewusst sein. Aber wie anfangs erwähnt: Trotzdem bekommt Harold Halibut eine klare Empfehlung von mir.
Überaus sehenswert in Szene gesetztes Adventure mit fein erzählter Story, aber kaum spielerischem Anspruch.
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